Einige Jahre war sie quasi in den Weiten des weltweiten Netzes verschollen, jetzt taucht die legendäre Foto-Sammlung aus dem Nachlass von Herbert Schroff im Internet wieder auf. Dank der Initiative eines Architekten und mit Unterstützung des Geschichts- und Heimatvereins sowie des Stadtarchivs werden zahlreiche Exponate aus dem umfangreichen Foto- und Postkartenarchiv des 2011 verstorbenen Villinger Urgesteins Herbert Schroff in digitalisierter Form der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Nutzungsrechte an Stadt übertragen
Den Stein ins Rollen brachte Andreas Flöß. Bei der Rekonstruktion denkmalgeschützter Villinger Gebäude für eine Sanierung griff der Architekt gerne auf altes Bildmaterial aus der umfangreichen Schroff-Sammlung zurück. "Diese Fotos waren bei meinen Recherchen stets eine große Stütze." Als diese vor ein paar Jahren praktisch über Nacht aus dem Internet verschwunden ist, bedauerte er das sehr. Er hatte die Idee, gemeinsam mit dem Geschichts- und Heimatverein und dem Stadtarchiv die Sammlung wieder zu reaktivieren und sie der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Dem Initiator und seinen Mitstreitern ist es gelungen, dass die bisherigen Nutzungsrecht-Inhaber die Nutzungsrechte an die Stadt Villingen-Schwenningen übertragen. "Die ersten Gespräche hierzu fanden bereits vor eineinhalb Jahren statt", erinnert sich Werner Echle, Vorsitzender des Geschichts- und Heimatvereins.
1546 Datensätze archiviert
Wie Ute Schulze, Leiterin des Amtes für Archiv und Dokumentenmanagement, erklärt, ist derzeit noch nicht sicher, wie die Exponate aus der Schroff-Sammlung digitalisiert und im Internet präsentiert werden. Wir haben genau 1546 Datensätze. Pro Datensatz sind jeweils mehrere Fotos, Negative, Dias und Postkarten hinterlegt", umfasst Schulze die Menge an zu digitalisierenden Exponaten. Der Schwerpunkt der Sammlung liegt dabei klar auf der Firma Saba, wo Herbert Schroff unter anderem Manager der legendären Saba-Prominenten-Elf um Fritz Walter, den einstigen Trainer der Fußball-Nationalmannschaft war. Auch die Themenbereiche Werbung, Post, Werkradio und Boxstaffel werden dort thematisiert. Auch Fotos und Postkarten über "Alt-Villingen" gehören selbstverständlich zu den Exponaten, die digitalisiert werden und für die Herbert Schroff bekannt war. Ein weiteres Schwerpunktthema wird die Villinger Fasnet sein, und dort unter anderem die Rietvögel und die Katzenmusik.
Derzeit lagern die vielen tausend Exponate in 44 grauen Archivkartons, die zusammen mit anderen Nachlässen in den Regalen des Archivs schlummern. Spätestens Anfang 2019 sollen die ersten Exponate online zu sehen sein. Dabei ist der Anspruch des Stadtarchivs, die Fotos nicht nur zu digitalisieren und ins Netz zu stellen. Sondern sie auch mit kurzen Beschreibungen zu versehen, um so nicht alteingesessenen Bürgern der Stadt eine Orientierung zu den Abbildungen zu geben. "Wir sind auch noch nicht einig, wie wir die Fotos präsentieren. Ob auf einer Internetseite oder als Blog, um den Betrachtern die Möglichkeit zu geben, mit uns zu kommunizieren", sagt Schulze.
"Über die Kosten können wir derzeit noch gar nichts sagen", sagt Ute Schulze. Wie Werner Echle sagt, wolle man in Sachen Finanzierung möglicherweise an die Stadt herantreten.
Zur Person
Herbert Schroff wurde 1924 in Villingen geboren. Im Zweiten Weltkrieg war er als Marine-Funker im Einsatz, das Boot wurde versenkt, Schroff überlebte und wurde in Irland interniert. 1952 kehrte er zurück. Sein Schwager hatte ihm einen Job als Lastwagenfahrer bei Saba besorgt. Bei einer Saba-Talent-Show brillierte er mit seinem Witz und wurde mit der Gründung einer Werkszeitung betraut. Seine Berichte in der Saba-Post wie im Werkfunk – und beim SÜDKURIER – waren Gesprächsstoff in der Stadt. Mit Herzblut war er Chronist und Fotograf seines geliebten Villinger Städtles. Grundstock für die Bücher war eine Serie des Gespanns Schroff und Jörres, veröffentlicht im SÜDKURIER unter "Villingen einst und jetzt". Für seine Verdienste erhielt er 1999 die Bürgermedaille der Stadt. (cho)