Das Ergebnis war nicht nur zu erwarten, es fiel sogar besser aus, als bei seinem Amtsantritt vor zwei Jahren. Anselm Säger wurde bei der Hauptversammlung als Zunftmeister der Villinger Narrozunft bestätigt. Einstimmig votierten die mehreren hundert Mitglieder in der Neuen Tonhalle für Säger als Frontnarr der historischen Narrozunft. Bei seiner Erstwahl hatte Säger noch einige Gegenstimmen.
Von seinem Vize Alexander Brüderle wurde Säger als "zuverlässig, ideenreich, spontan und schaffig" charakterisiert, als er ihm einen eigenen Säbel überreichte. "Nach zwei Jahren kommt langsam die Routine, es läuft", resümierte Anselm Säger seine erste Amtszeit. Wobei neue Herausforderungen den Zunftmeister forderten, wie er in Bezug auf die Diskussion über die Teilnahme der berittenen Kavallerie der Bürgerwehr an den Fastnachtsumzügen sagte.

Hier will die Stadt strengere Sicherheitsvorkehrungen umsetzen, damit die Pferde am Umzug teilnehmen können. Auch wenn den Verantwortlichen durchaus bewusst sei, dass Pferde das größte Gefahrenpotenzial bei einem Umzug darstellten, werde er "alles tun, damit der Umzug komplett bleibt. Wenn wir alle kompromissbereit sind, kriegen wir das hin".
Auch der neue Oberbürgermeister Jürgen Roth signalisierte Kompromissbereitschaft. In seinem Grußwort sagte er, dass ihm bewusst sei, dass die Umsetzung der Sicherheitsauflagen zum Schutz der Umzugsbesucher teilweise schwer und aufwendig sei.
Und betonte, dass gemeinsam eine Lösung gefunden werde, um die Vollständigkeit des traditionsreichen Umzugs zu erhalten. "Egal ob beritten, zu Fuß oder mit Waffen", wie Roth sagte, angesichts des ebenfalls von der Stadtverwaltung verhängten Waffenverbots für die Bürgerwehr bei der Bekanntgabe des Ergebnisses der Wahl zum Oberbürgermeister auf dem Münsterplatz vor wenigen Wochen. Und fügte schmunzelnd und bezugnehmend auf den Nachnamen des Zunftmeisters hinzu: "Ob bei einem Verein, der keine Waffen tragen darf, überhaupt ein Vorsitzender zulässig ist, der eine Waffe im Namen trägt?"
Narrovatter für 1000 Euro
Um der Zehntscheuer, die die Narrozunft für viel Geld zu einem Schmuckstück umgebaut hat und seit 2013 als Vereinshaus nutzt, auch ein attraktives äußeres Erscheinungsbild zu verpassen, plant die Zunft eine Fassadensanierung. Anselm Säger stellte den Mitgliedern ein Konzept vor.

Demnach soll auf der Fassade des denkmalgeschützten Gebäudes ein Villinger Fasnachtsumzug dargestellt werden. Die Kosten werden auf 35 000 Euro beziffert. 20 000 Euro kann die Zunft aus den Rücklagen entnehmen. Für die fehlenden 15 000 Euro werden "Gottle und Gette" gesucht, die eine Patenschaft für die dargestellten Figuren übernehmen.
Den Vorgaben des Denkmalamtes, dass die Malweise des dargestellten Umzugs "keinesfalls historisch sein darf", setzte die Zunft eine zeitgemäße, abstrakte Darstellung entgegen, die nicht nur die Zustimmung des Denkmalamtes, sondern auch die der Zunftmitglieder auf Anhieb getroffen hat, wie die begeisterten "Oh"-. Und "Ah"-Rufe aus den Mitgliederreihen verrieten. Für unterschiedliche Tarife können die Gönner und Spender Patenschaften übernehmen.
So kostet der Narro-Some 100 Euro, ein Musiker der Bürgerwehrmusik 150 Euro. Alt-Villingerin und Morbili sind für jeweils 300 Euro "zu haben". Für den Butzesel, Narro oder Wueschtvatter müssen dagegen mindestens 500 Euro und für den Narrovatter gar stolze 1000 Euro auf den Tisch geblättert werden. Bereits für deutlich kleineres Geld können aber auch Pflastersteine für jeweils 25 Euro erstanden werden, auf denen sich der Umzug bewegt. Noch muss das abschließende Okay des Landesdenkmalamtes abgewartet werden. Säger rechnet damit, dass der Beginn der Fassadensanierung im Frühjahr, etwa ab Mai, sein kann.
Ehrungen
Bei der Hauptversammlung wurden Ratsherren für langjährige Mitgliedschaft geehrt. Seit 40 Jahren Ratsherr ist Edgar Sturm. 30 Jahre dabei ist Claus Müller. Für jeweils 20-jährige Ratsherrentätigkeit wurden Hans-Jörg Voggenreiter und Richard Braitsch geehrt. Zehn Jahre dabei sind Markus Becker und Peter Hupfer. Darüber hinaus wurden insgesamt 268 Mitglieder für ihre langjährige Mitgliedschaft zwischen 25 und 70 Jahren geehrt.