Körperkult oder Kunst oder beides? Diese Frage stellte sich nicht bei der Tattoomesse in VS-Schwenningen. Zwei Dutzend Tattoostudios aus der Region und anderen Teilen Deutschlands und 40 Tätowierer präsentierten sich am 11. und 12. März auf dem Ink Style Tatoo Event. Rund 1000 Besucher dürften am Ende der Messetage in die Neckarhalle gekommen sein, so die Prognose von Veranstalter Filipp La Verde.

Die Tattoomaschinen surrten im Akkord. Mit 120 Stichen pro Sekunde injizierten die dünnen Nadeln die Farbe in die Haut der tätowierwilligen Besucher. Auf die Wade, auf den Oberarm, auf den Oberschenkel, in den Nacken, auf Füße und Handgelenke wurden die unterschiedlichsten Motive tätowiert.

Um die Besucher auf ihr Studio aufmerksam zu machen, präsentierten manche Studios das Ergebnis auf den Körpern ihrer Kunden und Kundinnen am lebenden Objekt. Adelajde Guso stellte ihren Rücken zur Schau, auf dem vollflächig der Kopf eines Löwen zu sehen ist und der die Blicke der Besucher auf sich zog.

Ihr Mann Robin Ott, Betreiber eines Tattoostudios in Göppingen, hat dagegen ein Gesichtstatoo, das die halbe Seite des Gesichts bedeckt. Tut das Tätowieren im Gesicht nicht höllisch weh? „Weh tut es nicht, es ist mehr so ein Hämmern im Kopf, als wenn ein Specht klopft“, sagt er.
Ott erläutert, was die aktuellen Trends bei den Motiven sind. „Derzeit sind keltische und nordische Motive sehr gefragt“, sagt er. Und er weiß auch, woher die Nachfrage kommt. „Von den Netflix-Serien wie ‚Vikings‘ und ‚The Last Kingdom‘“, sagt er und lacht.

Übrigens sind Farb-Tattoos inzwischen wieder kein Problem. Nach dem im vergangenen Jahr aufgrund einer EU-Verordnung nahezu alle Farben aufgrund ihrer möglicherweise gesundheitsschädlichen Inhaltstoffe verboten wurden, sind jetzt neue Farben auf dem Markt, deren Inhaltsstoffe zugelassen sind.
Und was kostet ein Tattoo? „Ein kleines Tattoo fängt bei etwa 100 Euro an. Nach oben sind da keine Grenzen gesetzt“, sagt Robin Ott. Manche Motive sind, bis sie fertig gestochen sind, ein richtiger Luxusartikel.
Wer ein aufwändiges Körperbild haben möchte, braucht, neben dem dicken Portemonnaie, vor allem eines; viel Geduld. „Manche Menschen sitzen schon mal sechs bis acht Stunden“, verrät Robin Ott.
Ganz so lange brauchte beispielsweise Svetlana Cagir nicht. Die Schwenningerin fand es „toll, dass die Messe quasi direkt vor der Haustüre stattfindet.“

Dass die Messe nicht wie in den Vorjahren auf dem Messegelände, sondern erstmals in der Neckarhalle stattfand, begründet Veranstalter Filipp La Verde damit, „dass größer nicht gleich besser ist. Mir ist wichtig, dass die Studios, die unter anderem aus dem Raum Freiburg und Stuttgart und sogar extra aus Hamburg angereist sind, genug zu tun haben.“ Das Ambiente in der Neckarhalle sei zudem gemütlicher als in den großen Messehallen.
