Jetzt wird es ernst. Bahnliebhaber müssen nun stark sein. Am Montagnachmittag schleppten Bahnmitarbeiter den in Villingen geparkten Kultzug Trans Europ Express von einem in Richtung Marbach gelegenen Abstellgleis zum Villinger Bahnhof. Seit zwei Jahren rostete das Museumsstück dort vor sich hin. Vor einigen Tagen stand dann fest: Der Zug wird verschrottet (wir berichteten).
Mit einer Diesel-Rangierlok setzten die Arbeiter die alten Wagen langsam und vorsichtig Bewegung.
- Probleme: Dabei kam es nach SÜDKURIER-Informationen zu Komplikationen mit einer Kupplung am Triebwagen. Nach der Rangieraktion war die einst stabile Zugverbindung deutliche verbogen und hing nur noch schräg an der Lok. Auch der Triebwagen selbst machte den Eindruck, dass er nicht mehr absolut senkrecht auf den Gleisen steht. Bereits vor einigen Wochen teilte das Deutsch Bahn Museum auf SÜDKURIER-Anfrage mit, dass dieser einen Schiefstand habe und nur noch eingeschränkt bewegt werden könne.

- Abgehängt: Vermutlich aufgrund der Beschädigungen am Triebwagen wurden die drei Waggons am Montag abgetrennt und separat zum alten Verladebahnhof in der Nähe des Parkplatzes zwischen der Brücke Schwenninger Straße und der Schneckenbrücke geschoben. Hier wurden vor Jahren zum Beispiel Sturmholz und Militärfahrzeuge verladen. Der Triebwagen wurde hinter dem Güterbahnhof-Gebäude an der Güterbahnhofstraße zwischengeparkt.

- Verschrottung: Gut informierte Bahnkenner gehen davon aus, dass die Arbeiten erst in einigen Wochen beginnen. Noch sei kein Auftrag an einen Dienstleister vergeben worden, ist zu hören. Dies bestätigte vor einiger Zeit auch ein Sprecher des Museums. Offenbar soll der Auftrag jetzt erst europaweit ausgeschrieben werden. Wie bereits berichtet, wird nicht der komplette Zug auf dem Schrottplatz landen. Noch an Ort und Stelle sollen dem Zug verschiedene Teile der Fahrzeugausstattung zur späteren Verwendung als Ersatzteile entnommen werden, wie zum Beispiel Getriebeteile und der Dieselmotor. „Außerdem werden Teile des Fahrzeugbuges des Triebfahrzeuges aufbewahrt, um sie in die museale Arbeit des DB Museums zu integrieren“, erklärt ein Sprecher.
- Bahnliebhaber: Bis es letztlich soweit ist, hat der Zug also eine erneute Gnadenfrist. Dank der neuen Standorte haben Liebhaber jetzt auch die Möglichkeit Abschied zu nehmen und in der Nähe des Zuges in Erinnerungen zu schwelgen. Die alten Waggons sind von der Schneckenbrücke und vom Villinger Busbahnhof aus gut zu sehen. Mit einem Fernglas bewaffnet kann man von der Brücke und vom Bahnsteig aus sogar einen letzten Blick auf den geschichtsträchtigen Triebwagen erhaschen. Viele Menschen der Region hatten sich gewünscht, dass der Zug erhalten wird. Doch eine Sanierung hätte mehrere Millionen Euro gekostet. „“Weder intern, noch für einen Partner oder Leihnehmer sei das wirtschaftlich vertretbar“, begründet ein Spreche den Entschluss für die Verschrottung.
Trans Europ Express
Der Zug ist ein Symbol für das geeinte Europa. 1956 einigten sich die Schweiz, die Niederlande, die Bundesrepublik Deutschland, Belgien, Luxemburg, Italien sowie Frankreich auf ein gemeinsames System. Der Transeuropa-Express, kurz TEE, war geboren. Die Züge mussten eine Mindestgeschwindigkeit von 140 Stundenkilometern erreichen. Reisen mit den TEE-Zügen waren damals in Sachen Komfort und Geschwindigkeit das Nonplusultra im Schienenverkehr. In den 70er-Jahren wurde der VT 11.5 als Inter-City ausgemustert.