Dicke Luft in der Nachbarschaft: Im Winter riecht man es, wenn in einem Wohnviertel viele Holzöfen betrieben werden. Der Rauch bleibt zwischen den Häusern hängen. Deswegen gibt es seit Jahresbeginn 2022 eine neue Regelung für den Bau von Schornsteinen auf Privathäusern.

Bild 1: Fachmann Villingen: Höhere Kamine für gute Luft

Sie müssen höher werden, damit sich die Abgase in der Luft breiter verteilen können. Konkret heißt das: Wer ein Haus neu baut oder Schornsteine an einem bestehenden Gebäude neu errichtet, dessen Kamin muss den Dachfirst mindestens um 40 Zentimeter überragen.

Bild 2: Fachmann Villingen: Höhere Kamine für gute Luft

Das „mindestens“ bezieht sich auf viele Variable. Es ist nach Angaben der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen letztlich unter anderem von der Dachneigung und der Gesamtwärmeleistung der Heizungsanlage abhängig, welche Schornsteinhöhe Pflicht ist. Grob lässt sich aber sagen: Je mehr Leistung die Heizung hat, desto höher der Schornstein.

Bild 3: Fachmann Villingen: Höhere Kamine für gute Luft

Diese Änderung der Bundesimmissionsschutzverordnung gilt für alle Feuerstätten, die mit festen Brennstoffen betrieben werden. „Betroffen sind Heizungskessel und Einzelfeuerstätten für Pellets und Scheitholz, also sowohl die neue Pellet-Zentralheizung als auch der Kamin- oder Kachelofen im Wohnzimmer“, sagt Tim Froitzheim vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima.

Bild 4: Fachmann Villingen: Höhere Kamine für gute Luft

Wird nur eine Feuerstätte ausgetauscht, gelten weiter die bisherigen Vorschriften, die in der Regel geringere Schornsteinhöhen vorsehen. Das betrifft auch den Wechsel der Brennstoffart – also wenn etwa Öl- oder Gasheizungen gegen einen Heizkessel für Scheitholz, Pellets oder Hackschnitzel getauscht werden.

Die genaue Höhe ist abhängig von den Nachbargebäuden: Ein Schornstein muss die Fenster von Aufenthaltsräumen dieser Häuser um mindestens einen Meter überragen, wenn die Gebäude sich in einem Umkreis von weniger als 15 Metern zum Schornstein befinden und die angeschlossene Heizungsanlage eine Leistung von maximal 50 Kilowatt hat. Bei größerer Leistungen wachsen die Schornsteine weiter in die Höhe.

Verbesserte Luftqualität?

Dass ein höherer Schornstein die Luftqualität in der Umgebung verbessert, ist die Idee der Regelung. Aber Tim Froitzheim vom Zentralverband Sanitär Heizung Klima ist skeptisch: „Die Emissionen werden dadurch nicht verbessert. Die Schornsteinerhöhung könne sogar die Emissionswerte der Anlage verschlechtern, weil ein größerer Unterdruck im Schornstein die Brenngase abzieht, bevor diese vollständig verbrannt sind.

Er plädiert daher auch für einen verantwortungsvollen Umgang mit dem Holzofen. Wenn man etwa die Holzscheite darin richtig entzündet, senkt das die Emissionsbelastung erheblich. Brennt das Holz am Anfang zu langsam ab, gibt der Kamin über den Kamin vergleichsweise viele unverbrannte Kleinstoffe in die Luft ab. Daher sollen sich beim Entstehen der ersten Flammen möglichst schnell hohe Temperaturen entwickeln.

Dafür braucht es anfangs dünn gespaltenes Holz und der Ofen muss viel Sauerstoff erhalten, denn zu wenig Luft führt auch zur unvollständigen Verbrennung. Wenn die Flammen kleiner werden, kann die Luftzufuhr verringert werden. Zudem soll das Holz unbehandelt und trocken sein. (dpa/tmn)