Sie sind scheinbar umweltschonender, leiser und verbrennen weniger beziehungsweise gar keinen Sprit: Immer mehr Menschen entscheiden sich für Hybrid- oder Elektroautos (E-Autos). Gerade E-Autos sieht man immer öfter auf den Straßen. Doch was bedeutet dies für den klassischen Automechaniker? Ist der Beruf vom Aussterben bedroht?
Klassische Schrauber gibt es nicht mehr
Marcel Bürkle habe bisher nur wenige Kunden, die ein E-Auto in die Werkstatt bringen. „Für uns ist das noch ein relativ neues Thema“, sagt der Juniorchef der familienbetriebenen Autowerkstatt.
Laut Bürkle sei der Beruf des Automechanikers schon länger im Wandel. „Der klassische Kfz-Mechaniker wurde schon vor Jahren vom Kfz-Mechatroniker abgelöst, da der technische Aspekt bei Autos immer wichtiger wurde“, erklärt er.
Hohe Kosten für spezielles Werkzeug
Den klassischen Schrauber gebe es daher schon länger nicht mehr. Mit dem Einzug von E-Autos auf den Straßen kommen auf die Auto-Experten nun weitere Herausforderungen zu, sagt Marcel Bürkle. E-Autos seien von der Wartung pflegeleichter, weil es neben Verschleiß an Reifen und Bremsen nicht viel zu reparieren gebe. Das meiste geht über die Elektronik.
„Aufgrund der Spannung brauchen wir aber spezielles Werkzeug mit einem Gummi-Überzug, das teurer ist als das übliche Werkzeug.“ Allein ein Spannungsprüfer koste 5000 Euro. Da die Fahrzeuge anders aufgebaut sind, müssen die Mitarbeiter besondere Schulungen machen, um E-Autos warten zu können. Ohne diese Schulungen darf das Personal die Autos nicht warten. Für Marcel Bürkle ist klar: „Der Werkstattalltag wird sich wandeln.“

Zukunftsfähig? Eher nicht
Dennoch ist Bürkle der Ansicht, dass E-Autos lediglich ein vorübergehender Trend seien. Und verweist dabei auch auf die aktuelle Lage. „Wir haben einen Mangel im Bereich der Elektrizität und schaffen es jetzt schon nicht, unseren Bedarf zu decken. Wie soll es dann sein, wenn die meisten mit E-Autos unterwegs sind?“
Auch Thomas Kopp hat in seiner Werkstatt im Hagenmoos nur vereinzelt E-Autos zur Wartung stehen. „Dafür haben wir vermehrt Kunden mit Hybrid-Autos“. Seine Mitarbeiter belegen ebenfalls Kurse, um sich die notwendigen Kenntnisse anzueignen.
E-Autos würden nach seinen Angaben ebenfalls weniger Arbeit machen. „Man muss das so sehen: Alle Wartungsarbeiten, die mit dem Motor zusammenhängen, fallen komplett weg“, sagt Thomas Kopp.
Verbrenner sterben nicht gleich weg
Der Inhaber der Autowerkstatt ist aber der Ansicht, dass Verbrenner-Autos nicht so schnell von den Straßen verdrängt werden. „Im Moment sind etwa 97 Prozent Verbrenner unterwegs und machen somit immer noch den Großteil aus“, so Kopp.
Dass E-Autos flächendeckend funktionieren könnten, könne Kopp sich nicht vorstellen. „Aktuell ist die Infrastruktur dafür einfach noch nicht gegeben“, sagt Thomas Kopp. Erschwerend kommen noch die hohen Kosten hinzu – nicht nur aus energetischer Sicht, sondern auch bei einem Wechsel der Batterie.
Er sagt: „Die Batterie hält mehrere Jahre. Geht sie aber mal kaputt, ist man gleich ein paar tausend Euro los. Viele leasen daher den Akku“, sagt Thomas Kopp.
E-Autos sind umweltschädlicher als Verbrenner
Eine ähnliche Auffassung vertritt auch Andreas Glenz. Er ist Werkstattmeister bei der Werkstatt „Autocrew Ganter“. Zwar sei die Arbeit am E-Auto eine saubere Angelegenheit im Vergleich zum Verbrenner, doch sie sei auch gefährlicher. „Wir müssen zunächst das Auto am PC freischalten und dann dafür sorgen, dass alles spannungsfrei ist, bevor wir mit der Arbeit loslegen“, erklärt er.
„E-Autos halten sich noch zehn bis 15 Jahre, danach sind sie vermutlich nicht mehr präsent.“ Denn E-Mobilität, so wie sie jetzt auf dem Markt ist, sei nicht tragfähig, sagt Glenz.

Neben den hohen Kosten für Verbraucher und Autowerkstätte sieht er vor allem das Thema Klimaschutz als problematisch an. „Vielen ist nicht bewusst, dass der ökologische Fußabdruck von Elektroautos doppelt so groß ist als der von Verbrennern“, sagt er.
Das liege vor allem an der Batterie, die aus sehr vielen und teilweise sehr seltenen Rohstoffen besteht. „Wenn eine Batterie kaputt ist und entsorgt werden muss – ist das dann noch ökologisch vertretbar?“