Fahren da zwei Raddampfer auf dem Vorderen See in Schwenningen? Nicht ganz. Bei den eigentümlichen Booten handelt es sich vielmehr um Amphibienfahrzeuge. Was sie tatsächlich treiben, ist eigentlich nicht zu sehen. Es spielt sich größtenteils unter Wasser ab.
Und die Maschinen unternehmen auf dem Weiher auch keine Vergnügungsfahrten. Die beiden Kapitäne sind vielmehr unterwegs, um die Unterwasserpflanzen zu mähen.

Jürgen Sepp ist Chef eines Fachbetriebs für Garten- und Landschaftsbau. Das Unternehmen mit Sitz in Jettingen-Scheppach zwischen Ulm und Augsburg hat von der Stadt Villingen-Schwenningen den Auftrag für die Mäharbeiten bekommen.
Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Florian Wiedemann ist Sepp von der bayrische Marktgemeinde aus am Morgen nach Schwenningen gefahren. Auf den Anhängern: die beiden Amphibienfahrzeuge.

Die Geräte werden von Ketten angetrieben – auch im Wasser. Das sieht dann eben so aus wie bei einem Raddampfer.

Vor allem stellt aber das Ufer kein Hindernis dar. Das wird vor allem dann wichtig, wenn das eigentliche Mähen erledigt ist.


Das abgeschnittene Grüngut – es fallen mehrere Tonnen an – steigt nämlich an die Oberfläche und wird dann von den Amphibienfahrzeugen eingesammelt. Dafür müssen Sepp und Wiedemann aber erst das montierte Werkzeug wechseln. Mühelos gleiten die Unterwasser-Rasenmäher über das Ufer an Land.

Dort sind sie dann auch zu sehen: die langen Schneidegeräte, die Cutter genannt werden.

Nach fast anderthalb Stunden haben sie ihre Schuldigkeit getan. Die beiden Männer tauschen die Anbauteile aus. Jetzt kommen die Schilfrechen zum Einsatz.

Im Rückwärtsgang geht es zurück ins Wasser.
Eine Entenfamilie macht hektisch Platz für die dröhnenden Maschinen und schwimmt ins schützende Schilf. „Da fahren wir sowieso nicht rein“, sagt Jürgen Sepp. „Das ist die Kinderstube für Fische und Enten.“
Seit zehn Jahren mäht er bereits in Schwenningen, zwei Mal jährlich. Die Tiere im Vorderen See haben sich an das Spektakel offenbar gewöhnt. „Die interessiert das nicht“, sagt Sepp.

Für das Gewässer insgesamt sei diese Pflege aber wichtig. „Man muss den Nährstoffhaushalt im Griff behalten“, sagt Sepp. Der Vordere See sei mit einer Folie abgedichtet, daher fließe vor allem reichhaltiges Oberflächenwasser zu. Beste Wachstumsbedingungen für Pflanzen.

Aber viele Pflanzen heißen irgendwann auch: viele abgestorbene Pflanzen. „Und die Unterwasservegetation ist purer Nährstoff“, sagt Sepp. „Ein Kreislauf. Würden wir nicht mähen, würde der See komplett verlanden.“

Von Norditalien bis Kassel sind sie unterwegs, um Golfplatzweiher, Häfen oder Triebwerkskanäle von wucherndem Grün zu befreien.
Der Auftrag ist für das Zwei-Mann-Team ein eher kleiner. Bei größeren Flächen hilft das GPS-Navigationssystem, dass sie keinen Bereich vergessen.

Unter anderem lassen sie ihre Amphibienfahrzeuge auch im Starnberger See zu Wasser. Der ist mehr als 6000-mal größer als der künstliche See in Schwenningen.

Wenn der Rechen voll ist, geht es zurück an Land und das Grüngut wird abgeladen.
Weitere vier bis fünf Stunden brauchen die Gewässerpfleger, bis sie es geschafft haben. So lange schippern sie kreuz und quer über den Vorderen See. Wie zwei kleine Raddampfer.