Das Fürstenberg-Fallschirmteam aus Schwenningen hatte jetzt einen Auftritt beim ZDF Fernsehgarten. SÜDKURIER-Mitarbeiter Hans-Jürgen Götz ist der Pilot des Teams. Anders als sonst, war der aber auf dem Boden geblieben, um mit Moderatorin Andrea Kiewel den Sprung zu koordinieren.
„Wir waren vor zwei Jahren schon einmal im Fernsehgarten eingeladen. Da hatte die Pandemie gerade angefangen“, sagt Götz. Damals machte Teamchef Peter Lendle einen Tandem-Sprung mit einem Prominenten aus einem Hubschrauber. Jetzt wollte der TV-Sender aber mehr.
Höllischer Aufwand
„Das ZDF hat gesagt: Das funktionierte so toll, das müssen wir noch mal machen“, sagt Götz weiter. Der Plan in diesem Fall: Elf Fallschirmspringer sollten in der Luft eine Formation bilden, die an einen Diamanten erinnert. Götz: „Der Aufwand von unserer Seite war höllisch. Wir mussten das Verkehrsaufkommen beim Flughafen in Frankfurt und das Live-Fernsehen koordinieren.“

Schnell sei dem Team klar gewesen, dass es eine Person geben muss, die den Zuschauern am Boden erklärt, was genau in der Luft abläuft. „Dann haben die Kollegen gesagt, dass ich das machen soll“, erzählt Götz weiter.

Fliegen hätte der Brigachtaler das Flugzeug ohnehin nicht können. Normalerweise sitzt er am Steuer einer Dornier Do 27 mit 270 PS. In diese Maschine passen fünf Springer plus Piloten: „Für die Diamant-Formation brauchten wir eine größere Maschine“, sagt Götz. Die fünf Schwenninger Springer erhielten nämlich Verstärkung aus Berlin, Paderborn und Frankfurt.
„Über Kontakte konnten wir eine Cessna 208 mit 900 PS aus Illertissen mieten. Die war nicht billig, aber das ZDF hat ja gezahlt. Und so hatten wir die Maschine am Samstag, wo wir eine Probe machen konnten, und am Sonntag für uns.“

Dann ging es am Sonntagvormittag los: „Nervös war ich null. Ich habe schon mehrfach auf Flugtagen kommentiert. Die Abläufe habe ich auswendig drauf. Ich hatte eher Sorge, ob alles von der zeitlichen Koordination her passt“, sagt Götz. Und das war nicht einfach.

Von der Flugsicherung des Frankfurter Flughafens erhielten der Brigachtaler Pilot und seine Kollegen ein Zeitfenster für den Sprung um 12 Uhr. Die Flugsicherung wisse eigentlich bereits ein halbes Jahr zuvor, welche Flugzeuge wann im eigenen Luftraum sind. Aber: Es könne auch immer zu spontanen Änderungen kommen. Und spontan ist für eine Live-Fernsehsendung nicht so gut.

„Wir hatten am Samstag eine Probe. Da lief alles gut. Die Regie wusste daher, dass es klappen wird – auch mit Verzögerung. Moderatorin Andrea Kiewel war bei der Probe aber nicht dabei. Deswegen wurde sie etwas nervös“, sagt Götz. Und gerade in dem Moment, als die Nervosität der Moderatorin am größten war – der Flug hatte sich tatsächlich verzögert –, kam der erlösende Funkspruch, den Götz mitteilte: „In zwei Minuten kann es losgehen.“

Danach lief alles reibungslos: „Das Handwerk beherrschen die Springer alle. Am Wochenende vor unserem TV-Auftritt übten alle Springer zusammen in Eisenach. Es kommt beim Sprung darauf an, das unterschiedliche Gewicht der Beteiligten auszugleichen. Das wird mit Gewichten gemacht.“

Vom Auftritt wusste vorher kaum jemand, erzählt Götz. Nur enge Freunde und die Familie hatten Bescheid gewusst. Und danach? „Die Telefone standen nicht mehr still. Mir wurde etwa gesagt, ich sei der einzige, der es geschafft hat, Andrea Kiewel an die Wand zu quatschen“, sagt der Brigachtaler.

Am Montag hat sich Götz seine Sendezeit noch mal angeschaut. War er zufrieden? „Ich hatte ein wenig Sorge, dass ich als einziger Nicht-Springer etwas Falsches sage. Dem war zum Glück nicht so. Weil die Fragen im Vorfeld aber größtenteils abgeklärt sind und meistens die halbe Antwort schon beinhalten, habe ich meine Gesprächsteile meist mit ‚Ja, genau‘ begonnen. Das ist mir während der Show gar nicht aufgefallen.“

Etwas Bammel hatte er vor den spontanen Fragen: „Kiewel fragte mich am Anfang, ob ich verheiratet sei. Zufällig feiern meine Frau und ich bald unseren 40. Hochzeitstag. Das hat dann gut gepasst.“
Der Höhepunkt fand für Götz abseits der TV-Kameras statt: „Beim Hin- und Rückflug durfte ich in der Luft das Steuer vom Piloten unter dessen strenger Aufsicht übernehmen. Auch wenn das in etwa so ist, als würde man einen Omnibus auf der Autobahn bei 100 Kilometer pro Stunde nur geradeaus fahren, war das doch etwas sehr Spezielles für mich.“