Reisebusunternehmen konzentrieren sich schon lange nicht mehr auf Fahrten nach Rimini oder an die Costa del Sol. Immer wieder versuchen sie, auch Linien des öffentlichen Nahverkehrs an Land zu ziehen.
Und das ist kein Zufall, wie Geschäftsführer Stefan Rapp, der mit seinem Unternehmen Albert Rapp Autoverkehr aus Königsfeld den Zuschlag für die Buslinien 'Mitte' und 'Schwarzwald' im Kreis erhalten hat, verrät: „Wir haben 2019 und 2020 während Corona entschieden, dass wir uns mehr auf den Linienverkehr fokussieren müssen.“ Das ist ein sicheres Geschäft für uns und unsere Mitarbeiter.“ Die Reisebranche ist, das hat Corona eindrücklich gezeigt, nicht immer sicher. Mittlerweile mache der Linienbusverkehr 60 Prozent des Geschäfts aus.
Künftig Fokus auf Linienbusverkehr
Für den Zuschlag ist Rapp Autoverkehr eine Bietergemeinschaft mit dem Regionalverkehr Alb-Bodensee. Rapp: „Erst durch die Kooperation war es möglich, das Gebiet zu befahren. Wegen der Größe werden viele Fahrer und Fahrzeuge benötigt. Alleine wäre das für uns nicht möglich gewesen.“ Künftig wolle man sich im Linienbusbereich sogar noch weiter vergrößern.
Die anderen 40 Prozent von Rapps Betriebstätigkeit beziehen sich auf die Reisebustätigkeit. Und die macht Rapp und seinem Team mittlerweile wieder mehr Freude als noch vor Monaten und Jahren: „Die Reiselust nimmt zu. Das gilt sowohl für Einzelreisende, als auch für Gruppen wie etwa Schulklassen. Viele Vereine sagen, dass sie jetzt endlich ihren Vereinsausflug machen“, so Rapp weiter.
Allerdings: Beliebt seien derzeit vor allem Nahziele wie der Bodensee, der Breisgau oder Oberschwaben. Fernziele, die vor Corona beliebt waren, wie Italien, Frankreich oder Spanien, würden noch nicht so oft gebucht werden.
Vergrößerung der Flotte
Weil es wieder so gut läuft und weil durch den Linienverkehr viele Mitarbeiter und Fahrzeuge benötigt werden, musste Rapp keine der aktuell 74 Mitarbeiter – davon 62 Fahrer – entlassen. „Durch den Zuschlag für die Buslinien konnten wir uns sogar deutlich vergrößern. Wir suchen auch aktuell weiterhin Musfahrer, die im Linien. und Reiseverkehr fahren können. Auch eine Stelle in der Verwaltung und ein Auszubildendenplatz ist noch frei“, sagt Geschäftsführer Rapp.
Ein Indikator, der verhindert, dass die Gewinne größer ausfallen, sind die Spritpreise. Rapp: „Wir merken das deutlich. Wir zahlen fast den doppelten Preis beim Diesel, wie üblich.“ Man hoffe auf Hilfen vom Land, die eigentlich vor Ostern zugesichert worden seien. Um der Politik Druck zu machen, werden Reisebusunternehmer am 21. Juni einen Aktionstat in Stuttgart veranstalten – mit Kundgebung und Bus-Korso. Auch Albert Rapp Autoverkehr aus Königsfeld wird dann vor Ort sein.
Auch Petrolli ist zufrieden
Nicht zur Kundgebung gehen wird Dieter Petrolli. Er ist seit fast 25 Jahren Geschäftsführer des gleichnamigen Reisebusunternehmens aus Niedereschach: „Aktuell läuft es gut bis sehr gut. Die großen Reisen fehlen noch. Das sind die Reisen, die mehr als acht Tage andauern.“
Besonders beliebt sei derzeit die italienische Adria: „Da haben wir wöchentlich Reisen hin“, so Petrolli weiter. Die Anfragen seien sogar so hoch, dass die Zimmer vor Ort knapp werden. Der Geschäftsführer sagt, dass zu den ausländischen Touristen auch inländische kommen. Viele Italiener seien bei Reisen ins Ausland noch etwas vorsichtiger.
Auch bei Petrolli lag der Fokus schon mal mehr auf der Reisebranche und weniger beim Linienverkehr. Aktuell sei das Verhältnis ausgeglichen. Von den 20 Bussen, die das Unternehmen im Fuhrpark hat, sind laut dem Geschäftsführer zehn auf Reisen. „Wir werden uns sicher wieder an Ausschreibungen beteiligen“, sagt Petrolli abschließend.