Noch etwa eine Stunde bis zum lange erwarteten Nachbarschaftsduell zwischen den Allensbachern und dem Rivalen aus Konstanz. Die Ränge füllen sich langsam, im Foyer der Bodanrückhalle hält eine Trainingspuppe der Gastgeber die Stellung und empfängt erste Zuschauer.

Mit jedem besetzten Platz auf der Tribüne knistert es mehr. Das Publikum filmt mit Handys, wie die ersten Ringer sich auf der Matte aufwärmen.
Es ist immer etwas Besonderes, wenn diese beiden Riegen aufeinandertreffen. Noch ist die Allensbacher Trainerbank leer. Hier werden gleich die Aktiven angefeuert.

Beim Ringen tritt die Heimmannschaft in roten Trikots an, die Gäste tragen Blau. In diesem Fall ist es reiner Zufall, dass die Farbe des KSV Allensbach Rot ist und die des KSV Wollmatingen Blau.


Eis, Handtuch und Tape liegen bereit. Es kann losgehen.

Die Mannschaften werden präsentiert.
Der Wollmatinger Ringertrainer legt los mit einem Schultersieg gegen Leon Brender und holt die ersten vier Punkte für die Gäste.
Die Gastgeber reagieren prompt und holen die ersten drei Punkte. Sergo Ninua schlägt Marco Boxler. Wollmatingen jubelt trotzdem, weil das eben nicht die volle Punktzahl ist.
Der Allensbacher Vierer folgt im nächsten Duell. Armin Kratzer feiert einen Schultersieg über Basir Rezai und die 7:4-Führung für Allensbach.
Auf der Tribüne wird es bei jedem Kampf laut. Die beiden Fanlager schenken sich nichts. Auch als Rafael Toth die Gäste durch einen Schultersieg gegen Abdullah Adigüzel wieder in Führung bringt.
Dank des Punktsiegs von Markus Köhne über Florian Weber liegen die Gastgeber zur Pause vorn. 9:8 – und die Allensbacher Fans unter den 420 Zuschauern sind begeistert. Das Derby ist spannend, wie gewünscht.
In der Pause spielt der Musikverein, während die Ringer sich für die zweite Hälfte warmmachen.
Teimuarz Beradze steuert nochmals einen Punktsieg über Jan Lugasi bei, doch die Punkte zum 11:8 sollten die letzten der Gastgeber bleiben.
Was allerdings nicht heißt, dass die Allensbacher sich kampflos geschlagen geben. Matthias Köhne und Yannick Katz liefern sich eine wahre Schlacht.
Der Wollmatinger blutet am Hals, der Allensbacher am Ohr. Gezeichnet und verbunden kämpfen sie weiter, ehe Katz die Gäste dank technischer Überlegenheit mit 12:11 nach vorne bringt.

Der Geruch von Tigerbalm liegt in der Luft, als der Wollmatinger Steffen Blum im kürzesten Kampf des Abends Matthias Fix nach 40 Sekunden auf die Schultern legt. 11:16.
Im Kampf gegen Maximilian Gerneth macht der Wollmatinger Philipp Gerbode den Mannschaftssieg seines Teams klar. Dementsprechend groß ist der Jubel der Wollmatinger.
Auch der letzte Kampf geht an die Gäste. Der Allensbacher Christof Mönch verliert gegen Philipp Späne, sodass es am Ende 11:22 steht.
Die Wollmatinger besingen den Derbysieg.
So umkämpft es auf der Matte zugegangen war, so freundschaftlich lassen die Ringer anschließend ihre Duelle Revue passieren.
Der Wollmatinger Trainer Rainer Weber, der extra für dieses besondere Derby erstmals in dieser Saison selbst auf die Matte gegangen war, ist zufrieden mit dem Sieg seiner Mannschaft, die in Bestbesetzung angetreten war.
Die Atmosphäre in den Kämpfen gegen Allensbach sei immer etwas Besonderes. „Das ist ein Highlight, Emotion pur“, sagt er mit Blick auf die Tribünen. „Das ist schon außergewöhnlich für diese Liga. Zu diesem Kampf kommen sogar Leute, die sonst nie Ringen schauen.“

Auch der Allensbacher Trainer Stefan Rothmund erkennt den Erfolg der Gäste an. „Der Sieg geht in Ordnung, auch wenn er vielleicht einen Tick zu hoch ausgefallen ist. Wenigstens war es bis zu Pause spannend“, analysiert er.

Das Derby mit der tollen Stimmung sei „Werbung für unseren Sport“ gewesen. „So viele Zuschauern haben wir nicht jeden Samstag. Normalerweise kommen etwa 150“, sagt er am Ende eines sportlichen Abends, der ein ganzes Dorf elektrisiert.