Kurz gesagt: Das diesjährige Sommertheater „Wir sind mal kurz weg“ ist ein Knaller – es ist kurzweilig, amüsant, musikalisch und hervorragend besetzt. Das Besondere ist die Musik. Es spielt eine Band, die Schauspieler singen viel und das machen Sebastian Schnitzer, der auch die musikalische Leitung innehat, Benjamin Tisler, Jörg Kluge und Oktay Enhas bravourös.
Worum geht es: Vier völlig unterschiedliche Männer verirren sich auf dem Jakobsweg und treffen mit ihren Marotten und Spleens immer wieder aufeinander. Da ist der smarte Joe (Sebastian Schnitzer) im maßgeschneiderten Anzug mit seinem Superhandy ohne Netz und Rollkoffer, der auf den frustrierten und lebensmüden Gymnasiallehrer Helmut trifft, der statt Navi lieber auf seine Karte vertraut. Haluk, der seine katholische Wandergruppe verloren hat und alleine herumirrt, ergänzt mit dem Lebenskünstler und Frauenheld Sven, eine echte Plappertasche, das Quartett.


Sie haben die Orientierung verloren und verlieren so langsam auch die Nerven. Die Männer nähern sich langsam an, werden warm miteinander und erzählen von ihren Sorgen, die smarte oder grantelige Hülle bröckelt langsam ab. Sie teilen ihre Chips und den Whiskey am Lagerfeuer und später sogar ein kleines Ein-Mann-Zelt. Die Charaktere sind ausgefeilt und wunderbar kontrastreich.


Die Musik: Ein echtes Plus des diesjährigen Sommertheaters ist die Musik: Die Band mit André Ernst, Jacob Fauser, Sebastian Klingele und Gary Wittner (sie wechseln sich ab mit Fabian Huger, Ingrid Kappeler-Kewes, Lukas Schröder und Martin Weber) sorgt für authentisches Konzert-Feeling, die Darsteller beeindrucken durch ihre Sangesfreude. Auch wenn nicht immer jeder Ton sitzt und die Stimme gelegentlich etwas versagt: Die Lebensfreude und die Begeisterung übertragen sich mit jedem Ton auf das Publikum, das bei der Premiere begeistert mitgeht. Zu bekannten Melodien singen die Pilger über ihre männerspezifischen Probleme in Liedern wie „Aua, Aua“, „Schön war die Steinzeit“ oder „Männer am Morgen“. Hier erweist sich Oktay Enhas als Überraschungscoup, der mit seinen gekonnten Tanzeinlagen und dem türkischen „Gününen günet“ alle mitreißt.

Die Sprüche: Männer unter sich: Da fallen natürlich Sprüche wie „Mein Lieblingstier ist der Zapfhahn“ oder „Meine Frau hat mich bloß verlassen, weil ich etwas Neues ausprobiert habe: Die Praktikantin.“ Männer färben natürlich ihre Haare nicht, sie pigmentieren und bevor sie krank werden, sterben sie natürlich. Sven, der Veganer ist, staunt über eine vegane Stadt in Russland, von der Joe berichtet und in der die Mooskauer leben. Haluk wundert sich über die deutsche Grammatik: „Kann mir mal jemand erklären, warum es morgens ‚Der Weizen‘ und ‚Das Korn‘ heißt und abends ‚Das Weizen‘ und ‚Der Korn‘“? Die Sprüche sind – egal ob derb oder politisch nicht ganz korrekt – das sprichwörtliche Salz in der Suppe, weil sie so überzeugend trottelig oder sexistisch rübergebracht werden, dass man nur lachen kann.




Der Spielort: Der Sportplatz bei der Schule in Pfaffenweiler ist ein perfekter Platz für diese Inszenierung. Die Schauspieler agieren direkt auf dem Platz, das Publikum sitzt in den hinteren Reihen erhöht. Optischer Hingucker: Eine mit Lichterkette dekorierte Madonna auf einem Brunnen, die spricht.

Team und Termine: Regie: Verena Müller-Möck, Technik: Hermann Schreiber, Bühne und Requisiten: Richard Hehn, Martin Möck, Eva Möck-Laufer, Hermann Schreiber. Die Bewirtung haben die Vereine aus Pfaffenweiler übernommen. Weitere Termine am Freitag, 28. und Samstag, 29. Juni und am 3., 4., 5., 7., 9., 10., 11., 12., 18., 19., 20., 21., 24., 25 und 26. Juli. Karten nur an der Abendkasse, Eintritt 15 (10 Euro).


