Das kühle Wasser der Romäusquelle lockt täglich viele Menschen aus nah und fern - nicht nur an heißen Tagen. Kanisterweise wird Wasser abtransportiert. Aber warum ist es so beliebt? 90 Minuten war der SÜDKURIER an einem Mittwochnachmittag vor Ort. 15 Personen kamen in dieser Zeit zur Romäusquelle, aus verschiedensten Gründen.
Begegnungen an der Romäusquelle
Erdal Yesil (links) aus Villingen kommt seit 30 Jahren, einmal im Monat. Das Wasser, welches er in großen 20-Liter-Kanistern abfüllt, nutzt er für Tee, Kaffee und zum Kochen. "Ich kenne Menschen, die kommen aus Stuttgart und München hierher, um Wasser zu holen", sagt er. Obwohl bereits weitere Wasserliebhaber hinter ihm warten meinte er: "Heute ist wenig los." An manchen Tagen müsse man eine Stunde lang anstehen. "Vor allem am Samstag", weiß Hasan Bardiqi (rechts). Er ist aus Bräunlingen angereist um sich mit Quellwasser einzudecken. Seit 15 Jahren besucht er die Quelle regelmäßig, "weil in dem Wasser kaum Kalk enthalten ist".

Mit zahlreichen Kanistern ausgestattet zapft der Villinger Georg Maier bei drückenden 30 Grad rund 80 Liter frisches Quellwasser ab, in aller Ruhe und mit Beharrlichkeit. Kanister bereitstellen, Kanister befüllen, zum Auto transportieren. So macht er das seit zehn Jahren, alle vier Wochen, wie er verrät. Nur nach starken Regenfällen wartet er ein paar Tage länger, weil das Wasser dann trüb sei. Maier weiß, dass aus der Quelle kein Trinkwasser sprudelt. Dazu sagt er schmunzelnd: "Mein Bauch und die Kaffeemaschine wissen schon was gut ist."
Seit Kindesalter trinkt Alexander Karius aus Villingen das Quellwasser. Den Brauch seiner Eltern hat er übernommen. "Es erfrischt und schmeckt", begründet er seine Vorliebe. Vor ein paar Jahren sei die Qualität mal schlechter gewesen, mittlerweile aber wieder gut, erinnert er sich. "Ich kenne Villinger, die haben das Wasser untersuchen lassen", so Karius. Das Ergebnis: Die Werte seien zum Teil besser als beim Trinkwasser. Genau erinnert er sich aber nicht. Sein Tipp: "Spätabends Wasser holen, dann ist weniger los." Jedoch treffe man selbst nachts noch Menschen.
"Ich habe hier um Mitternacht schon Bekannte beim Wasserholen getroffen." Sein Tipp Nummer zwei: Wenn eine der beiden Leitungen versiegt, die andere Seite kurz mit der Hand verschließen.

Helene Skopinzew aus Villingen ist mit ihren beiden Kindern Sergej (links) und Stefan gekommen, um einige Plastikflaschen aufzufüllen. "Ich habe früher immer Mineralwasser getrunken", erinnert sie sich, "seit vier Jahren nur noch Quellwasser." Sie hat auch schon andere Quellen ausprobiert, zum Beispiel in Tannheim. Aber das Wasser aus der Romäusquelle sei einfach am besten.

"Am 19 Januar findet hier die Wasserweihe der der russisch-orthodoxen Kirchengemeinde von Maria Tann statt", erzählt Skopinzew. Die Gläubigen würden an diesem Tag vor der Quelle in einem Zuber voller Quellwasser baden. Ihr Vater ist Priester in der Gemeinde. Mit ausreichend Quellwasser im Gepäck und gekühlten Fußsohlen macht sich die Familie wieder auf den Heimweg.
Lediglich eine Erfrischung suchen diese beiden jungen Männer aus Villingen und Hamburg bei ihrem Spaziergang durch den Schwarzwald. Oberkörperfrei lassen sich die beiden das kühlende Nass über ihre Köpfe und Arme laufen.

Nur wenige Meter neben der Quelle erreicht man über einen schmalen Trampelpfad die Kirnach. Im idyllischen Bachlauf kühlen sich die beiden jungen Frauen Anita Mahler (links) und Melanie Wagner aus Trossingen ab. "Mein Vater holt hier schon seit ich klein war unser Wasser", erzählt Mahler. "Es schmeckt besser als Gekauftes." Bei diesem Besuch füllt sie jedoch keine Flaschen für zuhause ab. "Wir machen nur einen Ausflug. Ich wollte nur meiner Freundin die Quelle und die Umgebung zeigen."

Geschichte der Quelle
Laut dem zuständigen Forstamt Villingen-Schwenningen wurde die Quelle in den 1930er Jahren gefasst. Sie entspringt aus einer Erdschicht Schicht zwischen Granit und Bundstandstein. Dieser Granit gehört zu dem Massiv des Eisenbacher Granites. "Man hatte damals die Hoffnung, radiumhaltiges Wasser zu finden", erklärt Forstamtsleiter Tobias Kühn. Der Konsum sei damals noch als gesundheitsfördernd angesehen worden. "Man wollte so den Kurgedanken fördern." Als Name war 'Dr. Joseph Goebbels Quelle' angedacht. Die Analyse ergab jedoch, dass es sich von den Inhaltssoffen her um eine gewöhnliche Quelle handelt, ohne Radium und anderen Herausstellungsmerkmalen. "Die NSDAP-Kreisleitung untersagte daraufhin die Verwendung des Namens Dr. Goebbels. Und so kam es zur Romäusquelle", berichtet der Forstamtsleiter.

Warum das Wasser kein Trinkwasser ist
Weil der pH-Wert niedrig ist, könnten theoretisch Schwermetalle im Gestein in Lösung gehen. "Dazu ist uns aber nichts bekannt geworden", so Kühn. Das Wasser werde nicht untersucht. Viele Menschen würden sich das Wasser dennoch abfüllen und mitnehmen. Kühn selbst bevorzugt Leitungswasser der Stadtwerke, das zu einem guten Teil aus Quellen im Stadtwald stammt. Ein Schild weist darauf hin, dass das Quellwasser kein Trinkwasser ist und dass der Brunnen im Jahr 2005 neu gefasst wurde.

Die Kostprobe
Die oben befragten Personen waren sich einig: das Wasser der Romäusquelle schmeckt deutlich besser als Leitungswasser und enthält kaum Kalk. SÜDKURIER Redakteur Jens Fröhlich wollte es selbst beurteilen. In einer Flasche von Helene Skopinzew nahm er drei Liter Quellwasser mit nach Hause. Sein Fazit: Es schmeckt tatsächlich weicher. Eine Verbesserung seines Wohlbefindens konnte er bislang aber noch nicht feststellen.
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