Schon Ende der 1970er Jahre bot Familie Wernet Ferien auf dem Bauernhof an. Mittlerweile setzt der Hilserhof längst neue Maßstäbe bei der Verbindung von Landwirtschaft und Tourismus – ein Modell mit Zukunft.

Edwin Wernet, Vorsitzender des BLHV-Ortsvereins Gremmelsbach von 1988 bis 1995, übernahm den Hilserhof 1971 und bewirtschaftete ihn mit seiner Frau Paula. Er leitete ab 1978 als Erster im Dorf die Entwicklung für „Ferien auf dem Bauernhof“ ein, indem er den Getreideschuppen zu Ferienwohnungen umbaute. Ende der 80er Jahre stellte er den Betrieb von Milchviehhaltung auf Muttertierhaltung mit Angus-Rindern um. Im Jahr 2002 übertrug er den Hof seinem Sohn Bernd Wernet, der ihn als Nebenerwerbslandwirtschaft mit seiner Frau Barbara Bruker-Wernet betreibt. Die wirtschaftliche Grundlage des Hofes bilden mehrere Standbeine: Neben der Grünland- und Forstwirtschaft sichern die Direktvermarktung von Angus-Rindfleisch, Schweinefleisch und Eiern im Hofladen, Fördergelder der EU und ein vielfältiges touristisches Angebot das Familieneinkommen. Dabei ist mittlerweile der Tourismus der wichtigste Bereich. Neben der Landwirtschaft arbeitet Bernd Wernet mit einer 75 Prozent-Stelle bei SBS in Schonach.

Zum Hof gehören 16 Hektar Grünland und 17 Hekar Wald. In einem ins Hofgebäude integrierten Laufstall sind 30 Muttertiere und ihre Kälber untergebracht. Die Kälber werden ein Jahr lang aufgezogen und dann direkt auf dem Hof vermarktet. Neben den Rindern und vier bis fünf Schweinen gibt es 20 Hühner, die Frühstückseier für die Gäste liefern, allerdings durch Zukauf aufgestockt werden müssen.

Die Wiesen und Weiden liefern den größten Teil des nötigen Futters; lediglich zwei Tonnen Kraft- und Mineralfutter werden als Ergänzung zugekauft. Der Einsatz von Antibiotika in der Tierhaltung ist tabu und auf artgerechte Tierhaltung sowie eine sanfte Schlachtung der Rinder und Schweine wird großen Wert gelegt – das heißt, die Transportwege zur Schlachtung im Mittelgefellhof sind sehr kurz und die Tiere haben dadurch weniger unter Stress zu leiden. Besondere Aufmerksamkeit verdient das Tourismus-Konzept, für das Barbara Bruker-Wernet zuständig ist. Sie wird dabei von einer Teilzeitkraft mit 25 Wochenstunden sowie drei Reinigungskräften unterstützt. Der Kontakt der Feriengäste mit Tieren wird gefördert, indem die Gästekinder die tägliche Tierfütterung miterleben oder auf einem der fünf Pferde einen Ausritt machen können, den eine von drei Mitarbeiterinnen betreut. Einige Enten, Minischweine und Hasen komplettieren das reiche Tierleben. Je nach Saison bieten die Wernets verschiedene Aktivitäten an – neben den Ausritten werden Nachtwanderungen organisiert, im Hof-Kino kann man Filme anschauen, im hofeigenen Weiher angeln oder sich an Spieleturnieren beteiligen. Eine selbst gebackene Pizza und ein mit Holz befeuerter Badezuber und eine Sauna runden das Angebot ab.

Die zwei Ferienwohnungen, die vier Glamping Wiesenbett-Zelte, zwei Holz-Chalets sowie fünf Zeltplätze bieten 55 bis 60 Gästen Platz und 240 ausgebuchte Tage zeigen, wie beliebt das Angebot ist. Besonderen Wert legt die Familie auf Nachhaltigkeit und Artenvielfalt. Barbara Bruker-Wernet: „Uns ist es wichtig, unseren Betrieb nachhaltig für unsere Kinder und die Zukunft zu gestalten.“ Nach dieser Maxime wird im Hofladen soweit wie möglich auf Plastik verzichtet und biologisch abbaubare Reste werden an die Tiere verfüttert oder kompostiert. Auch die zwei Hilser-Holz-Chalets (2021) wurden nachhaltig gebaut, indem heimisches, unbehandeltes Holz verwendet wurde. Isoliert wurde ebenfalls mit Holz, die Wände wurden mit Lehmputz versehen, die Dächer sind begrünt, und energiesparende, mit Holz-Pellets betriebene Wärmepumpen sorgen für geheizte Räume und warmes Wasser. Eigenes Quellwasser steht für Trink- und Brauchwasser in ausreichender Menge und bester Qualität zur Verfügung.

Besonders stolz ist das Ehepaar auf die zwei Qualitätssiegel der Landesarbeitsgemeinschaft Ferien auf dem Bauernhof, die sie als „Urlaubs-Kinderhof“ und als „Landsichten Bauernhof“ zertifiziert hat. In den Sommermonaten nimmt der Betrieb seit 2009 an einem Projekt der katholischen Landfrauen teil, das Jugendlichen und jungen Erwachsenen Aktivaufenthalte auf Bauernhöfen vermittelt. Ebenso können Waldorfschüler hier ihr landwirtschaftliches Praktikum absolvieren. Auch die Möglichkeit, als Au-pair zu arbeiten und in dieser Zeit die Landwirtschaft hautnah zu erleben, ist gegeben.