Handball, 2. Bundesliga: HSG Konstanz – TSV Bayer Dormagen (Mittwoch, 19 Uhr, Schänzlehalle). – Während die HSG nach dem intensiven Schlagabtausch in Potsdam und den Reisestrapazen wenig Zeit zur Vorbereitung auf den Ex-Erstligisten TSV Bayer Dormagen hatte, war der das letzte Mal am 11. Februar im Einsatz und konnte sich seitdem ausschließlich und ganz gezielt auf die Auswärtsaufgabe am Bodensee vorbereiten. Ohne Englische Woche und ihre Strapazen und Belastungen. Möglich machte dies die Verlegung des Heimspiels gegen Motor Zaporizhzhia auf 28. Januar, sodass Dormagen noch vor dem eigentlichen Zweitliga-Start Anfang Februar ein hochklassiges „Testspiel“ zur Vorbereitung hatte, nun darüber hinaus als einziger im regulären Zweitliga-Spielbetrieb befindlicher Club trotz der angestrebten gleichen Belastung und Voraussetzungen für alle Vereine ausgeruht mit vollem Kader ohne Doppelbelastung antreten kann. Die Belastungssteuerung wird bei den Gästen daher eine andere sein als bei der HSG Konstanz. Jörg Lützelberger erwartet die Gäste nun wieder mit vollem Kader und überstandenen Verletzungsproblemen. „Ich gehe davon aus, dass Dormagen die Zeit gut genutzt und sich intensiv auf uns verbreitet hat“, ist der HSG-Coach überzeugt. „Ich hätte gerne auch diese paar mehr Trainingseinheiten und diesen Vorteil gehabt. Wir hoffen, dass wir alle Spieler wieder fit bekommen.“
Nichtsdestotrotz hebt der 37-Jährige hervor, dass „jammern noch nie geholfen hat. Das wollen wir auch nicht tun.“ Stattdessen arbeitete er akribisch an der Vorbereitung, die ganze Nacht auf der Heimfahrt von Potsdam an den Bodensee durch und schnitt die Spiele zusammen mit Co-Trainer Vitor Baricelli noch im Mannschaftsbus für die Spieler und Analyse zusammen. Der ehemalige Bundesligaprofi gibt sich trotz einiger unglücklicher Entscheidungen in den vergangenen Wochen ungebrochen kämpferisch und positiv und sagt: „Wir haben eine unglaublich große Motivation, vor unseren eigenen Fans den nächsten großen Fight zu liefern.“
Der TSV Bayer Dormagen hat sich nach dem Wiederaufstieg aus der 3. Liga in den letzten viereinhalb Jahren wieder fest in der 2. Bundesliga etabliert und kann dabei auf eine traditionell hervorragende Jugendarbeit sowie erfahrene Stützen wie die Brüder Patrick und Ian Hüter bauen, die im Januar beide für die USA bei der WM auf höchstem Niveau Erfahrungen sammeln durften. Seit Jahren wird unter der Leitung von Geschäftsführer Björn Barthel, der seit dreieinhalb Jahren zugleich Teil des achtköpfigen Präsidiums der Handball-Bundesliga (HBL) ist, gute Arbeit geleistet. In den letzten Monaten konnte sich Dormagen zudem in der 2. Bundesliga etwas „freischwimmen“, so Lützelberger. Sieben Punkte beträgt aktuell der Vorsprung auf die Konstanzer, die im Hinspiel das erste Mal in dieser Saison richtig nahe dran an Punkten waren und für die in einer zerfahrenen Partie mehr als nur eine knappe 22:25-Niederlage drin war.
Rund um das HSG-Spiel
Mit der Rückkehr von Kapitän und Antreiber Michel Stotz und einem zuletzt überragend aufgelegten Lars Michelberger, aber vor allem einer insbesondere in der ersten Hälfte hohen Abwehrqualität streben die Gelb-Blauen wie schon in Potsdam auch gegen Dormagen nach einem heißen Fight. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht. Mit ein, zwei Paraden mehr, zwei, drei technischen Fehlern weniger und zwei, drei Pfiffen weniger gegen uns wird das richtig heiß“, blickt Lützelberger auf Potsdam zurück und betont: „Alles, was dort geklappt hat, müssen wir uns aber wieder neu erarbeiten. Mit einer Top-Vorbereitung, Einstellung und Kampf am Limit. Wenn wir so arbeiten, wird das Erfolgserlebnis bald kommen.“ Gegen Dormagen gilt es dabei die nächsten dicken Bretter zu bohren, denn TSV-Trainer Matthias Flohr – ehemaliger Nationalspieler und Champions-League-Sieger – hatte sich schon im Hinspiel viel gegen das Konstanzer Abwehrsystem einfallen lassen und wird mit der großen Vorbereitungszeit sicherlich wieder einige Asse für seine Mannschaft vorbereitet haben.
Viele abgezockte Spieler
Dabei zeigen sich einige Parallelen zwischen beiden Teams. Beide setzen sich aus vielen jungen Talenten aus der eigenen Jugend zusammen – bei Dormagen ergänzt um unglaublich abgezockte Spieler wie die Hüter-Brüder oder den Kroaten Martin Juzbasic zwischen den Pfosten (34), den Tschechen Jakub Sterba, den lettischen Nationalspieler Artur Karvatski, den Slowenen Jakub Zurga und Mislav Grigic aus Kroatien. Mit dieser Qualität konnten die Nordrhein-Westfalen in dieser Spielzeit mit ihrer physischen, abgezockten Spielweise auch Topteams wie Nordhorn-Lingen und Bietigheim in die Knie zwingen.