Bereits am Montag hatte der SÜDKURIER darüber berichtet, wie die ProKids-Stiftung in VS und die Diakonie im Schwarzwald-Baar-Kreis mit der Coronakrise umgehen. Aber auch andere Hilfsorganisationen haben mit den neuen Umständen zu kämpfen.
„Wir haben viele Dienste eingestellt oder zurückgerufen – zum Beispiel die Tagespflege für Senioren“, sagt Michael Stöffelmaier. Allerdings, so der Vorstandsvorsitzende der Caritas im Schwarzwald-Baar-Kreis weiter, wurde eine Notgruppe für ältere Menschen eingerichtet, wie das auch in der Kinderbetreuung der Fall ist.

Ansonsten aber sind alle Treffpunkte abgesagt. Auch die beratungsstellen für Ehe, Familie und Leben stehe nur digital zur Verfügung. „Gerade Menschen mit Kontaktarmut sind davon stark betroffen“, sagt Stöffelmaier. Seine Mitarbeiter und er versuchten, die Betroffenen regelmäßig anzurufen und so den Kontakt aufrecht zu erhalten. Das Wegbrechen der sozialen Kontakte sei ein wesentlicher Bestandteil der Caritas-Arbeit. Das breche nun weg.
Das Telefon ist oftmals auch der einzige Weg, in Familien hineinzuhorchen, in denen es etwa mehrere behinderte Kinder gibt oder die generell einfach mehr Hilfe brauchen. „Andere Familien wünschen momentan einfach gar keine Betreuung, weil sie Angst haben, sich anzustecken. Das ist auch total verständlich“, fährt der Vorstandsvorsitzende fort. Wer Hilfe benötigt, soll sich telefonisch unter der 07721/840720 melden.
Für Kinder, die in schwierigen, vielleicht gewalttätigen Familien leben, wurde das Patenschaftsmodell mithilfe einer Erlaubnis aufrechterhalten. Die Betroffenen können im Notfall zu ihren Paten gehen, wo es ein sicheres Umfeld gibt. „Das ist eine Nothilfe, die wir auf jeden Fall brauchen. Es muss sichergestellt sein, dass für die Kinder weiterhin Fluchtpunkte bestehen“, sagt Stöffelmaier.
Die Caritas im Schwarzwald-Baar-Kreis habe mittlerweile eine Art Normalität in der Krise entwickelt. Die interne Kommunikation laufe nur noch digital ab, die Hälfte der Verwaltungsmitarbeiter sei im Home Office. Außerdem werde die Kinderbetreuung der Pflegekräfte sichergestellt. „Das größte Problem derzeit ist, dass wir bald keine Schutzausrüstung mehr haben. Wir zittern vor dem Moment, wenn bei uns das Coronavirus festgestellt wird“, sagt Stöffelmaier. Derzeit hätten die Pflegekräfte den normalen Mundschutz, „aber nicht den FFP2- und FFB3-Schutz, der eigentlich vorgeschrieben ist.“
Stöffelmaier rechnet in diesem Jahr von Umsatzeinbußen von mindestens 50 Prozent. Er ist eigenen Angaben zufolge daher froh, dass die Rettungsschirme, die Bund und Länder versprochen habe, auch für soziale Organisationen gelten. Moment arbeiten seine Mitarbeiter und er daran festzustellen, inwiefern das Thema der häuslichen Gewalt vorhanden ist.
Tafelläden geschlossen
Auch der Förderverein „Mach mit“, der die fünf Tafelläden des Schwarzwald-Baar-Kreises in Villingen, Schwenningen, Donaueschingen, Triberg und St. Georgen betreibt, ist von der Krise betroffen. „Seit dem 17. März sind alle Läden zu“, sagt Helgina Zimmermann auf SÜDKURIER-Anfrage.

Die Vereinsvorsitzende sagt: „Unsere Helferinnen sind alle zwischen 70 und 80 Jahre alt. Die Frauen haben Angst, sich anzustecken.“ Neue, jüngere Mitarbeiter könne man auf die Schnell nicht einstellen. Diese müssten erst aufwendig eingelernt werden. Der Sicherheitsabstand von 1,50 Meter könne in den Tafelläden darüberhinaus nicht eingehalten werden, weil die Räumlichkeiten zu eng sind. „Bis zum 20. April haben wir vorerst geschlossen“, sagt Zimmermann. Jeder habe Verständnis für die drastische, aber notwendige Maßnahme gezeigt. Derzeit werden noch Kisten gereinigt und andere Restarbeiten erledigt.

Momentan arbeiten 47 Ehrenamtliche, sechs Festangestellte und 20 Menschen, die in einer Maßnahme des Jobcenters sind, für die Tafeln im Schwarzwald-Baar-Kreis.
Schlimm sei für alle Tafelmitarbeiter vor allem die Ungewissheit. Zimmermann: „Wird es nach der Krise noch genügend Lebensmittel geben? Wird weiterhin gespendet? All diese Fragen beschäftigen uns.“ Ein Problem sei, dass die Miet- und Wohnkosten weiterliefen. Die Vorsitzende habe bereits Kontakt zu öffentlichen Stellen aufgenommen. Auch die Caritas, die Räumlichkeiten an die Tafel vermietet, und Bürgermeister habe Zimmermann bereits angeschrieben mit dem Ziel, dass diese die Miete für einen Monat erlassen.
Momentan müsse die Tafel von den Ressourcen leben, die sie sich in den vergangenen Jahren aufgebaut hat. Immerhin seien die Spenden in der Vergangenheit großzügig gewesen. In sechs Wochen müsse es aber weitergehen – wegen der Tafel und den Bedürftigen, sagt Zimmermann: „Die können etwa sechs Wochen ohne die Hilfe der Tafel auskommen. Danach wird es aber eng.“ Falls sich die Situation bis zum 20. April nicht beruhigt hat, müsse man andere Wege finden. „Eventuell können wir draußen verkaufen, wie auf dem Markt. Das geht zwar nicht überall, aber in der Gerwigstraße in Villingen hätten wir dafür genügen Platz“, sagt die Vorsitzende weiter. Es bräuchte dann allerdings einen Notfallhygieneplan, der aber wieder viel Geld koste. Und ob draußen verkauft werden darf, müsse erst geklärt werden.
Notfallnummer
Die Geschäftsstelle ist laut Zimmermann weiter geöffnet. Wer Trockenwarenspenden abgeben möchte, kann dies weiterhin tun. Frische Produkte könnten derzeit allerdings nicht angenommen werden. Wer seine Hilfe anbieten will oder auf diese angewiesen ist und Fragen hat, kann sich jederzeit telefonisch unter der 07720/994090 melden. Der Anrufbeantworter sei an und werde täglich abgehört.