Ein Elternbrief des katholischen Kindergartens „Maria Königin“ in Tennenbronn hat für Entsetzen bei den Eltern gesorgt. In dem Brief geht es um ein „sexualpädagogisches Konzept“.
Unter anderem sollte ein Rückzugsraum geschaffen werden, damit Kinder ihren eigenen und den Körper der anderen Kinder entdecken können. Stadtverwaltung und die katholische Kirchengemeinde als Träger des Kindergartens haben inzwischen reagiert.
Entsetzen der Eltern groß
Der Aufschrei bei den Eltern war groß, als das Kindergartenteam vor einer Woche einen Elternbrief verteilte, in dem als Teil des sexualpädagogischen Konzepts die „Schaffung eines Rückzugsraums zur Erkundung des eigenen Körpers und den Körper der anderen Kinder“, in Betracht gezogen wurde.
Ein eigener Raum, in dem die Kinder nahezu unbeobachtet auf Entdeckungsreise gehen können sollte, so hieß es, sollte in einem Wissenschaftszimmer eingerichtet werden.
Leitung rückt vom Plan ab
Nach dem sich zahlreiche Eltern gegen das Vorhaben gewehrt haben, die besonders über die Tatsache erbost waren, dass sie nicht im Vorfeld über das Vorhaben informiert wurden, ist die Kindergartenleitung inzwischen von dem Vorhaben abgerückt.
Nach Bekanntwerden des Vorhabens und der Elternreaktionen hat die Stadt Schramberg reagiert. „Wir haben Kontakt zum Kindergartenträger, der katholischen Seelsorgeeinheit St. Georgen-Tennenbronn aufgenommen“, teilt der Pressesprecher der Stadt Schramberg, Hannes Herrmann, mit. In den städtischen Kindergärten, die Stadt Schramberg betreibt fünf in eigener Trägerschaft, sei Sexualerziehung kein Thema, das explizit erarbeitet werde.
„Aber natürlich gibt es in jeder Einrichtung immer wieder Situationen, in denen Kinder sich mit ihrem Körper auseinandersetzen“, sagt Herrmann. Es sei Aufgabe der pädagogischen Fachkräfte, diesen Prozess behutsam zu begleiten und einzuschreiten, „wenn eine Grenze überschritten wird“.
Situation an städtischen Kitas
Handlungsbedarf für die städtischen Kitas sieht Herrmann nicht. „Jede städtische Kita hat ihre individuellen Schutzkonzepte, die für Eltern jederzeit einsehbar sind und die an Elternabenden besprochen werden.“ Zudem stünden die Erzieherinnen und Erzieher jederzeit für Fragen der Eltern zur Verfügung.
„So werden wir auch in Zukunft verfahren.“ Einen Imageschaden befürchtet der Stadtpressesprecher nicht. „Einige Eltern haben sich bei den städtischen Einrichtungen gemeldet. Die Kitaleitungen haben Gespräche geführt und die Fragen der Eltern beantwortet“, heißt es in der Mitteilung.
Träger bedauert „Irritationen“
Von Seiten der katholischen Kirche, die Seelsorgeeinheit St. Georgen-Tennenbronn, die Träger des Kindergartens ist, wird auf eine schriftliche Stellungnahme verwiesen, die die Kindergartengeschäftsführung bereits vergangene Woche abgegeben hat.
Darin bedauern Pfarrer Harald Dörflinger und Beatrix Zimmermann von der Kindergartengeschäftsführung der Erzdiözese Freiburg und zuständig für den Kindergarten Maria Königin, dass der Elternbrief zu „inhaltlichen und kommunikativen Irritationen geführt habe“.
Man habe umgehend reagiert. „Die in dem Brief angekündigte Rückzugsmöglichkeit für Kinder zur Entdeckung der eigenen Körperlichkeit wird nicht umgesetzt und ersatzlos gestrichen.“
Gleichwohl sei die körperliche Entwicklung ein wichtiger Bestandteil der kindlichen Entwicklung, die sowohl zu Hause, aber auch im Alltag in den Kindertageseinrichtungen geschehe. Dies müsse im pädagogischen Handeln berücksichtigt werden. „Aber nur im direkten Austausch mit den Eltern“, wie dem Statement zu entnehmen ist.