Sie sind etwas versteckt und für Nicht-Tennenbronner manchmal schwer zu entdecken. Doch es gibt sie noch. Gebäude, die an jene Zeit erinnern, als Evangelisch und Katholisch Tennenbronn vor 100 Jahren vereinigt wurden.
Die Experten

Und sind Ulrich Grießhaber und Alfred Moosmann in der Nähe, wird die alte Geschichte plötzlich wieder lebendig. Denn: Beide erweisen sich als hilfreiche Stützen, wenn es um Tennenbronner Geschichte geht. Dem SÜDKURIER haben sie fünf dieser alten Schöpfe und Häuser von vor 100 Jahren gezeigt.
Der Stanis Schopf

Der Schopf gehörte einst Zimmermann Josef Müller. Die Zimmerei befand sich zum Teil im Haus, das noch im Originalzustand an der Hauptstraße steht. Vermutlich wurde im Schopf Holz gelagert. Vermutlich wurde es auch als Arbeitsstätte genutzt, sagt Grießhaber.
Das Holz war zu wertvoll
Der zur Zimmerei gehörende Abbindeplatz stand am Ortsausgang. Mit einem Karren oder Leiterwagen wurde das Bauholz zur Baustelle transportiert. Entsprechend lange hat mit dieser Ausrüstung auch ein Hausbau gedauert. Es wird gesagt: „Der Stani hat kein Holz verfeuert, nur Kruscht. Das Holz war zu wertvoll“, sagt Grießhaber.
Die Obere katholische Schule

Wo heute das Rathaus ist, war in dem 1910 erbauten Gebäude einst die obere, katholische Schule untergebracht. Wer dort lebte? Maria Kaltenbacher, Witwe und Schuldienerin.
Körperliche Ertüchtigung mit Wettkämpfen und Abzeichen
Als September 1933 die konfessionelle Trennung der Schüler im Dorf durch die Nationalsozialisten aufgehoben wurde, waren die beiden Lehrer Spieß und Arnold als fanatische Anhänger Hitlers bekannt.
Beide förderten die körperliche Ertüchtigung mit Wettkämpfen und Abzeichen. Gemeinsames Singen und Paradieren stieß bei vielen Buben und Mädchen auf Zustimmung und bereitete vielen Freude. Seit 1944 war das Gebäude ungenutzt, bis es 1975 umgebaut, der neuen Bestimmung als Rathaus übergeben wurde.
Das Gasthaus Krone

Sie ist sogar noch älter als 100 Jahre. Denn: Die erste urkundliche Erwähnung der „Krone“ stammt von 1749. Im Umfeld der evangelischen Kirche, also dem ursprünglichen „Dörflein Tennenbronn“ sind die ältesten Gasthäuser zu finden, sagt Ulrich Grießhaber. Und doch hat die „Krone“ eine wechselvolle Geschichte.
Erst Brauerei, jetzt altersgerechte Wohnungen
Erst nach dem Dorfbrand 1901 wird das Gebäude der Gemeinde Evangelisch Tennenbronn im Tausch gegen eine evangelische Enklave im oberen Darf zugeschlagen. Seit 1910 waren Eugen und Marie Haas die Besitzer des Hauses. Im Anbau auf der rechten Seite an das Haus, befand sich im Gewölbekeller die hauseigene Brauerei.
2021 verkaufte die Stadt Schramberg das Gebäude an einen Investor, der altersgerechte Wohnungen einrichten will.
Der Grenzstein 435

Auf der Gemarkung Tennenbronn gibt es über 1000 Grenzsteine. Grenzstein Nummer 435 ist innerhalb des Dorfes erhalten geblieben. Und zwar: Bei der Einfahrt des Hauses Dertmann am katholischen Jugendheim.
Darauf zu lesen: Buchstaben wie „G.E.T“ und „G.K.T“. Während das „G.E.T“ auf der Vorderseite auf die Gemeinde Evangelisch Tennenbronn verweist, bedeutet das „G.K.T“ auf der Rückseite, Richtung Pfarrhauswand, Gemeinde Katholisch Tennenbronn.
Das schräge Haus bei Nummer 435
Auf der gegenüberliegenden Straßenseite ist ein Haus direkt auf den Grenzverlauf gebaut, weshalb die Fassade etwas schräg verläuft. In Waldstücken um Tennenbronn sind auf der Gemarkungsgrenze weitere Grenzsteine zu finden.
Katholisches Pfarrhaus

Lange Zeit gab es Tennenbronn kein katholisches Pfarrhaus und das kam so: Nach dem Dreißigjährigen Krieg – von 1618 bis 1648 – wurden die Besitzverhältnisse in der Gemeinde neu verteilt. Von da an gehörte die Kirche in Tennenbronn den Protestanten. Erst 1786 erhielt Katholisch Tennenbronn wieder eine eigenständige Pfarrei.

Doch: Auch da mussten sich die Tennebronner noch gedulden. Denn: Der Grundstein für die neue katholische Kirche wurde dann erst 1847 gelegt.
Ein letztes Geheimnis: Wer hat die Madonna angefertigt?
Am katholischen Pfarrhaus befindet sich auf der Seite zur Straße eine Nische, in der eine Madonna eines unbekannten Meisters aus dem 16. Jahrhundert eingelassen ist. Es handelt sich dabei um eine Sandsteinkopie, der im Original aus Holz bestehenden Madonnenfigur.