Diese Minuten möchte sie nicht nochmals erleben. „Sie waren schrecklich“, sagt Ornella Attardo im Gespräch. Sie und ihr Mann Calogero betrieben die Pizzeria „La Pizzetta d‘ Oro“ in der Hauptstraße in Triberg. Der Schankraum des kleinen Restaurants in der Unterstadt ging in der Nacht von Samstag auf Sonntag bei einem Brand kurz nach Mitternacht in Flammen auf.

Wie die Attardos die Brandnacht erlebten?: Um 22 Uhr hatte das italienische Ehepaar wie immer den Backofen ausgeschaltet und um 22.50 Uhr seine Gaststätte mit ein paar Sitzmöglichkeiten, Liefer- und Abholservice verlassen, „nachdem alles ausgeschaltet war“, berichtet Ornella Attardo und seufzt. „Eineinhalb Stunden später klingelte bei uns zuhause das Telefon. Eine Bekannte teilte uns mit, dass unsere Pizzeria brennt. Ich weckte schnell meinen Mann, der schon schlief, und wir fuhren gemeinsam in die Unterstadt.“ Vor Ort traute das Ehepaar seinen Augen kaum. Seine Existenz stand in Flammen. „Wir waren beim Anblick des Feuers entsetzt, schockiert“, beschreibt Ornella Attardo ihre Gefühle und die ihres Mannes. Kein Wunder. Schließlich steckte ihr ganzes Kapital in dem gepachteten und, wie sie sagt, von ihnen zu 70 Prozent selbst ausgestatteten kleinen Imbiss.

„Wir haben ihn mit Herzblut geführt. Wenn man ihn dann in Flammen stehen sieht, ist es, wie wenn jemand Nahestehendes stirbt, alles auf einen Schlag ausgelöscht wird“, schildert Ornella Attardo. Sie ist mit ihrem Mann vor drei Jahren von München nach Triberg gezogen, wo sie seither mit ihrer Familie, zu der mittlerweile vier Kinder im Alter von zwölf, elf, sechs und drei Jahren gehören, wohnt. Nicht nur das Feuer sorgt für schlaflose Nächte. Denn was die in Deutschland aufgewachsene Italienerin in der Nacht zum Sonntag allerdings am meisten schockierte, war das Verhalten einiger Schaulustiger. „Sie standen da und lachten. Wir waren fassungslos, können es nicht verstehen, wie man so schadenfreudig sein kann“, sagt sie mit belegter Stimme gegen Tränen ankämpfend.

Auch ihre Tochter sei am Montag weinend von der Schule nach Hause gekommen und habe berichtet, dass sie von Mitschülern wegen des Feuers gehänselt wurde. „Das ist keine schöne Sache und raubt mir den Schlaf. Das Ganze ist wie ein Albtraum, aus dem man aufwachen möchte, aber nicht kann“, so Ornella Attardo. Sie und ihr Mann sind jedoch froh, dass es „zum Glück“ auch andere Menschen und Bekannte gibt, die zu ihnen stehen und ihnen den Rücken stärken. Dankbar ist das Gastronomenpaar zudem, dass bei dem Feuer niemand verletzt wurde, es nicht auf die darüber liegenden Wohnungen übergriff und durch das schnelle Eingreifen der Feuerwehr Schlimmeres verhindert werden konnte.

So ist die Lage ein paar Tage nach dem Brand: Wie Tribergs Hauptamtsleiterin Barbara Duffner auf Anfrage mitteilte, sei die Wohnung direkt über der Pizzeria wegen der enormen Rauchentwicklung bei dem Brand aktuell nicht bewohnbar. Der dort sonst lebende Mitarbeiter der Pizzeriabetreiber und eine weitere Person seien vorübergehend bei Bekannten untergekommen. Die Räume des Hauseigentümers, der mit seiner Familie im obersten Stockwerk wohne, seien von den Auswirkungen des Feuers verschont geblieben. Weshalb es in der Pizzeria brannte, ist bis dato noch nicht bekannt. Die Ermittlungen zum Brandausbruch dauern an, wie ein Pressesprecher des Polizeipräsidiums Konstanz auf Anfrage mitteilte. Der Gesamtsachschaden wurde bereits am Wochenende auf rund 100. 000 Euro geschätzt.

Wie geht es weiter? Das Pächterpaar ist trotz des Brands in seiner Pizzeria zuversichtlich. „Wir müssen jetzt erst einmal abwarten, das Ganze verdauen und einen klaren Kopf bekommen“, sagt Ornella Attardo. In die Zukunft blickend, bemerkt sie: „Wir sind zwar versichert, doch das tröstet uns nicht über unseren schweren Verlust hinweg. Mein Mann, der schon sein Leben lang als Pizzabäcker arbeitet, und ich wollen aber auch nicht aufgeben, sondern weitermachen, hier vor Ort wieder neu anfangen. Unter dem gleichen Namen wollen wir unseren Kunden, hauptsächlich Einheimische aus der Region, die wir belieferten, treu bleiben.“ Zuletzt beschäftigten Attardos vier Minijobber, die in der Küche mithalfen und die Bestellungen ausfuhren.