Vier Monate gelten wegen der überlangen Verfahrensdauer bereits als verbüßt. Die Taten liegen rund 23 Jahre zurück.
In der vorläufig letzten Verhandlung zeigte sich der ehemalige Pädagoge vor dem Landgericht Konstanz lediglich „betroffen“ darüber, dass er die persönliche und sexuelle Entwicklung seiner fünf Kinder tiefgreifend gestört hat – mit Schlägen, Demütigungen und extrem erniedrigenden Sauberkeitskontrollen im Genitalbereich. Das tue ihm leid, meinte er. Aber auch er selbst sei durch die lange Verfahrensdauer und aufgrund der Abkehr seiner Kinder schwer in Mitleidenschaft gezogen. Bei der Verlesung detaillierter Beschreibungen seiner kriminellen Taten zeigte er keine Emotionen. Er wirkte auch nicht befangen gegenüber seiner heute mit 33 Jahren jüngsten Tochter, die als Nebenklägerin im Saal saß.
Über vier Jahrzehnte hinweg hat er in häufigem Wechsel in Grundschulen im Kreisgebiet unterrichtet. Warum seine heute mit 33 Jahren jüngste Tochter ihm die „falschen Erziehungsmethoden“ immer noch nicht verzeihen kann, will ihm nicht in den Kopf. Der Angeklagte sei davon überzeugt gewesen, dass häufige Schläge mit Gürteln, Kochlöffeln oder anderen Gegenständen richtig waren, um disziplinierte Menschen aus seinen Kindern zu machen, so ein psychiatrischer Sachverständiger. Übelste Beschimpfungen und Herabwürdigungen, denen die Kinder ausgesetzt waren, täten ihm heute leid, meinte der 69-Jährige selbst. Während Schläge und Demütigungen längst verjährt sind, konnten die abendlichen Sauberkeitskontrollen als sexueller Missbrauch verurteilt werden.
Die Kinder mussten zwischen Schulalter und Pubertät nach dem Waschen nackt vor dem Vater antreten und sich von ihm an intimsten Stellen kontrollieren lassen. Nach Beanstandungen scheuerten sich die Kinder regelrecht wund, um weiteren Kontrollen zu entgehen. Die Lehrerfamilie lebte jahrelang unter desolaten Umständen in einem alten Pfarrhaus. Weil die Eltern sich sehr im kirchlichen Leben engagierten, vernachlässigten sie Kinder und Haushalt. Der 69-Jährige erklärte, dass er und seine Frau, die aus religiösen Gründen nicht verhütet hätten. Dann aber seien sie mit Erziehung und Haushaltsführung völlig überfordert gewesen. Ihn wundere, dass seine Ex-Frau nicht auch zur Verantwortung gezogen worden sei.