Einfach mal etwas anderes machen, Gewohntes loslassen und sich neuen Aufgaben widmen. Das Randener Ehepaar Martina und Thomas Zepf hat dies getan. Es bewirtschaftet seit gut einem Jahr die Sankt Wilhelmer Hütte am Feldberg und zieht bisher eine rundum positive Bilanz.

Mit Begeisterung bedient Martina im Service die Gäste, während ihr Mann vorwiegend in der Küche aktiv ist. Man kann die Freude und das Herzblut förmlich spüren, wenn man die Hütte besucht, die seit nunmehr 14 Monaten ihre neue Heimat ist. Doch wie kam es dazu?

„Wir haben schon immer davon geträumt, irgendwann einmal selbst eine Hütte zu betreiben“, sagt Martina, die mit ihrem Mann leidenschaftlich gerne wandert und daher schon zahlreiche Hütten besucht hat.

Während der Corona-Pandemie reifte der Gedanke immer mehr, aus dem gewohnten Trott auszusteigen und etwas anderes zu machen. Die beiden Söhne waren inzwischen erwachsen und so schien der richtige Zeitpunkt für das einst ferne Irgendwann gekommen.

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Für Sankt Wilhelmer Hütte werden Pächter gesucht

Als treibende Kraft hörte sich Martina nun konkreter um, durchstöberte verschiedene Angebote und stieß dabei eher zufällig auf eine Annonce, dass für die Sankt Wilhelmer Hütte neue Pächter gesucht würden. Schnell waren sich die beiden einig, dass sie diese Chance nutzen und sich bewerben wollen. Gesagt – getan.

Tatsächlich schaffte es das Randener Paar in die engere Wahl und stellte sich ebenso wie zwei weitere Kandidaten den Eigentümern, der Weidegenossenschaft Sankt Wilhelmer Hütte, vor. „Die Vorfreude war groß. Wir malten uns aus, wie alles sein könnte und erlebten wirklich eine sehr aufregende Zeit“, schwärmt Martina noch heute.

Auf dem Weg zum Feldberg-Gipfel bietet sich über die Sankt Wilhelmer Hütte hinweg ein aussichtsreicher Blick über den weitläufigen ...
Auf dem Weg zum Feldberg-Gipfel bietet sich über die Sankt Wilhelmer Hütte hinweg ein aussichtsreicher Blick über den weitläufigen Schwarzwald. | Bild: Conny Hahn

Als sie schließlich den Zuschlag bekamen, mischten sich plötzlich auch Zweifel und ein mulmiges Gefühl mit ein: „Erst da haben wir realisiert, was das wirklich für uns bedeutet. Ohne meinen Mann hätte ich vermutlich noch mal einen Rückzieher gemacht.“ Doch sie wagten den Schritt und sagten zu. Plötzlich musste alles recht schnell gehen. „In nur vier Wochen mussten wir alles erledigen, um pünktlich zum Saisonstart am 1. Mai loslegen zu können“, erklärt Thomas.

Sie betraten Neuland und mussten sich neu organisieren, sich daran gewöhnen, rund um die Uhr gemeinsam zu wohnen und zu arbeiten und die Herausforderungen des gastronomischen Alltags meistern, bei dem man selten im Voraus weiß, was genau und wie viele Gäste einen erwarten.

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Zum Glück konnten sie auf Personal zurückgreifen, das bereits zuvor auf der Hütte gearbeitet hatte und ihnen etliche wertvolle Tipps mit an die Hand geben konnte. „Wir haben wirklich ein tolles Team von etwa zehn bis 15 Küchen- und Servicekräften, die uns regelmäßig unterstützen“, freuen sich die Betreiber.

Auch größere Gästescharen versorgen

„Außerdem hat uns unsere berufliche wie auch private Vergangenheit geprägt und uns wichtige Dinge mitgegeben, die uns nun zugutekommen: Dank der jahrzehntelangen Vereins- und Festerfahrung im Musikverein und bei den Landfrauen sind wir es gewohnt, Dinge zu organisieren und auch größere Gästescharen kulinarisch zu versorgen. Auch beruflich waren wir bereits zuvor mit Personalverantwortung betraut, was uns ebenfalls hilft“, blicken die beiden dankbar zurück.

Auch der mit auf der Hütte lebende Hund „Ranger“ fühlt sich am Feldberg rundum wohl.
Auch der mit auf der Hütte lebende Hund „Ranger“ fühlt sich am Feldberg rundum wohl. | Bild: Alexander Asal

Schnell fanden sich Martina und Thomas in ihre Aufgabe als Wirtsleute ein und meistern seither ihren neuen Alltag: Während Martina sich gleich morgens an die Arbeit macht, sämtliche Kuchen und Torten selbst zu backen, geht Thomas auf die Weide und kümmert sich um die derzeit 79 Jungtiere der umliegenden Landwirte. Er kontrolliert die Zäune und prüft, ob genügend Wasser zum Trinken in den Quellen ist. Anschließend steht manchmal ein Einkauf an, bevor die Vorbereitungen in der Küche beginnen.

„Um zehn Uhr öffnen wir und müssen startklar sein“ – Thomas vorwiegend in der Küche und Martina im Service. Mit viel Herzblut gehen beide ihrer neuen Arbeit nach. „Besonders genießen wir den Kontakt zu den zahlreichen Gästen, die alle sehr interessiert sind. Aber auch die Einsamkeit und Ruhe am Morgen und am Abend, wenn wir den Feldberg für uns alleine haben, haben ihren Reiz. Der Sonnenuntergang am Abend mit Blick auf den Schwarzwald ist einfach ein Traum“, erzählt Martina glückselig.

Besonders traumhaft in idyllisch ruhiger Umgebung ist der Sonnenuntergang auf der Sankt Wilhelmer Hütte.
Besonders traumhaft in idyllisch ruhiger Umgebung ist der Sonnenuntergang auf der Sankt Wilhelmer Hütte. | Bild: Alexander Asal

Gibt es nicht manchmal auch ein wenig Heimweh?

„Natürlich vermissen wir auch manchmal unser Heimatdorf Randen, vor allem bei Veranstaltungen wie dem Frühlingsfest, wo der besondere Zusammenhalt der Randener zum Ausdruck kommt“, sind sich beide einig. „Aber wir haben es ja nicht allzu weit und nutzen ab und zu auch unsere Ruhetage am Dienstag und Mittwoch für einen Heimatbesuch.“

Wenn es gut läuft, reicht es dann sogar noch für den Besuch der Musikprobe am Montagabend, dem Thomas nach wie vor im Rahmen seiner Möglichkeiten die Treue hält. Dennoch fühlen sie sich auf ihrer Hütte rundum wohl und haben ihre Entscheidung noch keinen einzigen Tag bereut.

Wenn die Gäste gegangen sind, kann Thomas Zepf auch mal die Beine sowie die Seele baumeln lassen.
Wenn die Gäste gegangen sind, kann Thomas Zepf auch mal die Beine sowie die Seele baumeln lassen. | Bild: Alexander Asal

Vier Jahre Pachtzeit

„Insgesamt sieht unsere Bilanz nach gut einem Jahr auf der Hütte rundum positiv aus. Wir haben nur gute Erfahrungen gemacht, sind froh über unser tolles Team und hoffen, dass alles so gut weiterläuft wie bisher und uns unser Personal hoffentlich noch lange zur Verfügung steht“, ziehen sie ein durchweg positives Resümee.

Somit liegt auf der Hand, dass sie ihre vier Jahre Pachtzeit auf jeden Fall auf der Hütte verbringen wollen. „So wie es aktuell aussieht, könnten wir uns auch eine längere Zeit am Feldberg durchaus vorstellen, auch wenn wir irgendwann sicher wieder auf den Randen zurückkommen werden“, wagen die Beiden einen Blick in die Zukunft.

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