Die Ukrainerin Bohdana Tkach hat vier Monate lang als Residentin beim Kunstverein Global Forest gelebt. Jetzt präsentiert die Künstlerin und Modefotografin ihre Abschlussarbeit „Under the Surface – Unter der Oberfläche“ in den Räumen des Kunstvereins.
Im Mittelpunkt ihres Projekts stehen Fotografien von Frauen, die die Künstlerin in Paris, Basel und auch im Schwarzwald ablichtete. manche Aufnahmen entstanden sogar in St. Georgen.
Von Blaumann bis Dessous
Die Frauen, die sich über einen Aufruf in den sozialen Medien meldeten, ließen sich dabei in häuslicher Umgebung und in ihrer von ihnen selbst gewählten Kleidung fotografieren. Herausgekommen sind Aufnahmen, die die Frauen mal in Alltagskleidung, mal im Blaumann oder mal verletzlich in Dessous zeigen.
„Wie sich jemand kleidet sagt etwas darüber aus, wie sich jemand präsentieren möchte“, erläuterte Viktoria Tiedeke vom Kunstverein.
Für die Aufnahmen offenbarten die Frauen einen Blick hinter ihre privaten Kulissen. Dabei gingen die Grenzen zwischen Portrait- und Modefotografie fließend ineinander über.
Cyano... was?
Da Fotografien von Frauen wenn auch in manchmal ungewöhnlicher Pose für ein Kunstprojekt noch nicht die große Herausforderung für die Künstlerin erschienen, hat Bohdana Tkach die Fotografien anschließend aufwändig bearbeitet. „Die Fotos wurden mit der Cyanotypie-Technik entwickelt“, erklärt Viktoria Tiedeke vom Kunstverein.

Dabei wurden die großformatigen Aufnahmen nach einer Behandlung mit einer Eisenoxidlösung intensivem UV-Licht ausgesetzt. Der so entstandene bläuliche Schimmer der Fotografien wechselte anschließend durch das Überpinseln mit Schwarztee ins Bräunliche, was den Fotos wiederum einen Sepiaton verleiht.
Stimmen schaffen zweite Ebene
Um der Ausstellung, die als Installation in den Räumen des Kunstvereins Global Forest in der Friedrichstraße aufgebaut ist, noch eine weitere künstlerische Ebene zu verleihen, hat Bohdana Tkach die Frauen auch zu Wort kommen lassen. Zu jedem Portraitgemälde gibt es eine Tonaufnahme, auf der die Portraitierten einen literarischen oder eigenen Text vorträgt.

„Alle Aufnahmen auf einmal abgespielt, ergeben in dem Raum zunächst eine Kakophonie, erst bei genauem hinhören sind die einzelnen Texte herauszuhören“, verdeutlicht Tiedeke, was die Künstlerin damit bezwecken will.
Den Krieg lässt sie außen vor
Bohdana Tkach hat in ihrem Projekt bewusst darauf verzichtet, sich mit der Kriegssituation auseinander zu setzen. Wenngleich die junge Künstlerin das Geschehen in ihrem Heimatland auch aus dem Ausland intensiv verfolgt. Die Künstlerin stammt aus der Westukraine, die von dem russischen Angriffskrieg nicht so stark betroffen ist. Nach der Ausstellungseröffnung kehrt sie wieder in ihr Heimatland zurück.