Noch erinnert der blaue Stuhl auf dem großen Banner an den Second-Hand-Markt neben dem Villinger Bahnhof. Mit dem 31. Dezember 2019 ist die Jumbo-Ära zu Ende gegangen. Sich verändernde gesellschaftliche Bedingungen haben den Vorstand des Trägervereins bewogen, nach einem Schlussverkauf in der Woche vor Weihnachten den geschätzten Gebrauchtwarenmarkt endgültig zu schließen. In den letzten Tagen des Jahres wurden dann die letzten Regale ausgeräumt, auch die Fahrradwerkstatt ist schon leer.

Bei einem Abschiedssekt für die haupt- und ehrenamtlich Mitarbeitenden, Spender der Gebrauchtwaren, treue Kunden und Freunde der Einrichtung kam die Jumbo-Geschichte noch einmal in Erinnerung. Im Zuge der Jugendarbeitslosigkeit Anfang der 1980er Jahren gründeten sozial engagierte Gemeindeglieder im Umfeld von Rechtsanwalt Ullrich Hahn und Diakoniegeschäftsführer Eckmar Grah den Förderverein für Jugend- und Sozialarbeit im evangelischen Kirchenbezirk Villingen. Das aktuelle Anliegen war, Beschäftigung für arbeitslose Jugendliche zu schaffen.

Das wurde damals in Fützen realisiert. Unter Anleitung eines Handwerksmeisters fanden mehrere Jugendliche beim Umbau eines alten Bauernhauses Beschäftigung und Unterkunft. Mit dem Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit wurde die Liegenschaft in Fützen verkauft und im Förderverein ein neues Sozialprojekt entwickelt für Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Beschäftigung fanden: Der Second-Hand-Markt Jumbo in der dazu eigens erworbenen Liegenschaft an der Villinger Bahnhofstraße.
Nachhaltig wirtschaften
In Zusammenarbeit mit dem Jobcenter und dem Landratsamt funktionierte dieses Projekt über Jahre gut. Menschen mit eingeschränkten Möglichkeiten fanden im Jumbo Beschäftigung oder konnten sich hier für den ersten Arbeitsmarkt fit machen. Dazu kam das Nachhaltigkeitsmoment, gut erhaltene gebrauchte Kleidung, Möbel und Haushaltseinrichtungen weiterer Verwendung zuzuführen.
Zu viele Billigangebote
Veränderte Marktbedingungen, Billigangebote großer Möbelanbieter, aber auch die Entwicklung, dass Gebrauchtwaren zunehmend privat im Internet verkauft werden, bremsten das Geschäftsmodell aus und brachten Jumbo in die roten Zahlen. Der Trägervereinsvorstand zog im Sommer 2019 die Konsequenz und entschied die Schließung des Marktes zum Ende des Jahres.
Dank an Mitarbeiter
„Schweren Herzens“, so Diakoniegeschäftsführerin Anita Neidhardt-März, habe man diese Entscheidung getroffen, aber es habe keinen anderen Ausweg gegeben. Alle Mitarbeitenden könnten stolz auf das Geleistete sein. Ihnen und insbesondere der langjährigen Geschäftsführerin Monika Haas galt der besondere Dank des Vorstands.
Wehmütig erinnert
Bei Glühwein und Zopf ließen Mitarbeitende und Jumbo-Freunde diese Geschichte mit den Mitarbeitenden der ersten Stunde, darunter Jörg Eich, Geschäftsführerin Monika Haas und Traute Grah unübersehbar auch etwas wehmütig noch einmal an sich vorbeiziehen. „Es wird was fehlen ohne den Jumbo“, so Neidhardt-März. Wie es weitergehen wird, ist noch offen. Doch der Trägerverein bleibe bestehen und man denke bereits über ein neues soziales Projekt nach.