
Der Montagnachmittag war ein besonderer Tag für die Familie Laufer aus Weilersbach. Auf Einladung des CDU-Bundestagsabgeordneten Thorsten Frei und auch auf Wunsch des Bauernverbandes BLHV hat Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner den Bauernhof besucht, um über Sorgen in der Landwirtschaft mit den Bauern zu sprechen.
Noch kurz vor Eintreffen der Ministerin wurden die Kälber gefüttert und der Kirchenchor Weilersbach richtete den Platz für die Gäste her. In einer schwarzen Limousine, gut bewacht von Polizei und Personenschutz, traf die die hochrangige Besucherin ein. Im einroten Hosenanzug und mit grauen Wildlederpumps wurde die frisch verheiratete Ministerin in den Kuhstall geführt. Sorgen um ihr Outfit brauchte sie in dem hochmodernen Stall nicht zu haben- Die 160 Milchkühe standen ruhig. Ganz unbedarft ging die Ministerin, selber mit der großen Bandbreite in der Landwirtschaft groß geworden und einst Weinkönigin, streichelte die Tiere zugeneigt.

BLHV-Vizepräsident Bernhard Bolkart hatte mit dem Hof der Laufers einen idealen Ort für die Veranstaltung gefunden. Ein Anwesen, da nachhaltig bewirtschaftet wird, und dessen Weiterführung durch die vier Kinder von Veronika und Michael Laufer gesichert ist. Neben den Milchkühen stehen in einem weiteren Stall zusätzlich 120 Jungtiere.

Die Erwartungen der anwesenden Landwirte unterschieden sich kaum. Die einen wollten einfach mal zuhören, was die Ministerin zur sagen hat, etwa wie Klöckner zum Mercosur-Handelsabkommens mit Südamerika steht. Sorgen hatten die Bauern wegen der Betriebskontrollen, die manchen fernab der Realität sind und dass die Landwirte als Sündenböcke für alles dargestellt würden. Außerdem seien die Lebensmittelpreise in Deutschland viel zu gering. „Essen ist heute nichts mehr wert“, bedauerte etwa Andreas Müller aus Fischbach.

„Wir brauche hier eine ideologiefreie Diskussion in Hinblick auf die Baumartenauswahl und generell in der Landwirtschaft eine andere Diskussion, wo man hingehen will“, fordert Bolkart unter großem Applaus der Landwirte. „Eine Gesellschaft, die sich nicht von Meinungen, sondern Erkenntnissen leiten lässt, hat die besten Zukunftsaussichten“, zitierte er einen Wissenschaftler. Er habe aber den Eindruck, man sei auf einem gegenläufigen Weg. Er versprach den Verzicht auf Glyphosat, verlangte aber, dass im Gegenzug auch alle importierten Lebens- und Futtermittel, glyphosatfrei sind.
Der BLHV hatte auch ein Flugblatt auf den Tischen ausgelegt. Darin wenden sich die Landwirte gegen ein Volksbegehren für Bienenschutz. Sie führen an, sie seien selbst bewährte Artenschützer. Sie wollten gemeinsam mit Bürgern und Politik agieren.
Der Bundestagsabgeordnete Thorsten Frei wünscht sich den guten Austausch zwischen Landwirtschaft und Politik. Er musste neidlos eingestehen, dass die von ihm bei den Bauern geforderte Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft beim Hof der Familie Laufer zweifelsohne erfüllt sei. „Dass Landwirtschaft Zukunft hat, davon bin ich zu tiefst überzeugt“, betonte Frei. Unter den rund 150 Zuhörern war bei dieser Aussage kritisches Rumoren zu hören.
Julia Klöckner sprach in ihrer 40-minütigen Rede in ihrem pfälzischen Dialekt. Bei den Besuchern machte sie das sympathisch. Die Ministerin beklagte die Schäden in den Wäldern durch Waldbrände, Stürme und Borkenkäfer. Es fehle damit der CO2-Binder. Es könne nicht sein, dass der Wald Gegenstand ideologischer Debatten werde. Es sei „ein selten dummes Zeug“, den Waldbesitzern zu unterstellen, man hätte nur Waldplantagen. Dagegen wehre sie sich. Auf der einen Seite fände man Bauen mit Holz gut, auf der anderen Seite sage man, das Holz dürfe man nicht aus dem Wald herausholen, skizzierte sie eine Widersprüchlichkeit.

Und wie kam der Auftritt der Besucherin bei den Landwirten an? Zufrieden mit Julia Klöckner zeigte sich Andreas Müller aus Fischbach: „Wenn alle so denken würden, wie die Ministerin, dann wäre die Welt in Ordnung.“ Nicht ganz so zuversichtlich schaute Richard Hauser aus Bräunlingen in die Zukunft: „Die Angst, wie es weiter geht, hat sie mir nicht genommen. Ich bremse meine Investitionen.“