Ihre Beute: Unterhosen. Ihr Gewinn: Mehrere zehntausend Euro. Einbrecher haben am Wochenende in Schwenningen ein exklusives Dessousgeschäft an der Rathausstraße fast komplett ausgeräumt. Noch laufen die Ermittlungen, doch eine heiße Spur von den heißen Höschen gibt es offenbar noch nicht.
„Hier war alles voll, wirklich richtig voll.“ Inhaberin Katharina Bölle blickt sich einmal komplett um – fassungslos. Denn jetzt ist alles leer, richtig leer: Nackt glänzen die weißen Wände nun, silberne Aufhängestangen ragen in Reih und Glied hervor wie ein Gerippe. Nur direkt neben der gläsernen Eingangstür hängen noch ein paar vollgepackte Reihen mit Bademode in vielen Farben.

So bunt und einladend präsentierte sich das Dessousgeschäft kürzlich noch rundum. Bikinis, Badeanzüge, exklusive BHs und Unterhosen warteten auf Kunden. „Wir hatten hier bestimmt an die 300 Unterhosen hängen“, erzählt Katharina Bölle und deutet auf eins der Regale. Der Wert jedes einzelnen Höschens: zwischen 30 und 100 Euro.
Denn hier hing nicht etwa der gemütliche weiße Baumwoll-Schlüpfer, sondern dessen edle Verwandte aus Seide, Spitze und Glitzer. Erst am Freitag hatte die Inhaberin alles für den verkaufsoffenen Sonntag in Schwenningen vorbereitet. „Ich hatte fünf Kollektionen ganz neu bekommen und eingeräumt“, so die Geschäftsfrau. Die Vorfreude bei Inhaberin und Kunden war groß.
Doch irgendwann in der Nacht auf Sonntag kamen die Dessous-Diebe. Sie bohrten unentdeckt das Schloss einer Hintertür auf, die direkt in den Umkleideraum der Dessous-Boutique führt. Einen hohen Spiegel, der gegen die Tür gelehnt war, stellten sie ganz sorgsam und leise zur Seite. Und dann – dann räumten sie Katharina Bölles Regale nahezu komplett leer. Sogar eine Champagnerflasche nahmen sie mit, die die Inhaberin vor zwei Jahren zur Eröffnung bekommen und die ihr als Dekoration gedient hatte.

Der Schaden, so sagt die Inhaberin, beträgt mehrere zehntausend Euro. So ein hoher Schaden wegen Unterwäsche? „Ich habe sehr hochwertige Marken, quasi die Ferraris der Unterwäsche“, sagt sie. Stücke für Liebhaber eben. Bikinis mit Swarowski-Steinen gehören zum Beispiel dazu, ein einziger kostet um die 300 Euro. Eine ganze Kommode voller BHs haben die Übeltäter ausgeräumt – an die 300 Stück, fast jeder mindestens 100 Euro teuer. Sogar der Ständer mit der reduzierten Ware war fast leer.
„Ich werde niemals aufgeben, denn das ist das, was ich liebe.“Katharina Bölle, Inhaberin
Katharina Bölle steht immer noch unter Schock. „Ich habe das gar nicht realisiert im ersten Moment, ich stand zwei Minuten nur da und habe alles angeschaut“, erinnert sie sich an den Sonntagvormittag, als sie im Laden ankam. Jetzt stellt sie alles zusammen für die Versicherung, muss jedes Höschen, jeden Bikini auflisten. Den wirtschaftlichen Schaden bekommt sie wohl ersetzt, weiß die Geschäftsfrau. Doch die Psyche ist eine andere Sache, sagt sie. Die Angst im Hinterkopf und auch die bohrende Frage, ob sie beobachtet wurde, die Täter vielleicht sogar kennt. „Das wäre das Schlimmste.“

Denn das der oder die Täter sich ausgekannt haben müssen, ist für die Ladeninhaberin klar. „Die wussten sicher, was das hier wert ist“, glaubt sie. Wo die edlen Höschen und glitzernden BHs jetzt wohl landen? Irgendwo im Osten, ist sich Katharina Bölle sicher. „Die bringen das zu vielleicht zu irgendwelchen Basaren. Selbst wenn sie nur einen Bruchteil des Verkaufspreises bekommen, lohnt sich das noch immer.“

Sie selbst will indessen nicht aufgeben. In den vergangenen Tagen hat sie nicht nur mit Polizei und Versicherung telefoniert, sondern auch mit ihren Lieferanten. Noch im April will die Geschäftsfrau ihren Laden wieder eröffnen. „Ich werde niemals aufgeben, denn das ist das, was ich liebe. Es ist wirklich mein Leben.“