Irgendwie hat sich St. Georgen mit dem Erhalt von Kulturgut der vergangenen Jahrhunderte etwas schwer getan. Doch mit dem Zustandekommen des Phonomuseums vor 50 Jahren haben mehrere glückliche Umstände dazu geführt, in der Stadt ein Andenken an die weltbeherrschende Phonoindustrie zu schaffen.
Anlässlich des 100-Jährigen der Gewerbeschule fand erstmals 1959 eine Sonderschau aus privaten Archiven von Walter Grieshaber und Gottlob Weißer statt. Die St. Georgener Phonoindustrie beteiligte sich ebenfalls an der Sonderschau.
Viel Licht vertreibt Kaufhaus-Charme
Grieshaber war ab der 1970 begonnenen Stadtkernsanierung maßgeblicher Motor, ein Phonomuseum entstehen zu lassen. Mitglieder des foto-film+phonoclub St. Georgen im Schwarzwald waren ab dem Frühjahr 1972 dabei, die Idee im Rathaus umzusetzen.

Im Juli 2011 zog das Phonomuseum mit neuen Exponaten in das ehemalige Kaufhaus „Brigau“ im Stadtzentrum um. Das große finanzielle Engagement von Georg Papst, des Landes Baden-Württemberg und die Unterstützung des Arbeitskreises „Phonomuseum“ ermöglichten das Projekt.
Der lange erlebte Kaufhaucharme blieb den Besuchern seither erhalten. Nun hat das Deutsche Phonomuseum aber eine Aufwertung, beginnend im Eingangsbereich, erhalten. Mit viel Licht, mit LED-Strahlern punktgenau auf die Exponate gerichtet, haben Frank Lang, Kurator am Landesmuseum im Stuttgart, und Grafiker Andreas Burwig die Sammlung buchstäblich ins neue, rechte Licht gerückt.
Beide Ideengeber sehen ein großes Potential im Deutschen Phonomuseum. Lang sagt: „Der erste Umgestaltungsabschnitt ist gelungen.“ Für Burwig ist wichtig, „die Stars zu präsentieren und Industriegeschichte darzustellen“.

Es ist mit dem neuen Konzept gelungen, den Fokus gezielt auf wichtige Exponate zu richten. Der ehemals offene Blick ins Museum wird nun durch geschickt Vorhänge auf den jeweiligen Vordergrund reduziert. Das Auge kann ruhende Momente erfassen und dem Betrachter wird mit jedem Schritt die Richtung zwischen den Vitrinen und den Schaukästen mehr oder weniger vorgegeben.
Eine absolute Neuerung sind die an prägnanten Stellen auf dem Boden ausgelegten Bodenbelaginseln, unter denen sich Kontakte befinden, um die Hinweise zum Objekt erklingen zu lassen. An manchen Stellen hängt auch ein Kopfhörer im Blickfeld.

Geschickt wird der Blick ins Museum mit Sichtblenden reduziert. Mit Standbildern, eher schemenhaft in der Gestaltung, findet der Besucher Hinweise auf Thomas Alva Edison oder das Idol Elvis Presley und die Schlagerdiva Helene Fischer.
Natürlich darf die Darstellung des ersten Schallplattenmillionärs Enrico Caruso nicht fehlen. Dank der Schellackplatten, damit ein Meilenstein in der Phonogeschichte, konnte Carusos Stimme fast auf der ganzen Welt hörbar werden.

Das Uhrenmuseum im Obergeschoss erfuhr ebenfalls eine gründliche Überarbeitung und stellt die heimischen Uhrmacher und Uhrenfabriken in den Vordergrund. Als absoluter Blickfang ist eine der astronomischen Uhren von Christoph Jäckle zu sehen.