Das Mittelalter hautnah erleben, anfassen und begreifen, das ist möglich auf dem Campus Galli nahe der Stadt Meßkirch. Ein Ausflugsziel, das seit Jahren Jung und Alt begeistert und sich damit auch für Familien eignet.

Ein besonderes Schmuckstück auf dem Campus Galli ist diese Holzkirche, ein Besuchermagnet.
Ein besonderes Schmuckstück auf dem Campus Galli ist diese Holzkirche, ein Besuchermagnet. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Was ist der Campus Galli? Es ist der lebendige Versuch, eine Siedlung des frühen Mittelalters nachzubauen: Mit den handwerklichen Möglichkeiten von damals.

Vor 1200 Jahren fertigten Mönche auf der Insel Reichenau im Bodensee die Zeichnung einer umfassenden Klosteranlage an: den St. Galler Klosterplan. Er ist die älteste uns bekannte und überlieferte Architekturzeichnung in Mitteleuropa.

Eine Klosterstadt entsteht

Bisher nie in die Tat umgesetzt, dient der Plan nun als Vorlage für den Bau einer frühmittelalterlichen Klosterstadt – umgesetzt mit den Handwerkstechniken des frühen Mittelalters. Kettensägen, Bohrer oder Beton gibt es hier nicht. Auf dem Campus Galli wird heute gebaut wie im 9. Jahrhundert. Das tolle Projekt feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Rund 90.000 Besucher jährlich lassen sich davon faszinieren.

Wer sich auf den Rundgang durch die Siedlung begibt, begegnet einer Vielzahl von Handwerkern in mittelalterlichen Gewändern: dem Schmid, dem Drechsler, dem Küfer, dem Steinmetz, dem Zimmermann und vielen mehr. Die Handwerker, zum Teil angestellt, zum Teil ehrenamtlich tätig, sind meist sehr freundlich und antworten geduldig auf die vielen Fragen der Besucher.

Ein mühsames Geschäft war die Arbeit des Steinmetz im Mittelalter.
Ein mühsames Geschäft war die Arbeit des Steinmetz im Mittelalter. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Ganz besonders interessant: Viele im Zeitalter der Mechanisierung und Industrialisierung verloren gegangen Fähigkeiten der Handarbeit in der Bauproduktion haben sich diese Handwerker zum Teil wieder neu angeeignet.

Handwerkliche und planerische Herausforderungen sind bis heute an der Tagesordnung, machen aber auch den Reiz des Projektes aus.
Durch den Bau von Werkstätten, Holzkirche und Scheune konnte über die Jahre viel Erfahrung im Holzbau gewonnen werden. Neue Herausforderungen wurden mit dem Bau des ersten Steingebäudes bewältigt, ein Abtshof, der am 25. Juni eröffnet werden soll.

Holzbau wie vor 1200 Jahren. Viele Techniken von damals mussten sich die Handwerker wieder neu erarbeiten.
Holzbau wie vor 1200 Jahren. Viele Techniken von damals mussten sich die Handwerker wieder neu erarbeiten. | Bild: FEZE

Führungen sowie Themen- und Erlebnistage werden auf dem Campus Galli die gesamte Saison über angeboten. Auch da gibt es viel zu entdecken.

Seit zehn Jahren läuft das Projekt. Und es wird noch Jahrzehnte benötigen, alle Bereiche des Klosterplans umzusetzen. Gerade deshalb ist ein Besuch auf der Baustelle immer wieder aufs Neue spannend.

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