Villingen-Schwenningen: Für Obdachlose bleiben in Villingen viele Türen zu

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Die nächste Kältewelle kommt bestimmt. Können Stadt und andere Institutionen dann Obdachlosen in Villingen schnell und unbürokratisch helfen? Die Frage kristallisierte sich bei einigen Lesern heraus, als wir vor einigen Wochen über die Problematik in der Doppelstadt berichteten.

Dabei zeigte sich, dass sich die Hilfen mit der Obdachlosen-Unterkunft, der Wärmestube und der Betreuung in Schwenningen konzentrieren. Ist in Villingen dennoch eine Unterstützung möglich? Leider ist das nicht so einfach, wie eine Umfrage unter den Verantwortlichen ergab.

Zum Aufwärmen sollen die Obdachlosen die Villinger Bahnhofshalle auch nicht nutzen: Hier hat die Bahn ein eigenes Schild angebracht und ... — Zum Aufwärmen sollen die Obdachlosen die Villinger Bahnhofshalle auch nicht nutzen: Hier hat die Bahn ein eigenes Schild angebracht und verweist auf die Schwenninger Wärmestube. | Bild: Gerhard Hauser

Die Hallen: Eine Möglichkeit wäre es, bei Polarkälte eine innerstädtische Turnhalle in Villingen vorübergehend zu öffnen. Dort könnten dann ein paar Matten und die Duschen zur Verfügung gestellt werden. Leider funktioniert dies nicht. Nicht nur die Schulen nutzen die Hallen, sondern auch Vereine – die dann meist bis 22 Uhr, berichtet die Sprecherin der Stadt, Oxana Brunner. Danach müsste eine Aufsichtsperson die Halle übernehmen, die Obdachlosen hereinlassen und für Ordnung sorgen. Am nächsten Morgen um sieben Uhr müsste der Reinigungsdienst schon wieder seine Arbeit beendet haben, denn dann nutzten die Schulen die Hallen wieder.
Die Erstaufnahmestelle: Ein Leser schlägt vor, doch zumindest ein Zimmer in der Erstaufnahmestelle in der Dattenbergstraße zu öffnen, die ja ohnehin schlecht belegt ist. Das ist sicher eine gute Idee, allerdings wird die Einrichtung noch dieses Jahr aufgegeben und die Gebäude voraussichtlich saniert. Eine Anfrage der Stadt, einen Raum für Obdachlose zur Verfügung zu stellen, habe es in der Vergangenheit nie gegeben, erklärt der Sprecher des Regierungspräsidiums, Markus Adler. Es sei theoretisch machbar, aber schwierig umsetzbar.
Die Wärmestube: Solch eine Einrichtung gibt es nur in Schwenningen – vom Villinger Bahnhof ist sie rund acht Kilometer entfernt, wie ein Aushang dort deutlich macht. Ein ähnliches Projekt in Villingen aus dem Boden zu stampfen und es beispielsweise über Ehrenamtliche zu betreiben, hält Bärbel Wagner, Leiterin des Sozialen Zentrums am Neckar, für unrealistisch. Das soziale Zentrum zahlt ja auch die Tagessätze in Schwenningen aus, unterstützt zudem Obdachlose mit einer Fachberatung und in der Wärmestube selbst gibt es ja auch günstiges Essen. Die Einrichtung sei also mit einem Netzwerk verbunden, das zum Beispiel den Bezug von Lebensmitteln für den Mittagstisch umfasst. Grundsätzlich sei es für die Obdachlosen zumutbar, in den Neckarstadtteil zu gelangen. Allerdings sieht sie ein Hindernis – gerade auch für die, die nicht nur aus Villingen, sondern aus anderen Gemeinden des großen Landkreises kommen.

Wer mit einem Tagessatz von knapp 14 Euro auskommen muss, der überlegt sich zwei Mal, ob er das Geld für ein Ticket ausgibt. Die Fahrscheine für Bahn oder Busse seien aus Wagners Sicht zu teuer. Sie befürwortet ein übertragbares Abo oder für bestimmte Personengruppe günstige Tickets – doch auch dies ist nicht einfach umzusetzen: Der Verkehrsverbund (VSB) werde von den Busunternehmen selbst getragen, erklärt VSB-Geschäftsführer Thomas J. Mager. Einen Sozialpass gebe es in ganz wenigen Fällen nur dort, wo Städte Träger seien. Letztendlich sei es eine politische Entscheidung, ob die Kommunen für billige Bustickets Zuschüsse geben wollten. Da tut sich in der Doppelstadt derzeit nichts: Bereits eine symbolische Geste ist nicht möglich, beim Bürgeramt beispielsweise 20 Freitickets zu hinterlegen und sie an Obdachlose abzugeben. "Wie sollen wir das kontrollieren", fragt Brunner, das Angebot könnte missbraucht werden.
Die Bahnhofshalle: Nachts ist die Villinger Bahnhofshalle zu, berichtet Bahnsprecher Martin Schmolke. Ein Security-Unternehmen sperrt sie gegen 22.30 Uhr ab. Ein Öffnung bei frostigen Temperaturen hält er für nicht realisierbar. Der Villinger Bahnhof sei zwar schön, aber für eine Übernachtung ungeeignet, berichtet Schmolke. So gebe es ja gar keine Liegemöglichkeiten.
Die Kirche: "Wenn Not an der Frau oder am Mann ist, helfen wir", sagt der katholische Münsterdekan Josef Fischer.

Einmalig könne den Betroffenen eine Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung gestellt werden – aber das ersetze keine Anlaufstelle, betont Fischer. Da müsste auch für Betreuer gesorgt werden. Doch den Obdachlosen schnell und unbürokratisch helfen, das mache die Kirche im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Ein heißes Getränk oder eine warme Mahlzeit zu besorgen, sei kein Problem. Und er setzte sich auch in sein Auto, um einen Obdachlosen in die Schwenninger Unterkunft zu fahren. Fakt sei aber auch, dass manche lieber draußen als in der Unterkunft schlafen wollen.