Jens Stoermer ist einer von zwei Kunsttherapeuten der Nachsorgeklinik Tannheim. An diesem Vormittag töpfert er mit der elfjährigen Selma. Sie ist mit ihrer Familie zur Reha in der Klinik.

„Wenn ein Kind erkrankt ist, macht das etwas mit der ganzen Familie“, weiß Jens Stoermer. Die Kunsttherapie wird deshalb in Tannheim in unterschiedlichen Formaten angeboten: einzeln, in einer Gruppe, für eine ganze Familie oder auch für Paare. Sie eignet sich für Kinder, Jugendliche und Erwachsene gleichermaßen.

Die Ziele in der Kunsttherapie sind vielfältig. Wichtig ist es für viele Patienten Zeit zur Selbstreflexion zu finden. Antworten auf die Fragen finden: Was beschäftigt mich besonders? Was tut mir gut? Das ist der erste Schritt, das Sprechen über Wünsche, Erwartungen und Möglichkeiten in der Kunsttherapie.

Die Teilnehmer werden ermutigt selbstbestimmt zu handeln, sie sollen beispielsweise auch das Material aussuchen, mit dem sie arbeiten möchten. Die Möglichkeiten sind breit gefächert. Das kann, wie im Fall von Selma Ton sein, es kann aber auch mit Stein und Holz gearbeitet sowie gemalt werden. Jeder mit dem, was ihn inspiriert.

Jens Stoermer, Kunsttherapeut Nachsorgeklinik Tannheim
Jens Stoermer, Kunsttherapeut Nachsorgeklinik Tannheim | Bild: Cornelia Putschbach

„Ich verstehe mich als Begleiter. Wohin die Entdeckungsreise geht, was Thema werden kann, bestimmt der Patient selbst. Ich sorge für hilfreiche Rahmenbedingungen“, erklärt Jens Stoermer.

Abstand von den alltäglichen Sorgen und Aufgaben zu erhalten, die Gedanken schweifen lassen, Zeit zur Muße finden, etwas für sich zu tun oder auch das Miteinander fördern – die Gelegenheit dazu besteht im Alltag einer Familie mit schwer erkranktem Kind selten.

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In der Kunsttherapie der Nachsorgeklinik Tannheim entstehen allerlei Werke, so wie hier das in diesem Therapieblock Getöpferte. Mit ...
In der Kunsttherapie der Nachsorgeklinik Tannheim entstehen allerlei Werke, so wie hier das in diesem Therapieblock Getöpferte. Mit welchem Material sie arbeiten, bestimmen die Therapieteilnehmer selbst. | Bild: Cornelia Putschbach

Wenn Eltern als Paar zur Therapie kommen, wissen sie, ihre Kinder sind während dessen in den Kindergruppen der Nachsorgeklinik bestens betreut. Familien, die gemeinsam die Kunsttherapie in Anspruch nehmen, finden hier oft eine wertvolle gemeinsame Zeit.

Kunsttherapie in einer Gruppe bietet Eltern, jungen Erwachsenen oder Jugendlichen zum Beispiel Begegnung und Austausch mit anderen, die ein ähnliches Schicksal tragen. Bedeutsame Lebenserfahrungen werden hier geteilt, mitunter Beziehungen geknüpft, die über die gemeinsame Reha hinausreichen.

Selma töpfert in der Kunsttherapie einen Krug. Einen wirklich großen Krug, der einmal mit Kakao gefüllt werden soll. Sie ist bereits dabei den Ausguss zu formen. Jens Stoermer steht ihr unterstützend zur Seite. Ganz nebenbei bespricht er mit Selma, was der Kakaokrug für sie bedeutet. Er steht für gemeinsame Zeit mit der Familie, für Wohlbefinden, für behütet sein.

„Durch ihre künstlerische Arbeit können die Teilnehmer der Kunsttherapie oft leichter ihre bedeutsamen Bedürfnisse ausdrücken“, erklärt Jens Stoermer.

Kunsttherapeut Jens Stoermer (von links) mit Lean und seinem Vater bei der Anfertigung eines Strategiespiels.
Kunsttherapeut Jens Stoermer (von links) mit Lean und seinem Vater bei der Anfertigung eines Strategiespiels. | Bild: Nachsorgeklinik

Er hat noch ein anderes Beispiel parat: Lean, ein neunjähriger Junge, dem es nicht nur in der Kunsttherapie sehr schwer fiel sich zu entscheiden. Sein jüngerer Bruder ist schwer erkrankt, die Eltern in großer Sorge um dessen Gesundheit und er selbst dazu sehr intelligent. Hier erwies es sich als sehr hilfreich, Lean Anleitung und Struktur zu geben. Aus einer Einzeltherapie wurde eine Kunsttherapie gemeinsam mit dem Vater.

Lean arbeitete in der Holzwerkstatt. Er sägte, feilte und glätte sein Werk – ein Strategiespiel. Dabei wurde er durch seinen Vater, der selbst eine handwerkliche Ausbildung absolviert hatte, begleitet. Geführt werden und mitbestimmen dürfen war für Lean hilfreich, um ins Handeln zu kommen. Auch in seinem Strategiespiel war es dem Neunjährigen wichtig, mehrere Wege anzulegen, die zum Ziel führen.

Hier erfahren Sie alles zu unserer Spendenaktion für die Nachsorgeklinik Tannheim.