„Steile Berge, feuchte Täler“, „Viel vor, viel dahinter“ ... Kommunen werben gerne mit markigen Slogans. Das soll Gemeinschaftssinn schaffen und ein positives Bild nach außen vermitteln.
Madlen Falke ist Pressesprecherin der Stadt Villingen-Schwenningen. Für sie ist fraglich, ob solch ein Slogan überhaupt das entscheidende Thema im Stadtmarketing ist. VS habe auch gar keinen. Und Falke findet: „Es hat uns nicht geschadet, dass wir uns nicht unter eine Überschrift unterordnen.“
Gelebtes Angebot schlägt pfiffiges Motto
Wichtiger sei das Angebot einer Stadt insgesamt. „Und das muss gelebt werden“, sagt die Pressesprecherin. Im Rahmen einer Strategie könne es jedoch sinnvoll sein, einen Wahlspruch zu definieren. So verwendete VS zu den Jubiläumsfeiern zu 50 Jahren Städtefusion den Begriff HeimatHeimatStadt.
Die Stadt St. Georgen, hat erst 2020 ihre Corporate Identity komplett neu aufgestellt. Seitdem gibt es ein neues Logo, aber keine Spur mehr vom früheren Wahlspruch „Die sonnige Bergstadt“. Ist es in der viertgrößten Kommune des Kreises jetzt etwa trüb und finster? Victoria Dillmann ist in St. Georgen für das Stadtmarketing zuständig und versichert: „Wir sind immer noch eine sonnig Bergstadt, das kann jeder bezeugen, der hier wohnt.“
Bei einer Neugestaltung sei es dann eine bewusste Entscheidung gewesen, auf einen Slogan zu verzichten und ganz auf das Logo zu setzen. So ganz ohne geht es aber wohl doch nicht immer. „Manchmal nutzen wir noch Lebenswerte Stadt oder Industriestadt für Plakate“, räumt Dillmann ein.
Die hohe Mathematik der Werbung
Etwas um die Ecke gedacht wird in Blumberg. Dort gilt das Motto: „Leben und Erleben – Meine Stadt hoch zwei.“ Laut Bürgermeister Markus Keller verwendet die Stadt das Logo insgesamt als Wort- und Bildmarke. „Seit 2010 kommunizieren wir so“, sagt er.

Kurios: Niedereschach verwendet keinen Slogan mehr, obwohl es seit 2011 einen gibt. „Niedereschach im Schwarzwald – Tradition mit Zukunft“ ist bei einem Bürger-Workshop entstanden. „Wir haben aber nie die Gelegenheit gefunden, den Spruch richtig einzusetzen“, sagt Bürgermeister Martin Ragg.
Symbolkraft steckt im Logo
Vor ein paar Jahren hätten dann Werbeprofis von einem Wahlspruch abgeraten und stattdessen ein neues Logo für die Gemeinde gestaltet. Es symbolisiert die vier Teilgemeinden. Auf der Webseite gibt es den Claim „Liebenswertes Niedereschach“. Laut Ragg stammt der noch aus der Zeit vor seiner Wahl 2010. „Der ist irgendwie erhalten geblieben.“ Tradition eben.

Mitunter ist die genaue Wortwahl entscheidend. Bei Donaueschingen und Furtwangen beispielsweise. Mit „Am Ursprung“ und „An der Quelle“ begraben sie den uralten Streit darum, wer jetzt wie für das Entstehen der Donau zuständig ist.


Dem Selbstverständnis einer ganzen Gemeinschaft mit einem Slogan gerecht zu werden, ist gar nicht so einfach. Dauchingen lässt es daher gleich ganz sein. „In der Tat, wir haben keinen Werbe-/Marketing-Slogan. Der Tourismus ist bei uns kein großes Thema“, bestätigt Bürgermeister Torben Dorn.
Ganz im Gegenteil in Schönwald, dennoch: „Einen konkreten Slogan gibt es bei uns nicht direkt“, teilt Hauptamtsleiter Andreas Herdner mit. „Wir haben immer mal wieder Aktionen, die mit Slogans in Verbindung stehen.“ Zuletzt hieß das dann: „Gemeinsam ist am schönsten.“
Naheliegend, kreativ, selbstbewusst
Streckenweise geht es ganz kreativ zu. Hüfingen wirbt mit drei Wörtern: „Ökologie Geschichte Kunst“.

Brigachtal hebt in seinem „attraktiver leben“ das aktiv im Logo optisch hervor.

Königsfeld spielt mit Groß- und Kleinschreibung und verwendet den Claim BEWUSSTerLEBEN“.

Zweigleisig fährt Triberg, wie Stadtmarketingleiter Nikolaus Arnold erzählt. Nur in der Touristikwerbung wird auf den Status der „Wasserfallstadt“ verwiesen. International heißt das dann: „Deutschlands höchste Wasserfälle.“ Ansonsten verzichtet Triberg auf einen Slogan. Auch Vöhrenbach blickt einfach vor die eigene Haustür und nennt sich „Stadt der Linachtalsperre“.

Also gibt es ihn nicht mehr, den klassischen Slogan? Einen Satz, der genau trifft, wie sich eine Kommune fühlt, und der ohne gestalterische Sperenzchen funktioniert. Doch den gibt es noch. „Wir in Mönchweiler haben‘s schöner“, heißt es zwischen Villingen und Königsfeld.

Und „Wo täglich neue Kräfte wachsen“ verkündet Bad Dürrheim mit gesundem Selbstbewusstsein.

Noch mitten im Aufbau einer eigenen Markte steckt Unterkirnach. Fabian Bönecke ist der Teamleiter für den Bereich Tourismus und Marketing im dortigen Rathaus. Er verweist auf den neuen Slogan #echtunterkirnach. „Mit dem zeigen wir, was Unterkirnach alles zu bieten hat“, sagt er. Für Veranstaltungen werde zudem häufig mit #erlebeunterkirnach geworben.

Bis Ende des Jahres werde das Marketing der Gemeinde weiterentwickelt – dem Teamleiter entschlüpft dabei das Wort „Paukenschlag“. Es gehe um ein klares Statement. Dass im Quellwasserdorf (so eine gängige Eigenbezeichnung) alles im Fluss ist, beunruhigt Bönecke kein bisschen: „Gute Marken brauchen Zeit – wie ein guter Rotwein.“