
Herrjeh, ich muss noch den Führerschein umtauschen. Auf den letzten Drücker sozusagen fällt mir das ein. Bis Ende Januar hat man als einer der letzten der Generation Baby-Boomer dieser Aufforderung Folge zu leisten. Und so begebe ich mich mit einem frischen Passbild zur KFZ-Stelle im Landratsamt in Villingen, wo man den fälschungssicheren und scheckkartengroßen Führerschein beantragen kann.
Am Eingang begrüßt mich Goofy, der Held meiner Kindheit aus den Micky-Maus-Heften. „Hey alter Freund, lange nicht gesehen“, begrüße ich ihn freudig. Er sagt nichts, verständlich, es ist tatsächlich fast 50 Jahre her, dass ich mich ausgiebig mit ihm beschäftigt und ihn seither eigentlich komplett vernachlässigt hatte.
Aber Goofy ist nicht nachtragend, das ist nicht seine Art. Er steht da und grinst mich leicht dämlich an, lässig die Hände in den Hosentaschen. „Musst du auch den Führerschein tauschen?“, frage ich ihn.
Dabei könnte ich mir dir Frage selbst beantworten, Goofy ist letztes Jahr stolze 90 geworden und damit hat er noch Zeit bis Ende Januar 2033, erst dann muss auch seine Altersgruppe den Führerschein erneuern.
Eigentlich, so sinniere ich, wäre in dem Alter von Goofy eine Fahrtauglichkeitsprüfung, wie in den meisten anderen Ländern mittlerweile üblich, wichtiger, aber die gibt es bei uns nicht, leider.
Ich gehe in den großen Wartebereich der KFZ-Stelle, dort ziehe ich eine Nummer, die 282, auf der Anzeigetafel ist aktuell die 276 eingeblendet. Ich schaue mich um, es sind nur ein Dutzend Leute hier, ich seufze erleichtert, das dürfte schnell gehen.
Fünf Minuten später hetzt ein Mann an den Nummernautomaten, zieht den Schein, schaut sich um. „Da ist ja viel los“, murmelt er. Ich zeige ihm meine Nummer, die nur noch durch zwei Aufrufe getrennt ist von der auf der Tafel gezeigten Zahl. „Ich habe diese Nummer vor fünf Minuten gezogen und dürfte in Kürze dran sein, alles halb so wild.“
Der Mann schaut erfreut, dann lacht er, deutet auf die Tafel. „Ha, da ist ihre Nummer schon, das geht ja wirklich schnell“, ich spurte zum Schalter.
Ein, für meine Verhältnisse, junger Mann steht da und zieht das Formular für den Führerscheinantrag. Innerhalb von zwei Minuten ist alles erledigt, es geht freundlich und professionell zur Sache.
Geburtenstarke Generation
„Geht das immer so schnell?“, frage ich ihn. Ne, sagt er, manchmal seien alle Plätze belegt und dann könne es sich schon ziehen, aber heute, so versichert er, sei es ruhig.
„Und seien Sie nicht beunruhigt, wenn es länger dauert mit dem neuen Führerschein, das kann bis zu einem halben Jahr gehen, Ihre Generation war geburtenstark“, gibt er mir noch mit auf den Weg.
Das kann mich nicht schocken. Was, so denke ich mir, ist schon ein halbes Jahr im Vergleich zu den 61, die ich hinter mir habe. Nichts!