Es ist immer eine ganz besondere Atmosphäre in der kleinen Klosterkirche St. Ursula, wenn hier an Karfreitag und am Karsamstag die Trauermetten stattfinden: Bereits seit drei Jahren organisieren Markus Kreutz als Gesamtverantwortlicher, Matthias Eschbach, der für die musikalische Gestaltung verantwortlich ist und der Künstler Axel Heil diese besondere Form des Stundengebets. Die Organisatoren wollen durch die Verbindung von Musik, Kunst und Lesung auch Besucher ansprechen, die sonst nicht viel mit der Kirche oder Gottesdiensten am Hut haben, und der Erfolg gibt ihnen Recht. Jedes Jahr ist die Kirche bei den Trauermetten fast bis auf den letzten Platz gefüllt.
Im Mittelpunkt steht immer die Verhüllung des Altares in der kleinen Barockkirche. Axel Heil hat sich dieses Jahr für eine ganz radikale Form entschieden: Mit schwarzem Vliestuch ist der Altar verdeckt, die "ganze barocke Opulenz ist weg", so der Künstler. „Vom Moment des Todes geht eine Finsternis aus“, erklärt Heil und hat seine Arbeit "Tenebrae – ad lucem!“, was so viel bedeutet wie „Aus der Finsternis ins Licht“ genannt. Die Verhüllung ist einfach gestaltet und besteht aus Baugerüstteilen und Dachlatten, an denen Unkrautvlies angebracht ist. Mit dieser Reduktion fügt sich Heil in die katholischen Traditionen der Karwoche ein.

Am Karsamstag gibt es gegenüber der Trauermette am Karfreitag eine entscheidene Veränderung: Im schwarzen Vlies sind Öffnungen, helle Streifen sorgen für Lichtblicke im Dunkel, ebenso wie die ersten Sonnenstrahlen, die am frühen Samstagmorgen durch die Kirchenfenster fallen. Während der knapp 45 Minuten dauerenden Trauermette, auch Tenebrae (lateinisch Dunkelheit, Schatten) genannt, singt das Vokalensemble mit Lea Decker, Agnes Suszter, Birgit Decker, Veronika Kreutz, Hannah Maier, Matthias Eschbach, Thorsten Bast und Roman Laub mit den Besuchern im Wechsel verschiedene Psalme und einen Hymnus.

Für echte Gänsehaus-Atmosphäre sorgt das Vokalensemble mit der dritten Motette von Francis Poulenc, in der er die Finsternis thematisiert, die einbrach, als Jesus gekreuzigt wurde: "Tenebrae factae sunt". Mit hoffnungsvollen Fürbitten "Wo die Nächstenliebe ist, ist Gott" und dem Schlussgebet werden die Besucher in den hellen Sonnenschein und das geschäftige Treiben am Karsamstag in der Stadt entlassen.