Körperkult oder Kunst oder beides? Diese Frage stellte sich nicht bei der Tattoomesse in VS-Schwenningen. Zwei Dutzend Tattoostudios aus der Region und anderen Teilen Deutschlands und 40 Tätowierer präsentierten sich am 11. und 12. März auf dem Ink Style Tatoo Event. Rund 1000 Besucher dürften am Ende der Messetage in die Neckarhalle gekommen sein, so die Prognose von Veranstalter Filipp La Verde.

25 Tattoostudios aus der Region und weit darüber hinaus präsentierten sich auf der Tattoomesse in der Neckarhalle.
25 Tattoostudios aus der Region und weit darüber hinaus präsentierten sich auf der Tattoomesse in der Neckarhalle. | Bild: Sprich, Roland

Die Tattoomaschinen surrten im Akkord. Mit 120 Stichen pro Sekunde injizierten die dünnen Nadeln die Farbe in die Haut der tätowierwilligen Besucher. Auf die Wade, auf den Oberarm, auf den Oberschenkel, in den Nacken, auf Füße und Handgelenke wurden die unterschiedlichsten Motive tätowiert.

Tätowierer Timothy Lorch aus Filderstadt ist konzentriert bei der Arbeit. Hier sticht er einem Mann eine Comicfigur auf die Wade.
Tätowierer Timothy Lorch aus Filderstadt ist konzentriert bei der Arbeit. Hier sticht er einem Mann eine Comicfigur auf die Wade. | Bild: Sprich, Roland

Um die Besucher auf ihr Studio aufmerksam zu machen, präsentierten manche Studios das Ergebnis auf den Körpern ihrer Kunden und Kundinnen am lebenden Objekt. Adelajde Guso stellte ihren Rücken zur Schau, auf dem vollflächig der Kopf eines Löwen zu sehen ist und der die Blicke der Besucher auf sich zog.

Dieser Rücken entzückt nicht nur Fans von Raubtieren. Adelajde Guso zeigt das Kunstwerk mit einem ausdrucksstarken Löwenkopf auf ihrem ...
Dieser Rücken entzückt nicht nur Fans von Raubtieren. Adelajde Guso zeigt das Kunstwerk mit einem ausdrucksstarken Löwenkopf auf ihrem Körper gerne. | Bild: Sprich, Roland

Ihr Mann Robin Ott, Betreiber eines Tattoostudios in Göppingen, hat dagegen ein Gesichtstatoo, das die halbe Seite des Gesichts bedeckt. Tut das Tätowieren im Gesicht nicht höllisch weh? „Weh tut es nicht, es ist mehr so ein Hämmern im Kopf, als wenn ein Specht klopft“, sagt er.

Ott erläutert, was die aktuellen Trends bei den Motiven sind. „Derzeit sind keltische und nordische Motive sehr gefragt“, sagt er. Und er weiß auch, woher die Nachfrage kommt. „Von den Netflix-Serien wie ‚Vikings‘ und ‚The Last Kingdom‘“, sagt er und lacht.

Robin Ott zeigt sein Gesichtstattoo. „Keltische und Winkingermotive sind dank Netflixserien im Trend.“
Robin Ott zeigt sein Gesichtstattoo. „Keltische und Winkingermotive sind dank Netflixserien im Trend.“ | Bild: Sprich, Roland

Übrigens sind Farb-Tattoos inzwischen wieder kein Problem. Nach dem im vergangenen Jahr aufgrund einer EU-Verordnung nahezu alle Farben aufgrund ihrer möglicherweise gesundheitsschädlichen Inhaltstoffe verboten wurden, sind jetzt neue Farben auf dem Markt, deren Inhaltsstoffe zugelassen sind.

Und was kostet ein Tattoo? „Ein kleines Tattoo fängt bei etwa 100 Euro an. Nach oben sind da keine Grenzen gesetzt“, sagt Robin Ott. Manche Motive sind, bis sie fertig gestochen sind, ein richtiger Luxusartikel.

Wer ein aufwändiges Körperbild haben möchte, braucht, neben dem dicken Portemonnaie, vor allem eines; viel Geduld. „Manche Menschen sitzen schon mal sechs bis acht Stunden“, verrät Robin Ott.

Ganz so lange brauchte beispielsweise Svetlana Cagir nicht. Die Schwenningerin fand es „toll, dass die Messe quasi direkt vor der Haustüre stattfindet.“

Svetlana Cagir aus Schwenningen lässt sich ein großflächiges Tattoo auf den Oberarm stechen.
Svetlana Cagir aus Schwenningen lässt sich ein großflächiges Tattoo auf den Oberarm stechen. | Bild: Sprich, Roland

Dass die Messe nicht wie in den Vorjahren auf dem Messegelände, sondern erstmals in der Neckarhalle stattfand, begründet Veranstalter Filipp La Verde damit, „dass größer nicht gleich besser ist. Mir ist wichtig, dass die Studios, die unter anderem aus dem Raum Freiburg und Stuttgart und sogar extra aus Hamburg angereist sind, genug zu tun haben.“ Das Ambiente in der Neckarhalle sei zudem gemütlicher als in den großen Messehallen.

An den Ständen der Tattoostudios herrscht an beiden Tagen reger Betrieb. Die Tätowiernadeln surren im Akkord.
An den Ständen der Tattoostudios herrscht an beiden Tagen reger Betrieb. Die Tätowiernadeln surren im Akkord. | Bild: Sprich, Roland
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