Herr Baricelli, verfolgen Sie die Spiele der Handball-Weltmeisterschaft im TV?

Na klar, ich habe bei der brasilianischen Mannschaft meine Ausbildung gemacht und war bei der WM 2019 als Team- und Videoanalyst mit dabei.

Und wem haben Sie aktuell die Daumen gedrückt: Brasilien oder Deutschland?

Ich bin für Spanien. (lacht)

Was sind die Unterschiede zwischen Ihrem Heimatland und Ihrer Wahlheimat?

Das Wetter hier ist ganz anders. Wenn ich morgens im Kalten mit dem Fahrrad zur Halle fahren muss, ist das extrem schwer für mich. Ich komme aus Sao Paolo, dort leben 18 Millionen Menschen, hier sind es 80 000. Ich liebe die Sicherheit und die kurzen Wege in Konstanz, aber der Trubel der Metropole fehlt schon ein bisschen.

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Und auf den Handball bezogen?

Der Trainer in Deutschland hat immer das letzte Wort und hat mehr Distanz zu den Spielern als in Brasilien. Ich bin für mehr Kreativität und finde, dass die Verantwortung verteilt werden muss. Wie man diese Balance findet, habe ich in der zweiten Mannschaft gut gelernt.

Dort sind Sie Chef und zugleich Assistent von Jörg Lützelberger in der ersten Mannschaft. Eine wichtige Aufgabe in einem Ausbildungsverein wie der HSG.

Das ist ein ganz wichtiger Job, den Benjamin Schweda und ich bei der U23 machen. Wir müssen unsere Spieler so vorbereiten, dass sie fit sind, wenn oben einer ausfällt. Das klappt gut, beide Teams spielen ähnlich und sprechen die gleiche Sprache. Ich fühle mich sehr wohl hier und bin dankbar für alles, was die HSG für mich gemacht hat. Ich muss noch viel lernen und habe hier einen Platz gefunden, wo ich mich weiterentwickeln kann.

Wohin soll Ihr Weg führen?

Ich habe einen großen Traum. Ich will in der ersten Liga trainieren und Nationaltrainer von Brasilien werden. Als Spieler hätte ich das nie geschafft. Damals habe ich es nicht verstanden, aus heutiger Trainersicht weiß ich, warum es nicht gereicht hat (lacht). Seit ich 16 bin, schreibe ich an jedem Abend in ein Buch, was ich am Tag gemacht habe und was ich verbessern muss.

Sie haben drei Tattoos an den Oberarmen. Was ist da zu sehen?

Auf dem linken Arm habe ich die Skyline von Konstanz, auf dem rechten Arm die von Sao Paolo und von Köln. In diesen drei Städten habe ich gelebt, sie haben mich bisher am meisten geprägt. Diese Bilder erinnern mich jeden Tag an meine großen Ziele.