Einst heiß begehrt, heute Abfall: Viele Millionen FFP2- und OP-Masken müssen in Deutschland derzeit vernichtet werden, weil ihr Haltbarkeitsdatum überschritten ist. Ihre Verbrennung belastet aber nicht nur die Staats-Geldbeutel, sondern ebenso die Umwelt. Dies will der Schwenninger Unternehmer Thomas Vosseler mit einer neuen Technologie ändern – und daraus wenn möglich ein Geschäftsmodelle machen.

Das Land Baden-Württemberg hat jüngst Schutzausrüstung mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum im Wert von 2,1 Millionen Euro entsorgen lassen. 6,1 Millionen Masken und 19.000 Schutzkittel mussten allein im Ländle vernichtet werden, bundesweit soll es sich aktuell um 17 Millionen Masken handeln.

Der Maskenberg landet natürlich nicht einfach auf dem Müllberg, sondern muss „thermisch entsorgt“, also verbrannt werden. Zu den abgelaufenen Masken kommen viele Millionen benutzter Exemplare unter anderem aus Kliniken und Altenheimen.

Mit rund 150 Euro pro Tonne sei die Verbrennung die günstigste Entsorgungsmöglichkeit, erklärt Thomas Vosseler, Inhaber des Schwenninger Maskenherstellers Univent Medical. „Aber CO2-mäßig ist das natürlich der Horror“, stellt er klar.

„Das wäre schon eine tolle Sache.“
Thomas Vosseler, Masken-Experte

Alte Masken, die nicht ein Finanz-, sondern ebenfalls ein Umwelt-Horror sind – diese Negativbilanz will der Schwenninger Geschäftsmann nicht einfach so stehen lassen.

„Wir sind gerade dran, eine Maschine zu besorgen, die Masken CO2-neutral zu Pelletsgranulat verarbeitet“, berichtet er. Dieses wiederum könne dann bei der Kunststoffherstellung weiterverwendet werden.

Aus alten Masken werden Pellets zur Kunststoffherstellung gemacht.
Aus alten Masken werden Pellets zur Kunststoffherstellung gemacht. | Bild: Thomas Vosseler

Vosseler, ein wahrer Tausendsassa in Sachen Masken, würde mit diesen Plänen wohl weitgehend Neuland betreten. „Da kaum jemand weiß, dass es so eine Maschine gibt, wären wir bei Univent nach meiner aktuellen Information die ersten, die so eine Anlage hätten“, so der Schwenninger.

„Das wäre schon eine tolle Sache“, betont er. Erst vor wenigen Tagen waren die Hersteller der Maschine zu Gast in Schwenningen, um ihr Projekt vorzustellen.

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Doch zwischen der Idee und ihrer Realisierung steht derzeit noch die Finanzierung. Denn im Vergleich zur Verbrennung ist die neue Methode deutlich teurer. Thomas Vosseler rechnet mit Kosten von 0,1 Cent pro Maske. „Wir kalkulieren gerade wegen der Wirtschaftlichkeit“, sagt er.

Mit dem Bund steht er derzeit in Kontakt, um abzuklären, ob diesem der Klimaschutz die Mehrkosten wert ist. Auch mit der Landesregierung will er deswegen zeitnah Gespräche aufnehmen.

Nur wenn diese mitziehen, will der Univent-Chef die rund eine Million Euro teure Anlage auch tatsächlich kaufen.

Masken-Massen auf dem Förderband: Die neuartige Maschine verarbeitet abgelaufene und verbrauchte Masken zu Kunststoff-Pellets.
Masken-Massen auf dem Förderband: Die neuartige Maschine verarbeitet abgelaufene und verbrauchte Masken zu Kunststoff-Pellets. | Bild: Thomas Vosseler

Doch auch wenn alles klappt, werden zunächst zumindest kaum abgelaufene Masken aus der Region auf dem Förderband der Schwenninger Maschine landen. Grund ist schlicht, dass hier derzeit kaum Masken und Co. vernichtet werden müssen.

Das Schwarzwald-Baar-Klinikum, kreisweit größter Nutzer von Schutzausrüstung, hat keinerlei Altbestände, die nicht mehr nutzbar sind. „Im Klinikum haben wir einen sehr hohen Bedarf, bei uns werden bislang keine Masken vernichtet“, bestätigt Pressesprecherin Sandra Adams. Dies gelte auch für andere Schutzkleidung wie beispielsweise Kittel.

Auch beim Roten Kreuz wird fast alles benötigt

Auch das Deutsche Rote Kreuz (DRK) muss kaum Schutzmasken entsorgen. „Wir brauchen die FFP2-Masken noch so regelmäßig, dass unserer Bestände aktuell sind“, bestätigt Stephan Niggemeier, Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands. Das gleiche gelte auch für Schutzkittel und weitere Schutzkleidung.

Einzig einige hundert einfache OP-Masken, die das DRK in der Anfangszeit der Pandemie geliefert bekam, seien für das DRK nicht brauchbar und müssten nun in die Entsorgung, so Niggemeier.

Das Landratsamt Schwarzwald-Baar hat ebenfalls noch viele Schutzmasken mit unterschiedlichem Haltbarkeitsdatum im Lager. „Aktuell geben wir Masken an Hilfsorganisationen ab, die Sammlungen vornehmen“, erklärt Pressesprecherin Heike Frank.

Die Schutzausrüstung aus den Landeslieferungen würden seit Mitte 2022 jeweils zwei bis drei Monate, bevor das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen ist, an das Schwarzwald-Baar Klinikum abgegeben.