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Einfach nur ihre Hände drücken, den Sterbenden nahe sein, sie vor dem Tod begleiten: Das geht in der Corona-Pandemie manchmal nicht mehr. Solch eine Erfahrung machen gerade die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Hospizbewegung. In den meisten Pflegeheimen war die Sterbebegleitung eine Zeitlang „nicht mehr möglich“, berichtet Jutta Opel, Koordinatorin bei der Hospizbewegung ambulant im Schwarzwald-Baar-Kreis, vor der Presse. Wie schwierig das auch für die Angehörigen ist, macht eine Todesanzeige im SÜDKURIER deutlich, die Jutta Opel vorliest: „Du warst so nah und doch so fern. Eine Umarmung mit Dir wurde uns verwehrt. Die Zeit der Krise hat es geschafft. Sie hat uns nicht mehr zusammengebracht.“

Alle zusammen sind sie derzeit nur auf einem Bild, das in Vor-Corona-Zeiten gemacht wurde, zu sehen: die ehrenamtlichen Sterbebegleiter ...
Alle zusammen sind sie derzeit nur auf einem Bild, das in Vor-Corona-Zeiten gemacht wurde, zu sehen: die ehrenamtlichen Sterbebegleiter der Hospizbewegung. | Bild: Hauser, Gerhard

Allein vor dem Tod? Das will gerade die Hospizbewegung nicht. Dabei befindet sich auch der Verein in einem Dilemma. Sie muss die eigenen Helfer schützen, sollte aber auch ihre Tätigkeit fortführen, nicht nur um Patienten und Angehörige zu unterstützen, sondern auch um die Förderung nicht zu verlieren, die im Schwarzwald-Basar-Kreis eine knapp sechsstellige Summe ausmacht und von den Kassen gezahlt wird. Jutta Opel, die selbst in Quarantäne war, da sie mit einer Corona-infizierten Kollegin zusammenarbeitete, kennt also die Problematik.

Sterbebegleiter Gerhard Schaetz ist einer von fünf Männern bei der Hospizbewegung.
Sterbebegleiter Gerhard Schaetz ist einer von fünf Männern bei der Hospizbewegung. | Bild: Hauser, Gerhard

Von den 43 Ehrenamtlichen – 38 Frauen und fünf Frauen – pausieren derzeit sechs aus eigenen Stücken oder bieten ausschließlich telefonische Betreuung an, da sie einer Risikogruppe angehören. Die anderen sind im Einsatz, werden aber von Altersheimen und Angehörigen derzeit nicht so oft nachgefragt, wie es eigentlich notwendig wäre. Das schlägt sich auch in den Zahlen nieder: 2019 kam es noch zu 154 Begleitungen, aktuell sind es 2020 63.

Jutta Opel ist Koordinatorin bei der Hospizbewegung des Kreises.
Jutta Opel ist Koordinatorin bei der Hospizbewegung des Kreises. | Bild: Hauser, Gerhard

Die Ehrenamtlichen, die zwischen 50 und 84 Jahre alt sind, bieten eine spirituelle Begleitung an, übernehmen aber keine pflegerischen Aufgaben. Während der Pandemie handhabten es die Pflegeheime unterschiedlich, manche ließen die Sterbegleiter noch lange hinein, andere schlossen früh ihre Tore oder riefen nur noch an, wenn die Patienten tatsächlich im Sterben lagen. Opel hofft nun, dass die Ehrenamtlichen, die auch den Angehörigen helfen, nun wieder öfters gerufen werden – auch in die Haushalte kommen sie.

Margarethe Kugler-Paschke geht als Sterbebegleiterin direkt in die Pflegeheime.
Margarethe Kugler-Paschke geht als Sterbebegleiterin direkt in die Pflegeheime. | Bild: Hauser, Gerhard

Schutzvorkehrungen sind dabei obligatorisch: Sie tragen FFP 2-Masken, wie sie auch für das medizinische Personal empfohlen werden, außerdem eine Einmal-Schutzkleidung aus Plastik, die nach dem Gebrauch in der Mülltonne entsorgt wird. Margarethe Kugler-Paschke ist eine der Ehrenamtlichen und besucht Sterbende in zwei Villinger Pflegeheimen. Sie trägt den Schutz und desinfiziert ihre Hände beim Kommen und Gehen. Der Abstand von 1,5 Metern sei nur sehr schwer einhalten, den die Patienten suchen den persönlichen Kontakt. Daher ist es ihr wichtig, auch deren Hand zu berühren. Bei ihren Besuchen merkt sie, wie wichtig den Sterbenden oder Schwerkranken die Nähe ist, sie besucht sie „fast jeden Tag“, wenn es möglich ist. Dabei verzichtet sie sogar schon auf das Singen, obwohl gerade diese Geste für viele außerordentlich wichtig ist. Doch der Hospizverband rät dringend davon ab.

24 Interessenten

Doch nicht nur die Gegenwart ist für die Hosbizbewegung schwierig:Für die nächste Ausbildung zählte Opel bereits 24 Interessenten, doch ob sie stattfinden kann, ist wegen der Reglementierungen offen. Dabei ist die Arbeit wichtiger denn je. Neben der Begleitung in Pflegeeinrichtungen, in häuslicher Umgebung und im Palliativzentrum hatte auch das Klinikum zu Beginn der Pandemie um Unterstützung angefragt. Doch diese Begleitung für an Corona erkrankten Menschen erwies sich nicht als notwendig, das Klinikum hatte dafür ausreichend eigene Mitarbeiter.