Fahren da zwei Raddampfer auf dem Vorderen See in Schwenningen? Nicht ganz. Bei den eigentümlichen Booten handelt es sich vielmehr um Amphibienfahrzeuge. Was sie tatsächlich treiben, ist eigentlich nicht zu sehen. Es spielt sich größtenteils unter Wasser ab.

Und die Maschinen unternehmen auf dem Weiher auch keine Vergnügungsfahrten. Die beiden Kapitäne sind vielmehr unterwegs, um die Unterwasserpflanzen zu mähen.

Die abgeschnittene Unterwasser-Vegetation treibt an die Oberfläche des Vorderen Sees in Schwenningen. Mit dem Einsammeln haben die ...
Die abgeschnittene Unterwasser-Vegetation treibt an die Oberfläche des Vorderen Sees in Schwenningen. Mit dem Einsammeln haben die beiden Kapitäne der Amphibienfahrzeuge noch viel Arbeit vor sich. | Bild: Block, Andreas

Jürgen Sepp ist Chef eines Fachbetriebs für Garten- und Landschaftsbau. Das Unternehmen mit Sitz in Jettingen-Scheppach zwischen Ulm und Augsburg hat von der Stadt Villingen-Schwenningen den Auftrag für die Mäharbeiten bekommen.

Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Florian Wiedemann ist Sepp von der bayrische Marktgemeinde aus am Morgen nach Schwenningen gefahren. Auf den Anhängern: die beiden Amphibienfahrzeuge.

Jürgen Sepp sammelt mit dem Schilfrechen an seinem Amphibienfahrzeug den Grünschnitt im Vorderen See in Schwenningen auf.
Jürgen Sepp sammelt mit dem Schilfrechen an seinem Amphibienfahrzeug den Grünschnitt im Vorderen See in Schwenningen auf. | Bild: Block, Andreas

Die Geräte werden von Ketten angetrieben – auch im Wasser. Das sieht dann eben so aus wie bei einem Raddampfer.

Bild 3: Wenn der Unterwasser-Rasenmäher zum Einsatz kommt
Bild: Block, Andreas

Vor allem stellt aber das Ufer kein Hindernis dar. Das wird vor allem dann wichtig, wenn das eigentliche Mähen erledigt ist.

Mit den Raupenketten fährt der Truxor an Land und im Wasser. Der silberne Aluminiumtank links ist für den Auftrieb zuständig.
Mit den Raupenketten fährt der Truxor an Land und im Wasser. Der silberne Aluminiumtank links ist für den Auftrieb zuständig. | Bild: Block, Andreas
So sieht es unter dem Amphibienfahrzeig aus. Der Truxor von der schwedischen Firma Zelder wiegt etwa 1,3 Tonnen.
So sieht es unter dem Amphibienfahrzeig aus. Der Truxor von der schwedischen Firma Zelder wiegt etwa 1,3 Tonnen. | Bild: Block, Andreas

Das abgeschnittene Grüngut – es fallen mehrere Tonnen an – steigt nämlich an die Oberfläche und wird dann von den Amphibienfahrzeugen eingesammelt. Dafür müssen Sepp und Wiedemann aber erst das montierte Werkzeug wechseln. Mühelos gleiten die Unterwasser-Rasenmäher über das Ufer an Land.

Florian Wiedemann entfernt Grüngut, das sich beim Schneiden im Amphibienfahrzeug verfangen hat.
Florian Wiedemann entfernt Grüngut, das sich beim Schneiden im Amphibienfahrzeug verfangen hat. | Bild: Block, Andreas

Dort sind sie dann auch zu sehen: die langen Schneidegeräte, die Cutter genannt werden.

Der Cutter ist das Werkzeug mit dem der Bewuchs im Wasser gemäht wird.
Der Cutter ist das Werkzeug mit dem der Bewuchs im Wasser gemäht wird. | Bild: Block, Andreas

Nach fast anderthalb Stunden haben sie ihre Schuldigkeit getan. Die beiden Männer tauschen die Anbauteile aus. Jetzt kommen die Schilfrechen zum Einsatz.

Der Schilfrechen ist montiert, jetzt kann das Herausfischen beginnen.
Der Schilfrechen ist montiert, jetzt kann das Herausfischen beginnen. | Bild: Block, Andreas

Im Rückwärtsgang geht es zurück ins Wasser.

So kommt das Amphibienfahrzeug in den See Video: Block, Andreas

Eine Entenfamilie macht hektisch Platz für die dröhnenden Maschinen und schwimmt ins schützende Schilf. „Da fahren wir sowieso nicht rein“, sagt Jürgen Sepp. „Das ist die Kinderstube für Fische und Enten.“

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Seit zehn Jahren mäht er bereits in Schwenningen, zwei Mal jährlich. Die Tiere im Vorderen See haben sich an das Spektakel offenbar gewöhnt. „Die interessiert das nicht“, sagt Sepp.

Die Blesshühner am Vorderen See in Schwenningen lassen sich von den Mäharbeiten nicht bei der Futtersuche stören. Im Hintergrund wird ...
Die Blesshühner am Vorderen See in Schwenningen lassen sich von den Mäharbeiten nicht bei der Futtersuche stören. Im Hintergrund wird Grünschnitt abgeladen. | Bild: Block, Andreas

Für das Gewässer insgesamt sei diese Pflege aber wichtig. „Man muss den Nährstoffhaushalt im Griff behalten“, sagt Sepp. Der Vordere See sei mit einer Folie abgedichtet, daher fließe vor allem reichhaltiges Oberflächenwasser zu. Beste Wachstumsbedingungen für Pflanzen.

Pflanzenteile sind am Mähfahrzeug hängen geblieben.
Pflanzenteile sind am Mähfahrzeug hängen geblieben. | Bild: Block, Andreas

Aber viele Pflanzen heißen irgendwann auch: viele abgestorbene Pflanzen. „Und die Unterwasservegetation ist purer Nährstoff“, sagt Sepp. „Ein Kreislauf. Würden wir nicht mähen, würde der See komplett verlanden.“

So sieht das Unterwasser-Grüngut aus, das die beiden Männer mit ihren Maschinen aus dem See holen.
So sieht das Unterwasser-Grüngut aus, das die beiden Männer mit ihren Maschinen aus dem See holen. | Bild: Block, Andreas

Von Norditalien bis Kassel sind sie unterwegs, um Golfplatzweiher, Häfen oder Triebwerkskanäle von wucherndem Grün zu befreien.

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Der Auftrag ist für das Zwei-Mann-Team ein eher kleiner. Bei größeren Flächen hilft das GPS-Navigationssystem, dass sie keinen Bereich vergessen.

Joysticks und Displays wie bei Computerspielern – der Steuerstand im von Jürgen Sepp gefahrenen Truxor.
Joysticks und Displays wie bei Computerspielern – der Steuerstand im von Jürgen Sepp gefahrenen Truxor. | Bild: Block, Andreas

Unter anderem lassen sie ihre Amphibienfahrzeuge auch im Starnberger See zu Wasser. Der ist mehr als 6000-mal größer als der künstliche See in Schwenningen.

Jürgen Sepp kippt den Rechen nach vorne, das Grüngut fällt heraus.
Jürgen Sepp kippt den Rechen nach vorne, das Grüngut fällt heraus. | Bild: Block, Andreas

Wenn der Rechen voll ist, geht es zurück an Land und das Grüngut wird abgeladen.

Das Grüngut wird am Ufer abgeladen Video: Block, Andreas

Weitere vier bis fünf Stunden brauchen die Gewässerpfleger, bis sie es geschafft haben. So lange schippern sie kreuz und quer über den Vorderen See. Wie zwei kleine Raddampfer.