Torsten Münchs Arbeitstag daheim in Villingen-Schwenningen beginnt früh, sehr früh. Um halb vier steht er auf. Um vier beginnt er seine Route durch Pfaffenweiler. Jeden Morgen trägt er den SÜDKURIER aus. „Das habe ich auch schon gemacht, als ich 230 Kilo gewogen habe.“ Mit Unterbrechungen mache er das seit 16 Jahren, sagt er.
Zu viel essen, zu wenig bewegen
Um halb sechs Uhr ist er fertig. Dann ist er etwa viereinhalbtausend Schritte gelaufen. Anschließend fährt er nach St. Georgen. Dort fängt um sieben Uhr seine Vollzeitarbeit in der Logistik an, bei der er auch viel zu Fuß unterwegs ist. Am Tag erreicht er durchschnittlich 18.000 Schritte, erzählt Münch.
Münch arbeitet viel, um Geld zu verdienen. Er muss Unterhalt für zwei Kinder bezahlen, Miete, Handy, und etwas zurücklegen würde er auch gerne. Ein Leben entlang der Bedingungen des Arbeitsalltags.
Mit einer wochenlangen Teilnahme bei einer Fernseh-Show, die obendrein auf der griechischen Insel Naxos aufgezeichnet wird, scheint das kaum vereinbar. Wie soll er in dieser Zeit die laufenden Kosten daheim decken? Dass er überhaupt und über Umwege ins Fernsehen kam, hat er der Idee eines Freundes zu verdanken.
Arbeitswelt trifft Show-Welt
Dieser Freund hatte ihn bei der Show „Leben leicht gemacht – The Biggest Loser“ angemeldet, damit Münch seine Gesundheit im Blick behielt. Zunächst war der unverhoffte Kandidat verärgert, fühlte sich ertappt. Dann sah er ein, dass sein Freund recht hatte, berichtet Münch. So stießen die Show-Welt und die Arbeitswelt zusammen.

Sein Umfeld unterstützte ihn
Ohne Unterstützung hätte der 43-Jährige seine Teilnahme finanziell nicht stemmen können, sagt er, und beginnt eine längere Aufzählung. Sein Chef streckte ihm Geld vor, seine Ex-Frau, mit der er zwei Kinder hat, verzichtete auf Unterhaltszahlungen, seine Freundin, mit der er zusammen wohnt, übernahm den Großteil der Miete, und seine Arbeitgeber bewilligten ihm wochenlang unbezahlten Urlaub.
150 Euro pro Woche Aufwandentschädigung habe er bekommen. Bei vier Wochen Teilnahme decke das gerade die Miete, rechnet Münch vor. „Wenn Familie und Freunde nicht mitmachen, hast du keine Chance“, schlussfolgert er und fügt hinzu: „Es bringt nichts, schlank zurückzukommen, aber Schulden zu haben.“
Täglich sechs bis acht Stunden Sport
In Bezug auf seinen Körper brachte die Show ihm wenig Unterhaltung und viel Anstrengung: An Drehtagen wurde früh mit Sport angefangen, zwischen sechs und sieben Uhr, so Münch.
Trainer waren sieben Tage die Woche morgens und abends mit Sportprogramm im Camp. Täglich habe er zwischen sechs und acht Stunden Sport gemacht, schildert der Show-Teilnehmer.
Fernsehen besteht oft aus Warten
Doch neben der Bewegung bestanden die Aufzeichnungen aus Warten, erwidert Torsten Münch auf die Frage, welche Eindrücke ihm von den Aufzeichnungen der Show „Leben leicht gemacht – The Biggest Loser“ geblieben sind.
„Hätte ich nicht so viel gewartet, hätte ich mehr Sport machen können.“ Er fährt fort: „Wenn bei 20 Leuten zehn Zweier-Teams gegeneinander antreten und Du bist als erster oder letzter dran, dann wartest Du.“
Bei der Aufzeichnung des Finales in Köln habe er auch wieder viel gewartet, erzählt er. Acht Stunden drehte das Team für die Show. „Gebraucht wurde ich beim Rauslaufen und beim Wiegen“, sonst sei er auf der Couch hinter der Bühne oder auf der Tribüne im Publikum gesessen, schildert Münch den Drehtag.
Spartanische Unterkunft
Wie erholsam es nach den Drehtagen wurde, entschied die Waage. Die anfangs in zwei Teams aufgeteilten Kandidaten, schliefen entweder im Hotel, wenn sie zu den Siegern gehörten, oder kamen wie Münch und sein Team in Containern unter. Darin teilten sich drei bis vier Teilnehmer den Platz. Münch beschriebt ein spärliches Domizil: Küchenzeile, mobile Toilette und kaltes Wasser in provisorischen Duschen.
„Dort zu trainieren war nicht gut für meinen Körper“, sagt er. Doch die Seele konnte er dennoch baumeln lassen: Abends saß er mit seiner Gruppe zusammen. Gemeinsam spielten sie Karten, meist Skip-Bo, und tranken Tee, berichtet Münch und schmunzelt über seine Abendgestaltung auf Naxos.
Zuspruch und Motivation
Außerdem habe es Spaß gemacht, Gewicht zu verlieren, und „die vielen tollen Menschen kennen zu lernen“. Mit vielen habe er immer noch Kontakt. „Hätte ich sie nicht gehabt, hätte ich es nicht geschafft.“
Denn Münch haderte mit sich und der Show. „Trotz der vielen Arbeit nahm ich am Anfang nur eineinhalb Kilo ab, das war frustrierend.“ Darauf folgten die ersten Zuschriften mit Zuspruch und Motivationsansagen. „Wenn alle so wären wie Du, wäre die Welt in Ordnung“, erinnert er sich an eine Nachricht.

Am Ende hatte Torsten Münch durch die Teilnahme 58,2 Kilogramm Gewicht verloren. Mit 227 Kilogramm war er gestartet. Seit Abschluss der Show-Aufzeichnung hat er nochmal mehr Gewicht verloren und steht inzwischen bei 160 Kilogramm.
Auf Herz und Nieren getestet
Vor der Teilnahme wurde er buchstäblich auf Herz und Nieren getestet. Ein Belastungs-EKG wurde erstellt, ein Blutbild gemacht, und die Atmung überprüft. „Ich bin nicht in den besten Bereichen, aber ich hab keinen Bluthochdruck, keine Herzprobleme und kein Diabetes.“ Nur ein kaputtes Knie habe er schon, vermutlich wegen seines Gewichts, so Münch.
Der Genuss kam zurück
Seine Leibesfülle nötigte ihn, mehr Sport zu machen. Um überhaupt so schwer zu werden, sei er den klassischen Weg gegangen, beschreibt er seinen Pfad zur Adipositas: „Ich habe gerne gegessen und mich wenig bewegt.“
Da hat die Show-Teilnahme doch durchaus etwas für ihn verändert. „Jeden Tag kämpfe ich gegen meinen inneren Schweinehund“, erzählt der Trommler von der Glonki-Gilde, „nur seit der Show gewinne ich öfter.“ Ab dem Moment, in dem klar wurde, dass er die Show nicht gewinnen wird, habe er gewusst, er müsse zuhause einen Weg finden, weiter Sport zu machen und gesünder zu leben.
Mit seiner Freundin arbeitete er an einem gemeinsamen Weg, der auch mal Süßigkeiten oder Deftiges vorsieht. „Ich konnte eine Diät nie schaffen, wenn ich auf Dinge verzichte, die ich mag“. Doch durch den seltenen Genuss freue er sich schon eine Woche im Voraus darauf: „Dann ist es wie eine Geschmacksexplosion“, ist Münch entzückt.
Denn er sei noch nicht am Ende und wolle weitermachen. Und so wird er Tag für Tag wieder um halb vier morgens aufstehen, Zeitungen verteilen und Schritte zählen.