Fußball, Landesliga: Der vorletzte Spieltag war eher von der kuriosen Sorte. Da durfte der SC Markdorf, der davon ausgegangen war, noch mindestens einen Punkt zu benötigen, schon am Samstag jubeln, obwohl er erst am Sonntag sein Heimspiel hatte. Da die Konkurrenz im Kampf um den Klassenerhalt nicht zu Siegen kam, herrschte schon vor dem Spiel gegen die SG Dettingen-Dingelsdorf Klarheit, sodass man das 0:1 locker wegstecken konnte. Immerhin wurde Markdorf vor der Saison als einer der heißesten Kandidaten auf den Abstieg gehandelt.
Ältere Fußballfreunde erinnern sich an das torreiche Bundesligafinale im Jahr 1978. Da schoss Borussia Mönchengladbach Borussia Dortmund mit 12:0 ab, wurde aber dennoch nicht Meister, da Köln bei St. Pauli 5:0 siegte und damit ein um drei Tore besseres Torverhältnis hatte. Um beide Spiele ranken sich Legenden, halten sich Gerüchte, wonach die Gegenwehr alles andere als professionell war.
Auch in Villingen wird man sich so seine Gedanken gemacht haben, als man erfuhr, dass der Konkurrent um den Meistertitel gegen einen Nachbarn zu einem 9:1-Sieg kam und damit auch in Sachen Torverhältnis nur noch schwer einzuholen ist. Noch vor wenigen Wochen schien die Oberligareserve auf Meisterkurs, nun hilft nur noch ein Fußballwunder. Nicht zuletzt weil die SpVgg F.A.L., die Anfang Mai noch 2:0 gegen den SC Pfullendorf gewann, so etwas wie einen „Tag der offenen Tür“ hatte. „Ja klar, das kann ich nachvollziehen!“, räumt F.A.L.-Trainer Joachim Ruddies ein, dass man hier von Nachbarschaftshilfe munkelt, gar Kalkül unterstellt. Denn wenn F.A.L. in der kommenden Runde wieder ganz vorne angreifen möchte, wäre es sicher nicht schlecht, wenn ein sportlich und finanziell so potentes Team wie der SC Pfullendorf nicht mehr zu den Rivalen zählt.
„Man merkt eben, dass die Luft schon raus war. Ich habe schon beim Abschlusstraining und auch nochmals nach dem Aufwärmen meine Mannschaft gewarnt, aber es hat nichts genützt, und wenn es nach elf Minuten schon 3:0 steht, dann spielt sich die eine Mannschaft eben in einen Rausch und bei der anderen läuft gar nichts!“, versucht er zwei Tage nach der Schlappe, das Spiel zu erklären. Letztlich aber fasst Ruddies es mit den Worten „unbegreiflich“ und „absolut blamabel“ zusammen und ergänzt: „Es gibt immer mal Ausrutscher, aber neun Tore habe ich noch nicht erlebt. Man sitzt hilflos draußen. Aber es ist nicht so, dass die Mannschaft nicht gewollt hätte, es hat einfach vom Kopf her nicht gestimmt.“
In Villingen sollte man nicht an Verschwörungen oder eine Linzgau-Connection denken, sondern sich an die Saison 1975/76 erinnern: Damals wurde der FC 08 nach einem mysteriösen 8:0-Sieg über den Offenburger FV Meister in der 1. Amateurliga, wegen des um zwei Tore besseren Torverhältnisses.