Zweifelsfrei hat Julian Nagelsmann bei der TSG Hoffenheim als Trainer voll eingeschlagen, den Club vor dem Abstieg gerettet und in das Spitzenfeld der Bundesliga geführt. Kürzlich hat der mit 29 Jahren jüngste Bundesligatrainer in einem Interview aber polarisiert, als er – mit der Erfahrung von 32 Bundesligaspielen – Regeländerungen anstoßen wollte. „Es bringt doch gar nichts, wenn ein gegnerischer Spieler nach dem achten taktischen Foul die Gelbe Karte sieht und irgendwann ein Spiel aussetzen muss. Der Schiedsrichter sollte den Sünder sofort für fünf Minuten rausschicken können“, lautete ein Vorschlag neben der Erhöhung der Auswechselmöglichkeiten (im Amateurbereich in Baden-Württemberg zu Beginn dieser Saison schon umgesetzt) und dem Wunsch nach einem Timeout. Die Zeitstrafe, die es im Fußball in der Halle und im Jugendbereich schon gibt, war bereits 2015 vom Ex-Uefa-Chef Michel Platini gefordert worden.
Zweifelsfrei wird der Spielfluss durch taktische Fouls unterbunden und auch eine Sperre nach Gelb-Rot hilft dem geschädigten Team nicht wirklich, könnte sich sogar nachteilig auswirken, wenn der mit taktischen Fouls agierende Gegner am folgenden Spieltag geschwächt gegen einen direkten Rivalen des nicht regelkonform gebremsten Teams trifft. Im Fachmagazin „kicker“ wird der Vorschlag der Zeitstrafe positiv bewertet, eine Leserumfrage brachte eine 60-prozentige Zustimmung.
Thema Zeitstrafe: So sehen es Experten aus der Region





Zeitstrafen in anderen Sportarten
Während es im Fußball nur in der Halle und im Nachwuchsbereich Zeitstrafen gibt, sind diese in anderen Sportarten fest im Reglement verankert. Ein Überblick:
- Handball: Die Verwarnung und Gelbe Karte ist die erste Stufe im Handballsport, mit der die Schiedsrichter Spieler oder Offizielle abmahnen können, wenn sie sich nicht richtig verhalten. Pro Mannschaft sollten aber nur drei Verwarnungen ausgesprochen werden, danach folgen 2-Minuten-Zeitstrafen. Diese können auch bei besonderer Schwere des Regelverstoßes ausgesprochen werden, bevor die drei Verwarnungen verbraucht wurden. Die 2+2-Minuten-Zeitstrafe kann verhängt werden, wenn ein Spieler nach einer gegen ihn verhängten Zeitstrafe lautstark oder gestenreich protestiert, aber dabei den Schiedsrichter nicht beleidigt. Die 2-Minuten-Zeitstrafe + Disqualifikation wird ausgesprochen, wenn ein Spieler nach einer Hinausstellung in beleidigender Form gegen diese Entscheidung protestiert. Die dritte 2-Minuten-Zeitstrafe eines Spielers führt zu seiner Disqualifikation (Rote Karte). Diese kann insbesondere bei gesundheitsgefährdendem Foulspiel direkt ausgesprochen werden.
- Eishockey: Fouls werden beim Eishockey mit Zeitstrafen geahndet. Während dieser Zeit muss der bestrafte Spieler auf der Strafbank Platz nehmen. Die am häufigsten ausgesprochene Strafe ist die Zwei-Minuten-Strafe. Sie wird für leichte Vergehen ohne Verletzungsfolge verhängt. Besonders brutale Fouls werden mit einer Fünf-Minuten-Strafe belegt. Die Zehn-Minuten-Strafe ist stets eine persönliche Strafe. Sie wird unter anderem bei Schiedsrichter-Beleidigung verhängt.
- Rugby: Im Rugby wird die Gelbe Karte auch Sin Bin genannt und bringt eine zehnminütige Zeitstrafe für den Spieler mit sich. Bei einer Roten Karte darf ein Spieler direkt zum Duschen. Im Rugby bekommt man eine Rote Karte nur bei sehr schweren Vergehen, die in der Regel nichts mit Sportsgeist und Fairness zu tun haben.