VS-Herzogenweiler – Wie viel Neubaugebiet verträgt Herzogenweiler, der mit 180 Einwohnern kleinste Stadtbezirk von Villingen-Schwenningen? Darüber kam es im Technischen Ausschuss des Gemeinderates zur kontroversen Öko-Debatte. Am Ende stimmten vier Stadträte aus den Reihen der Grünen gegen die von der Stadt vorgeschlagene Aufstellung eines Bebauungsplans, elf Stadträte der anderen Fraktionen aber waren dafür.

Grunderwerb im Herbst

Wie schon berichtet, bietet sich der Stadt die Gelegenheit, vom Hause Fürstenberg ein rund 3,3 Hektar großes, bislang landwirtschaftlich genutztes Flurstück namens „Obere Äcker„ zu kaufen. Baubürgermeister Detlev Bührer sagte, dass der Grunderwerb im Herbst über die Bühne gehen könnte, der Grundbucheintrag bis Januar. Dann könnte die Planung beginnen.

Für Herzogenweiler wäre dies eine Chance, endlich wieder jungen Familien aus dem Ort Bauplätze anbieten zu können. Bei einer Bürgerversammlung äußerten vor kurzem einige Einwohner aber auch Bedenken angesichts der Größe des Gebietes. Dort könnten 34 Bauplätze realisiert werden. Kämen diese auf einen Schlag, wäre das für den kleinen Ort mit einem schwer verkraftbaren Einwohnerzuwachs von rund hundert Neubürgern verbunden.

Das sagen die Fraktionen

Positiv bewertete Gudrun Furtwängler für die CDU-Fraktion den Kauf. Herzogenweiler habe lange darauf gewartet, eine bauliche Erweiterungsmöglichkeit zu bekommen. Die CDU stimme zu, stelle sich aber mindestens drei Bauabschnitte vor, damit der Ort langsam wachsen werde. Bedenken äußerte Cornelia Kunkis-Becker (Grüne). Es sei sehr viel Geld, das die Stadt in die Hand nehmen müsse, um das Gelände zu kaufen und zu erschließen. Immerhin müsse die Stadt 40 Euro pro Quadratmeter für unerschlossenes Bauland berappen. Wenn Herzogenweiler langsam wachsen soll, dann müsste man das Gelände 30 Jahre lang liegen lassen ohne große Einnahmen.

Angesichts der finanziellen Vorleistungen durch die Stadt bestehe aber die Gefahr, dass die Kommune die Bauplätze schnell verkaufen wolle, damit sich die Investition amortisiere. Das wiederum sei nicht gut für Herzogenweiler. „Von unserer Seite sagen wir, zehn Bauplätze ja, 34 nein.“ Edgar Schurr (SPD) wiederum wies darauf hin, dass die Stadt das Grundstück nur einmal kaufen könne oder gar nicht, aber nicht scheibchenweise. Schurr sprach sich für den Kauf aus. Schließlich steigen mit den Jahren auch die Grundstückswerte. Dies sei für Herzogenweiler „eine Kapitalanlage in die Zukunft“. Für den Gemeinderat gehe es jetzt darum, den Hebel zu finden, um einen „Wildwuchs“ zu verhindern.

Das sagt die Rathausspitze

Anfangs zwölf Bauplätze: Baubürgermeister Detlev Bührer und Oberbürgermeister Jürgen Roth verdeutlichten, dass es der Gemeinderat selbst in der Hand habe, den Zeitablauf der Wohnbebauung zu bestimmen. Die Stadt müsse zwar jetzt kaufen und es sei auch sinnvoll, den Bebauungsplan jetzt für das gesamte Gebiet aufzustellen. Doch der Gemeinderat könne jederzeit den Takt der Erschließung des Baulandes bestimmen. OB Jürgen Roth erklärte, im ersten Bauabschnitt sollten lediglich zwölf Bauplätze realisiert werden. Als nicht machbar wies Roth die Forderung der Grünen zurück, stärker die Innenentwicklung Herzogenweilers voranzutreiben anstatt Grünflächen zu betonieren. Im Ort gebe es zwar Potenzial. Doch die meisten freien Grundstücke stünden für eine Bebauung derzeit nicht zur Verfügung. Etwa, weil die Eigentümer das Gelände zur Bebauung für ihre Enkel aufsparen wollten.

Das sagt der Ortsvorsteher

Andreas Neininger, der Ortsvorsteher von Herzogenweiler, stellte für die Ortschaft klar: „Das Baugebiet ist für uns sehr wichtig. Wir hatten seit Jahrzehnten keine Möglichkeit, neue Bauplätze anzubieten.“ Die Bevölkerung ist daher in den vergangenen Jahren von über 200 auf inzwischen 180 gesunken. „Junge Familien müssen wegziehen.“ Herzogenweiler wolle keine Situation „wie im Osten, wo ganze Dörfer aussterben“. Neininger: „Wir wollen uns maßvoll entwickeln.“ Das Gebiet sollte daher über Jahre in zwei, drei Abschnitten bebaut werden.

Ökologische Anregung

Architekt Olaf Wuttge-Greimel, beratendes Mitglied im Ausschuss, regte eine ökologische Bebauung an: Etwa eine zweigeschossige Bebauung aus energetischen Gründen, die zudem flächensparender sei, sowie ein gemeinsames Wärmenetz. Baubürgermeister Bührer erklärte, diese Fragen würden zu einem späteren Zeitpunkt im Zuge des Bebauungsplanverfahrens geklärt. Am Ende gab es im Ausschuss eine klare Mehrheit für die Aufstellung des Bebauungsplans. Nächsten Mittwoch spricht der Gemeinderat das letzte Wort.