Die steigenden Temperaturen im Frühling erheitern die Gemüter zahlreicher Sportler. Für den Wintersport gilt es hingegen, ein Sommerloch zu füllen. Vor allem für einen hätte der vergangene Winter gern andauern können. Snowboard-Talent Julius Reichle hatte zu Beginn der vergangenen Saison mit einer Verletzung zu kämpfen und daher nur eine kurze Wettkampf-Phase. Dennoch: Beim ersten Wettbewerb nach der Verletzung fuhr der 17-Jährige Konstanzer direkt als bester Deutscher beim Europacup in Puy-Saint-Vincent auf Platz 14. Am Ende der Saison war er mit Rang sechs bei den Juniorenweltmeisterschaften im italienischen Passo St. Pellegrino ebenfalls Deutschlands Bestplatzierter.
Der Nachwuchs-Snowboard-Crosser musste zuvor allerdings eine ganz andere Hürde meistern. Lange Zeit kämpfte er mit den Folgen eines Innenbandrisses im Knie. Die Genesung des Skiinternat-Schülers, der sich im bayerischen Oberstdorf auf seine Wettkämpfe vorbereitet, dauerte bis in den Januar hinein. Reichle quälte sich durch Reha und Aufbautraining, ehe es für ihn zurück auf die Rennstrecke ging. Leidenschaftlich arbeitete er sich auf das Brett zurück.
Die Verletzungspause lehrte ihn, gegen Widerstände anzukämpfen. Der Youngster verlor trotz Verletzungsmisere den Fokus nicht aus den Augen, bewies Durchhaltevermögen und wurde belohnt. Nach einer gewissen Schonzeit sowie den Weihnachtsferien gelang es dem Patienten, das Krankenbett und die Physiomatte hinter sich zu lassen: „Das war schwer für mich. Während sich die Familie an Weihnachten und Silvester traf, ging ich in die Reha an den Chiemsee. Außerdem habe ich mir auch mentale Unterstützung gesucht.“
Nicht nur auf den Sport fokussieren
Anteil am Comeback hatten neben der professionellen physiotherapeutischen und mentalen Arbeit auch das Elternhaus, sowie Trainerin Simona Winter. Letztgenannte stand bei Wettkämpfen mit ihrem ganzheitlichen Konzept stets parat und half dem Snowboarder so wieder auf die Rennstrecke und zu guten Ergebnissen. Mit Platz 14 beim Europacup in Puy-Saint-Vincent und Rang sechs bei den Juniorenweltmeisterschaften bestätigte Reichle seinen Kaderstatus. Damit empfahl sich Reichle für noch höhere Aufgaben.
Mit akribischer Arbeit will das Snowboardtalent sein großes Ziel Olympia 2026 anpeilen: „Da will ich hin. Aber das ist noch ziemlich weit weg. Sollte ich das aber schaffen, würde sich ein Mega-Traum erfüllen“, sagt er. Bis dahin stehen dem Snowboarder noch weitere wichtige Herausforderungen bevor. Dazu zählt vor allem eine außersportliche Hürde: Schule.
„Da wir in der Regel im Winter über die Hälfte der Schulwoche hinweg trainieren, habe ich einiges aufzuholen. Das darf ich nicht auf die leichte Schulter nehmen“, erklärt der Schüler in einer Fachoberschule. „Ich darf mich nicht nur auf den Sport fokussieren, auch wenn die Versuchung im Winter groß ist“, weiß Julius Reichle um die Bedeutung seines schulischen Werdegangs. Womöglich helfen ihm die Moral und der Wille aus dem Sportbereich, auch diese Aufgabe hinreichend zu meistern.