Seit Anfang Januar laufen die Abriss- und Rückbauarbeiten auf dem ehemaligen französischen Kasernengelände Mangin auf vollen Touren. Die meisten der alten Panzer- und Fahrzeughallen sowie der festen Gebäude sind bereits verschwunden. Auf dem Gelände türmen sich Mauerwerk, Holz und Steine.

Das Gelände wird für eine künftige Wohnbebauung und die erforderliche Neuerschließung mit Straßen und Versorgungsleitungen komplett freigemacht.
Die Materialien werden nach Feststellung der Stadt größtenteils wiederverwendet, sodass der Rückbau selektiv und kontrolliert durchgeführt wird.

Einmal quer durchs Gelände gebaggert
Inzwischen sind die Bagger, die ihr Werk im westlichen Areal bei der Richthofenstraße begonnen haben, auf dem östlichen Bereich an der Pontarlierstraße angekommen.
Dort stehen noch die ehemalige Poststelle, das Maison de France und das ehemalige Kino der französischen Garnison. Doch nicht mehr lange. Bauarbeiter in blauen Schutzanzügen haben bereits begonnen, die ehemalige Poststelle und das Wachhaus am Kaserneneingang der Pontalierstraße, abzureißen.

„Die Rückbauarbeiten auf dem Gelände laufen störungsfrei und sind im Zeitplan“, teilte Madlen Falke von der städtischen Pressestelle mit. Nach Ostern werde der erste Meilenstein erreicht: „Bis dahin werden die zukünftigen Erschließungstrassen für die Straßen und die Kanalarbeiten weitestgehend freigeräumt sein.“
Die nächsten Abbrüche sollen nun an der Pontarlierstraße stattfinden. Die Gebäude sind weitestgehend entkernt und stehen zum Abbruch bereit. „Einige Gebäudeteile bleiben noch stehen und werden planmäßig später abgebrochen“, teilt die Stadt mit.
Parallel wird ein Teil des auf dem Gelände liegenden Recyclingmaterials für den Wiedereinbau aufbereitet und gebrochen. Dieses Material wird bei den Erschließungsarbeiten vor Ort wiederverwendet, etwa für den Straßenunterbau.
Auch die Altlastensanierung welche durch das Landratsamt beaufsichtigt wird, läuft nach Aussage der Stadtverwaltung „planmäßig und erfolgreich“. Die Sanierungsziele würden erfüllt.
Die Stadt rechnet damit, dass die Arbeiten für den Rückbau und der Altlastensanierung noch bis Ende des Jahres anhalten werden.

Auch das Maison die France wird somit demnächst den Baggern zu Opfer fallen. Der Abriss des denkmalgeschützten Gebäudes war längere Zeit umstritten.
Diese Immobilie war der ehemalige, im Jahr 1955 errichtete Repräsentationsbau der französischen Garnison in Villingen. Er spiegelt in seiner besonderen Architektur den Übergang von der französischen Besatzungszeit in die neue Ära der Völkerverständigung und der neuen Freundschaft zwischen Franzosen und Deutschen wider. Der Komplex umfasste ein Ladengeschäft, die Offiziersmesse, einer Bar und ein Hotel für Gäste der Garnison.

Die Franzosen öffneten das Haus auch für die Einheimischen. So mancher Villinger hat sich in dem Geschäft des Maison de France dereinst mit französischen Speisen und Getränken eingedeckt. Auch das Kino durften die Villinger besuchen.

Fastnacht gefeiert im Maison de France
Ab dem Jahre 1988/89 wurde im Maison de France auch Fastnacht gefeiert. Zunächst befand sich dort ein Narrostüble – die Franzosen waren hin und weg von der Villinger Fastnacht. Sie verwöhnten die Narros auch mit exquisiter französischer Küche, fünf oder sechs Gänge. Danach kam auch die Katzenmusik in die frühere Offiziersmesse. Die Katzen stürmten traditionell die Kaserne – nach getaner Arbeit ließen sie sich im Maison de France sehen.

Mitte, Ende der 90er Jahre zogen die Franzosen sukzessive aus Villingen ab. 2007 wurde das Maison de France endgültig geschlossen.
Das Gebäude wurde später unter Denkmalschutz gestellt. Doch die Stadt konnte im Zuge ihrer Neubaupläne nachweisen, das der Erhalt dieses herausragenden Kulturdenkmals unwirtschaftlich und nicht mit der Zielsetzung des geplanten Wohngebiets vereinbar sei.
Der Abriss wurde 2018 beschlossen
2018 beschloss sich der Gemeinderat, nach sich verschiedene Nutzungsmöglichkeiten zerschlagen hatten, den Abriss. Das konnte auch nicht durch eine Intervention des Kunstvereins Villingen-Schwenningen verhindert werden, der den Erhalt des Gebäudes forderte.

Nun läuft alles auf den letzten Akt des Maison de France hinaus. Auch dieses Gebäude wird nun dem Erdboden gleich gemacht. Die Stadt geht davon aus, dass die Freimachung des Geländes durch die Baufirma Bantle insgesamt rund 3,8 Millionen Euro kosten wird.

Wie soll es dann weiter gehen? Wenn das Baufeld freigebaggert ist, soll im Sommer die Erschließung der Grundstücke beginnen: Gebaut werden neue Straßen mit Tempo-30-Zonen, verkehrsberuhigte Bereichen, Geh-und Radwege sowie dem Neubau der Abwasserkanalisation im Trennsystem. Kostenpunkt: Rund 4,55 Millionen Euro.
Bislang war geplant, dass der Bau der Verkehrswege bis Mitte 2024 abgeschlossen werden soll. Dann soll das geplante Wohn- und Verwaltungsquartier in Angriff genommen werden. Unklar ist, ob dieser Zeitplan noch eingehalten werden kann.
