Aus Jumbo wird B9 und statt Möbeln werden Second-Hand-Artikel und vor allem nachhaltige Produkte verkauft. Rund 200.000 Euro hat der Umbau mit barrierefreien Zugängen und Innenräumen gekostet und dank der vielen Spender und Sponsoren kann es nun, im April, auch endlich wieder los gehen.

Vieles hat sich im neuen B9 in der Villinger Bahnhofstraße Nr. 9 verändert, das alte Konzept des Jumbo war einfach nicht mehr tragbar. Gegen kommerziell angebotene Billig-Möbel war mit aufwendig aufgearbeiteten gebrauchten Möbeln einfach kein kostendeckender Betrieb mehr möglich, der auch auch noch einen großen Personaleinsatz erforderte, erklärt Birgitta Schäfer, Vorsitzende des Verein zur Förderung der Jugend- und Sozialarbeit im evangelischen Kirchenbezirk Villingen.

Alles steht im neuen B9 unter dem Motto: „Inklusion, Nachhaltigkeit und Begegnung“. Ab Mai wird es dann möglich sein, dass dort jedermann preisgünstige Second-Hand-Artikel kaufen kann. Vor allem Kleidung, Haushaltsartikel, Dekomaterial und Bücher sollen angeboten werden.

Am 25. April planen die Organisatoren auch den ersten Tag, an dem gebrauchte Artikel im B9 abgegeben werden können. Sobald alles gesichtet und aufbereitet ist, soll es dann mit dem öffentlichen Verkauf Anfang Mai losgehen.

Im Gegensatz zu früher wird der Laden aber nur noch von ehrenamtlichen Helfern betrieben. Das bedingt zukünftig auch reduzierte Öffnungszeiten und Möglichkeiten. „Wir starten ganz neu, klein aber fein und freuen uns auf die weiteren Entwicklungsmöglichkeiten“, erklärt Birgitta Schäfer.

Ganz neu gibt es jetzt im B9 auch eine sogenannte Upcycling-Werkstatt. Hier werden alte Gebrauchsgegenstände und Kleidungsstücke zu neuem Leben erweckt, sofern es dafür auch eine Nachfrage gibt.
Und die gibt es, so die stellvertretende Vorsitzende, Anita Neidhardt-März. Sie sieht sogar einen regelrechten Boom im Second-Hand-Bereich. „Das liegt zum Teil an den gestiegenen Lebenshaltungskosten und der zunehmenden Zahl von Flüchtlingen. Es sind aber auch immer mehr junge Menschen, die ein anderes Kaufverhalten zeigen und für die das Thema Nachhaltigkeit eine hohe Priorität hat“, so ihre Analyse.
Auch für Bernhard Hösch von der Stiftung Liebenau ist es ein großer Tag. Mit der Holzwerkstatt ist die Stiftung in das umgebaute und barrierefreie Gebäude eingezogen.

In ihrem Inklusionsprojekt stellen sie in Handarbeit gefertigte Produkte aus Holz her, die sie nun unter anderem auch direkt im B9 zum Verkauf mit anbieten können. „Für uns stehen hier auch die Themen Inklusion, Nachhaltigkeit, Arbeit und Begegnung im Vordergrund und wir freuen uns auf eine schöne, gemeinsame Zukunft in diesem Gebäude“, so Hösch.

Er dankte auch der Baugenossenschaft Familienheim, die seine Stiftung und auch das B9-Projekt tatkräftig unterstützt. So fallen immer wieder vielfältige Transportaufgaben an, die von der Familienheim übernommen werden. Aber auch bei den Malerarbeiten im Innen- und Außenbereich sei die Baugenossenschaft eine große Unterstützung.
Eigentlich wollte der Verein schon viel früher mit dem Umbau des ehemaligen Jumbo beginnen. Aber ohne eine finanzielle Zusage von der Aktion Mensch, sei das Risiko einfach zu hoch gewesen. Als dann Ende 2021 die Zusage für eine Förderung in Höhe von 40.000 Euro kam und zusätzlich noch viele andere Sponsoren ihre Unterstützung signalisierten, konnte es Anfang 2022 mit dem Umbau losgehen.

Neuland hat der Verein auch beim Spendensammeln betreten. „Erstmals haben wir Spenden über eine Crowd-Funding-Plattform im Internet gesammelt und waren positiv überrascht, dass so schnell so viele Menschen uns darüber etwas gespendet haben“, freut sich Anita Neidhardt-März. 13.330 Euro kamen so zusätzlich noch zusammen.

Bei einer kleinen Eröffnungsfeier hat Henry Greif als Clown Enrico mitgewirkt und für die richtigen Töne hat das Klarisma-Ensemble der Musikakademie Villingen-Schwenningen gesorgt.

Jetzt fiebern alle dem Mai entgegen, wenn endlich wieder Kunden im B9 ihre gebrauchten Gegenstände abgeben können und vor allem aufbereitete Second-Hand-Artikel und Produkte aus der Holzwerkstatt kaufen können. Das B9 soll auch eine Stätte der Begegnung sein, so seien wirklich alle willkommen, auch wenn sie nur mal so vorbei schauen möchten und sich für die Arbeit des Vereins und sonstige Unterstützungsmöglichkeiten interessieren.