Die Diskussion um eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleischprodukte beschäftigt auch die St. Georgener Metzger. Sie bezeichnen die Idee als „Schuss in den Ofen“ und sind überzeugt, dass die Mehrwertsteuererhöhung von sieben auf 19 Prozent für Fleischprodukte weder den Landwirten hilft noch das Klima verbessert.
„Wenn die Mehreinnahmen den Landwirten zu Gute kommen und nachweislich das Tierwohl gesteigert würde, fände ich das eine gute Sache“, sagt Metzger Hans-Peter Rieckmann. Allerdings bezweifelt er, dass die durch den höheren Mehrwertsteuersatz generierten Mehreinnahmen auch zielgerichtet dort ankommen. „Wie soll man das regulieren?“ Steuereinnahmen fließen in den allgemeinen Finanzhaushalt. Zudem habe der Landwirt seiner Ansicht nach nichts von der Erhöhung.
„Auf lebende Schlachttiere gilt der Mehrwertsteuersatz von 10,5 Prozent, die ich als Metzger an den Landwirt zahle.“ Daran würde sich nichts ändern. Der höhere Mehrwertsteuersatz würde an die Kunden weitergegeben. Dies würde sich relativ gering bemerkbar machen. Bei einem durchschnittlichen Preis von 16 Euro für ein Kilo Rindfleisch wären dies rund 1,80 Euro. Bei Schweinefleisch zu zwölf Euro das Kilo wären es 1,30 Euro pro Kilo. Ein Schweineschnitzel zu 160 Gramm würde den Verbraucher knapp 20 Cent mehr kosten.

Dass man der Umwelt zuliebe auf Fleisch verzichten soll, hält Rieckmann in unserer Region für unnötig. „Den Landwirten wird es unnötig schwer gemacht. Der Schwarzwald sieht deswegen so aus, weil die Landwirte mit ihrer Viehhaltung seit hunderten Jahren für die Offenhaltung der Landschaft sorgen.“ Wer bei den örtlichen Metzgern sein Fleisch kauft, unterstütze damit auch die heimischen Landwirte, von denen die Metzger ihre Tiere beziehen.
Auch Metzger Jürgen Hodler sieht eine Erhöhung der Mehrwertsteuer als den falschen Weg. „Das ist ein Schuss in den Ofen. Die Großen trifft das ja nicht, die ihr Hackfleisch für drei Euro das Kilo an Discounter liefern. Zahlen muss es der Endverbaucher.“ Auch Hodler bezieht seine Schlachttiere ausschließlich von Kleinbauern aus der Umgebung. Er bedauert, dass Fleisch heute praktisch keinen Wert mehr hat.
Höhere Mehrwertsteuer
Nachdem der deutsche Tierschutzbund eine Fleischsteuer gefordert hat, um mit den Einnahmen die Haltung von Nutztieren zu verbessern, fordern verstärkt auch Politiker von Grüne, SPD und CDU eine Erhöhung der Mehrwertsteuer für Fleisch auf 19 Prozent. Derzeit wird Fleisch als Grundnahrungsmittel mit dem ermäßigten Steuersatz von sieben Prozent besteuert. Nicht geklärt ist, wie die durch die höhere Mehrwertsteuer für Fleisch generierten Steuermehreinnahmen als Tierwohlprämie zielgerichtet an die Landwirte, etwa für den Bau von Ställen für tiergerechte Haltung, weitergegeben werden kann. (spr)