„Eine ruhige Kugel schieben“, dieses Sprichwort kennt wohl jeder. Es steht sinnbildlich für Mühelosigkeit, etwas ohne Aufwand zu bewältigen. Woher die Redewendung stammt, das wissen dagegen vermutlich nur wenige. Und die Sportart, die damit verknüpft ist, die kennen auch immer weniger Menschen. Gemeint ist das Kegeln.

Grund dafür ist, dass in den vergangenen 20 Jahren immer mehr Kegelbahnen ihren Betrieb eingestellt haben, auch in der Region. Die Gründe dafür sind vielfältig. Gaststätten-Sterben, Kostensteigerungen und ein schwindendes Interesse an der einst so beliebten Freizeitbeschäftigung, die auch Ausgangspunkt für das Eingangssprichwort war. Auf den glatten, ebenen Bahnen ist nämlich kaum Kraftanstrengung nötig, um die Kugeln ins Rollen zu bringen.

Die bunten Kugeln liegen bereit, um im Spiel möglichst alle Kegel umzuwerfen.
Die bunten Kugeln liegen bereit, um im Spiel möglichst alle Kegel umzuwerfen. | Bild: Fröhlich, Jens

Hier hat es sich ausgekegelt

Vor allem ältere Menschen erinnern sich noch daran, dass früher oft und gerne gekegelt wurde, in geselligen Gruppen und in Vereinen. Viele Gaststätten, selbst in kleinen Ortschaften, hatten eine solche Bahn im Angebot. In Donaueschingen gab es Kegelbahnen zum Beispiel im Jägerhaus oder im Ochsen. Im Ochsen existiert die Bahn bis heute. Sie sei aber seit langer Zeit nicht mehr betriebsbereit, teilt Gastronomin Valentina Hensch mit. In der Breslauer Straße war einst die Kegelsportanlage „Zum Hallodri“ in Betrieb.

In Aufen gab es einmal ein Kegelsportheim mit ganzen acht Bahnen, in Wolterdingen die Kegelstube mit vier Bahnen und in Hüfingen war das Keglerheim Seemühle unter Kegelsportlern ein Begriff. All das war einmal. Mit den Bahnen sind auch Kegelvereine von der Vereinsbühne verschwunden. 2016 hatte sich die Sportkegelgemeinschaft Bräunlingen-Donaueschingen aufgelöst, 2020 endete die Ära des Sportkegelclubs Freundschaft in Wolterdingen – nach 44 Jahren.

Das könnte Sie auch interessieren

Ist Kegeln in Donaueschingen ausgestorben?

Nicht ganz. Eine letzte verbliebene Anlaufstelle gibt es in Allmendshofen. Laut Stadtverwaltung Donaueschingen und eigenen Recherchen bietet hier das Flair Hotel Grüner Baum auf zwei Bahnen diesen Freizeitspaß noch an. Die Kegelbahn im Wyndham Garden Hotel, die bis vor kurzer Zeit noch auf der städtischen Internetseite als mögliche Freizeitaktivität angepriesen wurde, ist dort jetzt nicht mehr sichtbar. Eine telefonische Nachfrage im Hotel ergab, dass die Kegelbahn zurzeit geschlossen ist.

Damit bewahrt in der Donauquellstadt lediglich der Grüne Baum das Kegeln vor dem Aussterben. Die zwei Bahnen erfüllen zwar nicht mehr ganz die Anforderungen für Liga- und Wettkampfbetrieb, für einen geselligen Kegelabend, selbst für sportlich ambitionierte Kegler, genügen sie jedoch allemal.

Wie man den Steuerungscomputer richtig bedient und welche Spielformen möglich sind, das erfahren unerfahrenen Kegelspieler in einer ...
Wie man den Steuerungscomputer richtig bedient und welche Spielformen möglich sind, das erfahren unerfahrenen Kegelspieler in einer kurzen Einweisung durch das Hotelpersonal. | Bild: Fröhlich, Jens

Sie präsentieren sich gut gepflegt und gut in Schuss, und das, obwohl die Anlage bereits seit Ende der 1950er-Jahre existiert. „Die Kegelbahn wurde immer wieder modernisiert, zuletzt vor 20 Jahren“, erinnert sich Gastronom Michael Preis. Damals habe sein Vater die Technik komplett erneuern lassen. Und in regelmäßigen Abständen werde die Anlage von einem Fachbetrieb gewartet.

Das soll auch so bleiben. Michael Preis glaubt an die Zukunft der beiden Kegelbahnen im Familienbetrieb, auch wenn mit den Bahnen alleine gesehen und mit Blick auf steigende Kosten für Heizung, Unterhalt und Personal kaum üppige Gewinne in Aussicht sind. Er formuliert es so: „Die Bahnen sind eine Ergänzung, ein Teil unseres gesamten Angebots.“ Er ist überzeugt: „Kegeln ist eine tolle Freizeitbeschäftigung.“ Diese Tradition sei in den vergangenen Jahren lediglich etwas in Vergessenheit geraten. Zu unrecht, wie er findet.

Das könnte Sie auch interessieren

Das sind die Kegelgäste

Regelmäßig treffen sich im Grünen Baum Kegelgruppen in allen Altersgruppen, wobei die älteren Spieler überwiegen. „Eine Gruppe kommt seit 1977“, freut sich der Gastronom. Die Bahnen würden aber auch gerne von Freunden gebucht, darunter auch jüngere Gäste, einfach um sich zu treffen und nebenher Spaß beim Kegeln zu haben. Manchmal seien auch Schulklassen zu Gast oder Firmen, die für Mitarbeiter oder Kunden ein besonderes Erlebnis anbieten möchten.

Kegelbahn-Fachmann erinnert sich

„In den 70er, 80er und 90er Jahren haben wir jedes Jahr bis zu 800 Kegelbahnen neu gebaut“, erinnert sich Rudolf Maucher aus Eberhardzell im Landkreis Biberach. Er betreibt dort seit 1962 die gleichnamige Firma, die sich auf den Bau und die Wartung von Kegelbahnen spezialisiert hat. Mitte der 90er Jahre war der Boom zu Ende.

Heute seien es nur noch etwa zehn Sportanlagen im Land pro Jahr. „Die jungen Menschen haben heute viel mehr Alternativen für Sport und Freizeitaktivitäten“, erklärt er den dramatischen Rückgang, der durch Corona noch einmal verschärft wurde. Auch die Gastronomie habe sich verändert. Eine erneute Trendumkehr, hin zu mehr Kegelbegeisterung, kann der Fachmann aktuell nicht erkennen.

Im Hotel Grüner Baum in Allmendshofen gibt es seit Anfang der 50er Jahre eine Kegelbahn.
Im Hotel Grüner Baum in Allmendshofen gibt es seit Anfang der 50er Jahre eine Kegelbahn. | Bild: Fröhlich, Jens

Wo es weitere Kegelbahnen gibt

Auf der Baar ist die Auswahl an Kegelbahnen überschaubar geworden. In Bräunlingen und den Ortsteilen ist dem SÜDKURIER keine Anlaufstelle bekannt, wo Kegeln aktuell möglich ist. Im Hüfinger Ortsteil Hausen vor Wald gibt es eine Bahn im Gasthaus Adler. „Seit 50 Jahren“, verrät Dieter Großhardt, Vater von Gastronom Udo Großhardt.

Weitere verfügbare Kegelbahnen sind zum Beispiel in Oberbränd (Linde), in Brigachtal (Kegelstube), VS-Villingen (ESV-Kegelheim), Unterkirnach (Schloßbergstüble) oder in Blumberg (Hirschen) zu finden.

Rückmeldung an den Autor geben