Sie sind beide selbstständig und arbeiten überwiegend mit Bäumen. Bei Martin Wetzler, durchtrainiert, Rasta-Mähne und mit Kletterausrüstung am Körper, hat man eher den Eindruck, dass er sich gleich auf den Weg macht, einen Berg zu erklimmen – und nicht zur Pflege auf einen Baum klettert. Er ist Landschaftsgärtner, Baumpfleger und bietet als Erlebnispädagoge unter anderem auch Kinderkletterkurse an. Dagegen bleibt Diplom-Forstingenieur Bernd Musselmann mit seinem badischen Gemüt meistens mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Er ist Baumsachverständiger, kennt die Baumanatomie bis ins Innerste und hat mit Wetzler eine gemeinsame Mission.

„Wir möchten noch mehr Baumpflegeseminare speziell für Auszubildende an Berufsschulen für Garten- und Landschaftsbau anbieten, weil in der Ausbildung für die Baumpflege sehr wenig Platz ist“, sagt Musselmann, der gerade mit einer Gruppe Auszubildender der Albert-Schweitzer-Schule über die Anatomie von Bäumen spricht. In der anderen Gruppe hängen die ersten Auszubildenden bereits im Seil, angeleitet von Wetzler, der ihnen die ersten Seilklettertechniken vermittelt. Wetzler und Musselmann ergänzen sich perfekt. „Während Martin regelrecht im Baum lebt und weiß, wie man zum Klettern anleitet und sich sicher im Geäst bewegt, mache ich die Baum-Ansprache: Was ist zu tun, wie reagiert der Baum, wenn er geschnitten wurde, wie vermittelt man das in einem Kundengespräch?“, erklärt Musselmann die Rollenverteilung bei den Seminaren.

„Zwei Klassen mit 38 Auszubildenden nehmen an dem einwöchigen Seminar teil“, sagt Fachlehrer Elmar Schreiber von der Albert-Schweitzer-Schule mit dem Blick nach oben, was sich so alles im Baum abspielt. Für das Seminar hat das Amt für Straßenbau, Stadtgrün und Altlasten das Gelände beim St.-Georg-Weg im Ifängle angrenzend zur Obereschacher Staße zur Verfügung gestellt. „Wir unterstützen schon seit acht Jahren sehr gerne den gärtnerischen Nachwuchs“, so Wolfgang Storz von der Abteilung Stadtgrün, ebenso den Blick fest nach oben gerichtet. Für die Auszubildenden war es schon eine Herausforderung sich am Seil nach oben zu hangeln und im Klettergurt sitzend die Äste durchzusägen. Da stieß so mancher an seine konditionellen Grenzen, während es für andere galt, die Höhenangst zu überwinden. „Achtung, ich säge“, schallte es aus dem Baum heraus – und kurz darauf fallen die ersten Äste zu Boden. Für die Auszubildenden war es eine besondere Woche und vielleicht wird der eine oder andere nach der Ausbildung sich im Bereich der Baumpflege weiterbilden.

Es ihre Leidenschaft zu Bäumen und zur Natur, warum sich Wetzler und Musselmann dazu entschlossen haben, sich während des Seminars nicht in einem Hotel einzuquartieren. Eine Jurte, ein traditionelles Zelt der Normaden mit einem Ofen in der Mitte, dessen Ofenrohr durch die Krone ragt, bauen sie als Zuhause auf Zeit für diese Seminarwoche auf, wo sie zusammen mit ihren Hunden Jacomo und Lupo wohnen. Der Ofen in der Mitte der Jurte sorgt für angenehme Wärme in den kühlen Frühherbst-Nächten.
Das Bildungszentrum
Als Bildungszentrum bietet die Albert-Schweitzer-Schule mehr als 1000 Schülerinnen und Schülern jedes Jahr vielfältige Bildungsmöglichkeiten an. An der Berufsschule für Gartenbau werden Fachkundeunterricht und die Praxis im dritten Ausbildungsjahr für Auszubildende des Garten- und Landschaftsbaus sowie für Auszubildende des Blumen- und Zierpflanzenbaus getrennt unterrichtet. 38 Auszubildende in zwei Klassen bereiten sich derzeit auf ihren Abschluss vor.