Mönchweiler sucht einen, Donaueschingen und Bad Dürrheim ebenfalls, Blumberg steht schon ohne da: Kämmerer sind derzeit offenbar Mangelware im Schwarzwald-Baar-Kreis. Viele Chefposten in den Rechungsämtern der Städte und Gemeinden drohen zu verwaisen. Doch was passiert eigentlich, wenn sich niemand mehr um unser liebes Geld im Gemeindegeldbeutel kümmern will?
Unterkirnach ist eine glückliche Gemeinde. Zumindest in Sachen Kämmerer. Als der jahrzehntelange Rechnungsamtschef Lutz Kunz vergangenes Jahr in den Ruhestand ging, fand der kleine Schwarzwaldort in Bastian Pfliegensdörfer einen kompetenten neuen Herrn übers Gemeindegeld. Das ist heute längst keine Selbstverständlichkeit mehr.

Mönchweiler etwa: Die 3000-Einwohner-Gemeinde zieht alle Register, um einen Nachfolger für Kämmerer Alexander Pfliegensdörfer zu finden. Pfliegensdörfer war im Januar zum neuen Bürgermeister der Gemeinde Wutach gewählt worden. Der 27-Jährige hatte die Stelle erst 2022 als Nachfolger des langjährigen Finanzchefs Gebhard Flaig angetreten.
Schon die Suche im vergangenen Jahr war ausgesprochen schwierig. Nun geht es erneut los – und die Gemeinde versucht neue Wege: Mit riesigen Plakaten an allen vier Ortseingängen wirbt die Gemeindeverwaltung um einen Nachfolger für den Finanzchef.
Bastian Pfliegensdörfer aus Unterkirnach hat eine Besonderheit im Lebenslauf: Er ist Quereinsteiger als Kämmerer. Anders als viele seiner Amtskollegen hat er kein Studium an der Hochschule für Verwaltung in Kehl hinter sich, sondern war zuvor Betriebsprüfer beim Finanzamt.
„Ich wollte einfach etwas anderes machen und die Gemeinde Unterkirnach war als Arbeitgeber attraktiver“, erklärt Pfliegensdörfer die Entscheidung. Er nennt hier zusätzliche Angebote wie etwa ein Jobrad oder ein Fitnessprogramm. Ohnehin hält er seinen Weg für ein Modell der Zukunft in der Branche: „Es wird in die Richtung gehen, dass es immer mehr Quereinsteiger geben wird. Die muss man verstärkt ansprechen.“

Vielleicht in Bad Dürrheim? Stadtkämmerer Thomas Berninger geht in der ersten Jahreshälfte 2024 in den Ruhestand. Schon jetzt läuft die Suche nach einem Nachfolger. Einige Kilometer weiter, in Donaueschingen, räumt Georg Zoller zum 1. August den Posten als Kämmerer und wechselt zur Stadt Offenburg. Seit Mitte April läuft auch hier die Suche nach einem Neuen.

Blumberg dagegen steht schon seit Januar ohne Finanz-Chef da. Der bisherige Herr der Zahlen, Jürgen Fischer, ist zum Jahreswechsel nach Tuttlingen abgewandert. Die stellvertretende Kämmerin Julia Neidhard kümmert sich seitdem vorübergehend ums Gemeindegeld, auch hier wird längst gesucht.
Früher war alles besser, zumindest in der Branche
Vier Gemeinden, ein Begehren – dass dies nicht einfach wird, ist kein Wunder. Das war beileibe nicht immer so. Als sich etwa der frühere Mönchweiler Kämmerer Gebhard Flaig vor fast 45 Jahren um seine Stelle beworben hatte, gab es rund 70 Mitbewerber. Heute sind die Gemeinden meist froh um einen einzigen Interessenten.
„Wir beobachten, dass die allgemeine Lage auf dem Arbeitsmarkt im Bereich der Finanzverwaltung für Kommunalverwaltungen schwierig ist“, weiß auch Heike Frank, Pressesprecherin beim Landratsamt des Schwarzwald-Baar-Kreises. An der Hochschule in Kehl haben im März rund 400 junge Menschen ihr Verwaltungsstudium begonnen. Zehn bis zwölf Prozent von ihnen werden später in den Finanzbereich gehen. Unterm Strich: 40 Leute – für ganz Baden-Württemberg.
Kein neuer Kämmerer in Sicht – und jetzt?
Doch was passiert, wenn Mönchweiler, Bad Dürrheim oder Donaueschingen nun keinen neuen Kämmerer finden? Muss das ganze Gemeindegeld dann etwa im Säckel bleiben? Grundsätzlich müsse jede Gemeinde einen sogenannten Fachbediensteten für das Finanzwesen vorweisen können, sagt Heike Frank. Dafür wäre aber auch eine Person denkbar, die eine abgeschlossene wirtschaftswissenschaftliche Vorbildung nachweist.
Wenn also ein solcher Fachbeamter oder Gemeindefachbediensteter fehlt, geht der Fall an die Kommunalaufsicht, schildert Heike Frank das Prozedere. Gemeinsam werde dann nach einer Lösung gesucht. Beispielsweise gibt es Fortbildungslehrgänge zur Qualifizierung unter anderen bei der Hochschule in Kehl. Diese können dann Rathaus-Mitarbeiter aus anderen Bereichen absolvieren. Damit lasse sich fehlende Berufserfahrung teilweise aufholen oder ersetzen. Möglich wäre auch eine interkommunale Zusammenarbeit, so die Pressesprecherin.