Studierende und Professoren des Hochschulcampus Tuttlingen der Hochschule Furtwangen (HFU) entwickelten in Kooperation mit dem Projekt Musiklusion an der Lebenshilfe Tuttlingen eine motorisierte Gitarre. Bereits 2020 hatten der Hochschulcampus und die Lebenshilfe ein Schlagzeug motorisiert. Die Kooperationen machen barrierefreies Musizieren und dadurch kulturelle Teilhabe möglich macht.
Menschen mit, wie es die Hochschule Furtwangen in einer Pressemitteilung schreibt, sogenannter Behinderung stehen im Mittelpunkt der Entwicklung der digitalen Instrumentenserie. Für sie werden Musikinstrumente durch technologisches Aufrüsten und Vernetzen spielbar – wie beispielsweise die Gitarre. Das Entwicklerteam der HFU arbeitete dafür mit den Musiklusions-Teilnehmenden zusammen.
Erkenntnisse aus Schlagzeugprojekt
Dabei halfen ihnen die Erkenntnisse aus dem Schlagzeugprojekt weiter: „Wir konnten hervorragend auf den Erfahrungen aufbauen, das Bedien- sowie Steuerungskonzept und die Mensch-Maschine-Schnittstelle für die Benutzer optimal ausgestalten“, erklären die betreuenden HFU-Professoren Andreas Gollwitzer (Elektrotechnik) und Jochen Huber (Informatik).
Die Idee einer motorisierten Gitarre kam bereits vor zwei Jahren als Folgeprojekt des Schlagzeugs auf. Mit den Studierenden Deborah Rüger (Studentin „Medizintechnik – Technologien und Entwicklungsprozesse“), Laura Lange, Denise Pottin, Hanna Scherer, Leonie Schirbel und Anika Zitz (alle Studierende „Human Factors“) fand sich ein Team, welches sowohl technische wie auch ergonomische Aspekte mit einbringen konnte.
Im Mittelpunkt steht der Mensch
Musiklusion sei für sie eine ganz neue und emotionale Art von Projekt. Am Ende steht nicht einfach nur ein gutes Produkt, sondern ein Mensch, dem man ganz neue Möglichkeiten eröffne. Nebst Andreas Brand und den Professoren Gollwitzer und Huber wurden sie von HFU-Mitarbeiter Richard Blocher betreut.
Und das Ergebnis? Die akustische Gitarre sieht für den Betrachter sonderbar aus: Sechs separate Servomotoren sind je über einer der sechs Saiten angebracht. Diese Motoren zupfen die Saiten und ermöglichen – je nach Reihenfolge der Ansteuerung – verschiedene Schlagtechniken.
Über Rechner werden Motoren gesteuert
Mittels Tablet, Smartphone oder Kamera schicken die Musiker Daten via Funk (WLAN) an einen Rechner, welcher wiederum über einen Mikrocontroller die Motoren (Servos) steuert. Eine Besonderheit steckt im Steuerungsprogramm (Max/MSP) auf dem Laptop: Die Musiker können individuell entscheiden, ob Töne einzeln gespielt werden oder ob automatisierte Tonfolgen eingestellt und variiert werden.
Weitere Verbesserungen in Entwicklung
Um Akkorde greifen zu können, ist eine Motorisierung des Griffbretts in Entwicklung. Für einen präziseren Einsatz installierter Motoren, wird aktuell an mechanischen Optimierungen gearbeitet. Darüber hinaus sind Motorisierungen weiterer Musikinstrumente angedacht. „Wir wollen auch nach Schnittstellen-Technologien suchen, die zum einen für die Musiker gut bedienbar und zum anderen möglichst ausdrucksstark sind“ so HFU-Professor Jochen Huber.