Lehrermangel, unzureichende Digitalausstattung, aufwändige Integration von Flüchtlingskindern, eine Turnhalle, in die es seit Jahren von oben durchs marode Dach reinregnet und von unten Grundwasser reindrückt: All diese Mängel und Missstände skizziert Rektor Thomas Schultis als zusätzliche Herausforderung und Belastungen seines Schulleitungsteams und Lehrerkollegiums im Schulalltag auf.

Es ist allerdings nicht die Art des Schulleiters der Karl-Brachat-Realschule, um diese Zustände ein anklagendes Gewese zu machen. Denn er weiß: Vielen seiner Rektoren-Kollegen in den Schulen der Stadt geht es auch nicht besser. Ein Thema aber bring den Schulleiter in Wallung. Dabei geht es ums Thema Sicherheit. Schon seit Jahren werden die diversen Gebäude der Villinger Realschule saniert, zuletzt vor allem beim Brandschutz. „Da ist viel passiert“, sagt Schultis anerkennend an die Adresse der Stadt.

Die Brandschutzsanierung läuft derzeit im Haus 2 der Karl-Brachat-Realschule auf vollen Touren. Hier entsteht ein neues Treppenhaus samt ...
Die Brandschutzsanierung läuft derzeit im Haus 2 der Karl-Brachat-Realschule auf vollen Touren. Hier entsteht ein neues Treppenhaus samt Aufzug als zweiter Fluchtweg aus dem Gebäude. | Bild: Stadler, Eberhard

Aber: Für die beiden Schulgebäude 3 und 4 fehlen an den Eingängen so genannte Paniktüren. Diese Fluchttüren lassen sich mit einem entsprechenden Drückermechanismus nach außen aufstoßen, auch wenn sie abgeschlossen sind.

An Schulen sind sie aus Brandschutzgründen auf den Fluchtwegen, die aus dem Gebäude führen, vorgeschrieben. Sie sollen im Brandfall ein schnelles Verlassen der Schulgebäude sicherstellen. Auch im Alltag können sie hilfreich sein. Schultis weist auf die Gefahr hin, „dass ein Schüler, sollte er versehentlich im Schulgebäude eingeschlossen werden, nicht mehr herauskommt“.

Der Rektor erläutert dazu: Nach dem Unterricht werden in den Schulgebäuden zum Schutz vor unbefugtem Eindringen sämtliche Räume und Klassenzimmer abgeschlossen. Ebenso die Eingangstüren. Falls sich dann noch ein Schüler irgendwo aufhält, kommt er nicht mehr heraus.

In der Falle

In einem Brandfall wäre dieses Szenario natürlich besonders fatal. Denn wenn die Klassenzimmer abgeschlossen sind, kann man auch nicht über die nachträglich als zweiten Fluchtweg installierten stählernen Außentreppen gelangen und das Gebäude verlassen.

Blick auf die Gebäude 3 und 4 der Karl-Brachat-Realschule in der Josefsgasse. An beiden Gebäuden fehlen die richtigen Fluchttüren an den ...
Blick auf die Gebäude 3 und 4 der Karl-Brachat-Realschule in der Josefsgasse. An beiden Gebäuden fehlen die richtigen Fluchttüren an den Ein- und Ausgängen. Hinten zu erkennen ist die nachträglich montierte Außentreppe als zweiter Fluchtweg. Doch wenn die Klassenräume nachmittags abgeschlossen sind, kann man diese Treppe nicht nutzen. | Bild: Stadler, Eberhard

Schon seit vier Jahren, also über seine gesamte Amtszeit als Rektor, habe er den Einbau der Paniktüren bei der Stadtverwaltung angemahnt, sagt Schultis. Bislang vergeblich. Das Hochbauamt zieht sein Sanierungsprogramm durch, doch bislang ohne Paniktüren.

„Das nervt tierisch“, gesteht der Schulleiter, der sich hier verantwortlich fühlt. Am Geld könne es nicht liegen, der Einbau zweier Türen sei für eine Stadt kein riesiger Betrag. Die Sicherheit der Schüler gehe vor. „Das muss gemacht werden“, fordert der Rektor.

Einbau „so schnell wie möglich“

Die gute Nachricht ist: „Die Kollegen sind dran“, sagt die Pressesprecherin der Stadt, Madlen Falke. Dass aus Sicht der Schule an dieser Stelle schon länger Handlungsbedarf bestehe, habe man seitens der Stadt nicht auf dem Schirm gehabt.

Haben die Notrufe des Rektors Bauabteilung nicht erreicht? Offenbar nicht. Die Türen seien stets eingebettet gewesen in die Brandschutzmaßnahmen in den beiden Gebäuden 3 und 4, erläutert Madlen Falke. Und die sollen demnächst beginnen. In diesem Zug stehen jetzt auch die Paniktüren auf der Aufgabenliste der Stadt.

Allerdings soll es jetzt schnell gehen. Das Hochbauamt sei bereits dabei, so Falke, für die Installation der Türöffner Termine mit entsprechenden Handwerksbetrieben zu vereinbaren. Die Installationen sollen „so schnell wie möglich“ erfolgen. Den Rektor wird es freuen – eine Sorge weniger.

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