
Fischen ist für Christian Föhrenbach nicht einfach nur ein Hobby wie jedes andere. Für den Vorstand der Anglergesellschaft Villingen ist der Angelsport eine Leidenschaft. Föhrenbach sitzt am vergangenen Mittwochnachmittag auf der Ladekante seines Autos, das er am Kirnacher Bahnhof abgestellt hat. Die jährliche Bachbeschau der Brigach steht an. Er streift sich die hüfthohen Wathosen, eine grüne Weste mit allerlei Utensilien und einen Weidenkorb über, greift nach seiner Angelrute und läuft zielstrebig auf das Dickicht am Bach zu.

Die Brigach war klinisch tot
"Das Fischsterben hat uns vor allem 2016 hart getroffen", berichtet Föhrenbach, als er durch die Brennnesseln zur Brigach hinuntersteigt. Sein Verein kümmert sich intensiv um die Bewirtschaftung der Brigach innerhalb der Gemarkungsgrenzen von Villingen-Schwenningen. "Der Bach war klinisch tot, da war nichts mehr drin."
An diesem Mittwoch ist Föhrenbach, der auch Lehrer in Donaueschingen ist, in die Brigach gestiegen, um zu erkunden, wie weit sich das Gewässer von dieser Naturkatastrophe erholt hat.

Leben im Wasser und unter Steinen
Unter den Steinen des Flusses tummeln sich zahlreiche Kleinstlebewesen wie Köcherfliegenlarven und Steinfliegenlarven. Die Tiere bilden die Grundlage der Ernährungspyramide im Bach. Sie werden von kleinen Fischen wie der Elritze gefressen. Diese wiederum werden von der Bachforelle, dem Leitfisch von Kirnach und Brigach, verspeist. Das Vorkommen der Larven ist also ein gutes Zeichen für die Fische im Bach.
"Die Brigach hat eine Gewässergüteklasse zwischen eins und zwei. Das ist für die Gegebenheiten ein sehr guter Wert", berichtet Föhrenbach. In die erste Kategorie schafften es eigentlich nur unberührte Gebirgsbäche. Ganz ohne Einflüsse von außen ist die Brigach nicht. "Hier spielt vor allem die Landwirtschaft eine Rolle. Die Umweltfaktoren sind einfach da", so Föhrenbach.
Der Eisweiher als Kinderstube
Dass es überhaupt wieder Fische in der Brigach gibt, ist der Anglergesellschaft zu verdanken. Der Verein züchtet die Fische in Brutboxen, unter anderem im Villinger Eisweiher. "Die Fische müssen im heimischen Wasser aufgezogen werden, sonst wandern sie wieder ab. Das ist dasselbe Prinzip wie bei Fröschen", erklärt Föhrenbach.
Wenn es gut läuft, schaffen es zwei Drittel der aufgezogenen Fische über das Stadium des Jungfisches hinaus. Dann wird der Eisweiher abgelassen und die Fische in die Natur entlassen. Der Verein züchtet nicht nur Forellen, sondern auch größere Weißfische, die später zum Angeln in der Donau ausgesetzt werden.
Die Ursache ist weiterhin unklar
Mit großer Wahrscheinlichkeit war der Schadstoff Dimethyl-dithiocarbamat (DMDTC) für das Fischsterben von 2016 verantwortlich. Dieser Stoff wird in vor allem Galvanikbetrieben eingesetzt. DMDTC wurde bereits bei Untersuchungen 2014 und 2015 in der Brigach nachgewiesen. Einen Verursacher zu ermitteln ist den zuständigen Behörden bis heute nicht gelungen.

Dennoch blickt Föhrenbach optimistisch in die Zukunft. Allein der Vereinsnachwuchs bereitet ihm Sorgen. Ein kleiner Trost sind die Forellen, die er zum Eigenbedarf angeln kann, wenn sie das Schonmaß von 30 Zentimetern überschritten haben. Meist werden sie gegrillt oder geräuchert. "Die Fische sind auf jeden Fall Bio und hatten ein schönes Leben. Zumindest bis an den Punkt, wenn ich sie fange", sagt Föhrenbach und lacht.

Angeln lernen
Wer in heimischen Gewässern angeln möchte, braucht dazu einen Angelschein und eine Berechtigung, die vom jeweils zuständigen Angelverein ausgestellt wird. Bevor man mit der Angel in den Fluss steigen kann, muss im Landratsamt, ähnlich wie beim Jagdschein auch, eine Prüfung abgelegt werden. Ausbilden lassen kann man sich beim Angelverein in Wolterdingen, der die Ausbildung für Villingen mit übernimmt. Der Angelverein Villingen hat etwa 100 aktive Mitglieder. 2019 feiert er sein 100-jähriges Bestehen. (kbr)