Villingen-Schwenningen – Immer mehr Menschen in Villingen-Schwenningen müssen die Angebote der Tafel annehmen. Die meist von Supermärkten gespendeten Lebensmittel werden für einen geringen Betrag in diesen Läden angeboten. Damit die Arbeit dieser Helfer weiterhin stattfinden kann, ist der Verein grundsätzlich auf Spenden und ehrenamtliche Unterstützung angewiesen.
- Eine erfolgreiche Spendenaktion: Beatrix Dammert kam die Idee sehr spontan in den Sinn. Eine Spendenaktion in der Weihnachtszeit sollte auch in Villingen-Schwenningen stattfinden. Im Internet stieß sie auf die Aktion des umgekehrten Adventskalenders der Tafeln in Wien. Vom 1. Dezember bis zum 24. Dezember konnte im Oberzentrum jeder Spender täglich einen Artikel in einen Karton legen. Dieser wurde zur Weihnacht dem Tafeln überreicht und von dort an die Kunden verteilt. Über die sozialen Netzwerke im Internet erreichte sie Freunde und Bekannte und machte diese auf die Spendenaktion aufmerksam. Insgesamt 400 Kilogramm Lebensmittel kamen im Laufe des Dezembers zusammen. „Zuerst wurden die Sachen zu mir nach Hause geliefert. Nachdem das gesamte Gästezimmer vollgestellt war, ging alles direkt an die Geschäftsstelle der Tafel in Schwenningen“, sagt sie. Dabei hatte sie zuerst nicht mit einem so großen Interesse an der Aktion gerechnet. 2019 will sie ihre Aktion wiederholen.
- Mit sozialer Verantwortung: Die Tafel bietet in finanzielle Not geratenen Menschen die Möglichkeit, kostengünstige Lebensmittel zu erwerben. Seit 1999 leitet der Trägerverein „Mach mit“ die Standorte der Tafel-Läden in Villingen, Schwenningen, St. Georgen, Donaueschingen und Triberg. Supermärkte und weitere Spender stellen ihre aussortierten, aber qualititativ noch guten Lebensmittel, aber auch Hygieneartikel zur Verfügung. 2,5 Tonnen täglich werden im Schnitt gespendet. Diese Waren werden täglich in drei Touren abgeholt und an das Zentrallager der Tafel in Schwenningen geliefert. Bevor die Artikel verkauft werden können, sind diese zu sortieren, neu zu verpacken und werden dann unter den jeweiligen Standorten aufgeteilt.
- Die Mitarbeiter und Helfer: Für den Verein sind in der Region 68 Mitarbeiter tätig, darunter sechs Angestellte, 19 Hilfskräfte von der Agentur für Arbeit und 42 ehrenamtliche Helfer. Um bei den Tafeln einkaufen zu dürfen, sind gewisse Voraussetzungen festgelegt. Zuerst wird ein Ausweis von der Tafel ausgestellt. Dieser kann nur erworben werden, wenn das Einkommen 1000 Euro im Monat nicht überschreitet. Ehepaare dürfen bis zu 1300 Euro verdienen und pro Kind sind es weitere 250 Euro, die als Bemessungsgrenze geltend gemacht werden. Zu den jeweiligen Öffnungszeiten ziehen angemeldete Kunden eine Nummer und können dann nacheinander den Laden betreten. So soll der kollektive Sturm auf die Regale vermieden werden.
- Die Kundschaft: Vor allem Familien sind es, die das Angebot der Tafel annehmen, berichtet Helgina Zimmermann, die als Projektleiterin in den Tafel-Läden tätig ist. „Mehr als 1200 Menschen kommen jährlich zu uns und wir verzeichnen jährlich steigende Besucherzahlen von zwei bis drei Prozent“, sagt Zimmermann. „Erst dachten wir, es sei nur ein vorübergehendes Angebot erforderlich. Jetzt gibt es die Tafel seit 20 Jahren in unserer Region. Das sollte uns als Gesellschaft und die kommunale Politik zum Nachdenken bringen“, formuliert sie.
- Ohne Spender keine Tafel: Ohne eine Unterstützung durch die Spender der Lebensmittel und anderer Artikel ist die Arbeit der Tafel nicht möglich. Nach rechtlichen Vorschriften ist es der Tafel nicht gestattet, ihre angebotenen Produkte selbst einzukaufen. Nur durch Spenden kann sich das Sortiment der Tafel-Läden zusammensetzen und auch weitere Unterstützung ist notwendig. Ehrenamtliche Helfer engagieren sich für die Einrichtung und bringen sich aktiv in die Arbeit mit ein. „Mit dem Gefühl nach Hause zu gehen, etwas Gutes getan zu haben, das motiviert“, sagt Zimmermann. Sie sei dankbar für alle Unterstützer, ohne die eine Arbeit mit sozialpolitischer Verantwortung nicht möglich sei.
- Appell an die Stadt: Mehr Verantwortung zu übernehmen, das erwarte man auch von der Seite der Stadt Villingen-Schwenningen. „Uns ist es wichtig, dass unsere Arbeit anerkannt wird und wir hierfür endlich mehr Hilfe erhalten“, fügt Zimmermann hinzu. Der neue Oberbürgermeister Jürgen Roth half bereits während seines Wahlkampfes bei der Tafel Villingen-Schwenningen mit und konnte sich einen Einblick in den Arbeitsalltag verschaffen. Der Verein möchte nun wissen, ob die Stadt die Tätigkeit für bedürftige Mitmenschen wirklich wahrnimmt. Bei der Sitzung des städtischen Verwaltungsausschusses am 5. Dezember wurde erstmalig eine Unterstützung zugesagt: Für die Mietkosten der Räumlichkeiten ist nun ein Zuschuss von 15 000 Euro in den Haushaltsplan 2019 eingebracht.