Eine Projektgruppe kümmert sich seit einigen Monaten um die Aufarbeitung der Nationalsozialismus-Zeit in St. Georgen. Nach einem ersten Treffen nimmt das Projekt jetzt konkret Formen an. Etliche St. Georgener Bürger haben nach einem Aufruf bislang zahlreiche Exponate zur Verfügung gestellt, die an dieses dunkle Kapitel erinnern.
Bibel mit Einschussloch, Postkarte mit Hakenkreuzflagge
Darunter: Eine Bibel mit einem Einschussloch. Vermutlich hat sie der Person, die Bibel am Körper trug, als der Schuss fiel, das Leben gerettet. Darunter auch ein Eisernes Kreuz und andere Kriegsauszeichnungen. Ein Stahlhelm, der in der Brigach gefunden wurde oder eine Postkarte vom Klosterweiher, mit Hakenkreuzflagge, abgestempelt 1940.
Die Gegenstände, die die vergangenen sieben Jahrzehnte in den Kellern und auf den Dachböden St. Georgener Bürger lagerten, sind vielfältig.

„Wir haben schon zahlreiche Exponate erhalten“, sagt Ute Scholz. Sie ist, gemeinsam mit Gerhard Mengesdorf und Renate Bökenkamp, in der Projektgruppe.
Zeitzeugen interviewt
Auch viele Gespräche mit direkten Zeitzeugen, die Schreckliches erleben mussten, oder die Erzählungen ihrer Eltern weitergegeben haben, wurden dokumentiert. So schilderte der Sohn einer direkt Betroffenen, wie diese 1944 als kleines Mädchen an der Galetsch zusammen mit ihrer Mutter nur knapp dem Tod entronnen ist, als französische Soldaten sie nur nach viel gutem Zureden einer dritten Person am Leben ließen.
Ein Fallschirm, der Leuchtsignale markiert haben könnte
Auch Claudius Bauknecht brachte einige Exponate vorbei. Darunter ein im Durchmesser etwa 30 Zentimeter großen Fallschirm. Was genau damit abgeworfen wurde, lässt sich nicht sagen. „Möglicherweise Leuchtsignale, die das Bombenziel für nachfolgende Flugzeuge markieren sollten“, mutmaßt er. Gefunden wurde der Minifallschirm von seiner Großmutter „an der damaligen Reichsstraße, heute Bundesstraße, in Höhe der Hausnummern 25 bis 27“.
Auch alte Zeitungsausschnitte des damaligen „Schwarzwälder Tagblatt“, das als „Offizielles Organ der NSDAP und sämtlicher Behörden“ gekennzeichnet war, gehören zu den aufbewahrten Gegenständen.

Für die Projektbeteiligten, zu denen auch der wissenschaftliche Mitarbeiter der Justus-Liebig-Universität Gießen, Benny Reichenbach gehört, der in Freiburg Geschichte studiert und sich mit dem Thema eingehend befasst, gehört jetzt die Sichtung, Kategorisierung und Katalogisierung jedes einzelnen Exponats. Später sollen die Exponate in einer Ausstellung der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.